18.01.2019
Weltjugendtag 2019

Begegnung in Bolivia

Weltjugendtagspilgerinnen und -pilger besuchen Kaffeeplantage und Kolpingfamilie.

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von Laura Konieczny

Das offizielle Weltjugendtagsprogramm startet am 22. Januar in Panama-City. Was tut also die Gruppe aus dem Erzbistum Paderborn vorab in Costa Rica?
Vor dem Hauptprogramm finden traditionell die Tage der Begegnung statt. Die Pilgerinnen und Pilger verbringen Zeit in Gastfamilien und -gemeinden, tauschen sich über ihren Glauben und Kultur aus. Vor jedem Weltjugendtag steht darum die Frage: Wo verbringt die Gruppe aus dem Erzbistum die Tage der Begegnung? Kontakte nach Panama pflegt die Diözese derzeit nicht, zum Nachbarland Costa Rica sehr wohl - und zwar über eine Partnerschaft des Kolpingwerk Diözesanverbands Paderborn.

Weg zur Kaffeeplantage

„Wir wollen hier bewusst Menschen vor Ort, ihre soziale und kirchliche Situation kennenlernen“, sagt Diözesanjugendpfarrer Stephan Schröder. Konkret sollten die jungen Pilgerinnen und Pilger sensibilisiert werden für Projekte von Kolping Costa Rica. Der Kolpingwerk Diözesanverband Paderborn hat fünft Partnerländer in Lateinamerika. Costa Rica ist mit seiner Lage nördlich von Panama das nächstgelegene. Durch die Kooperation mit Kolping Costa Rica solle die Reise zum Weltjugendtag nachhaltig werden, erklärt Stephan Schröder: „Wir wollen Kontakte knüpfen. Unsere Idee ist es, dass aus den Begegnungen Jugendprojekte initiiert und unterstützt werden.“ Die ersten Früchte trägt diese Idee bereits jetzt. Mithilfe solidarischer Spenden der deutschen Teilnehmenden und ihren Gemeinden können sechs Jugendliche aus der Diözese San Isidro nach Panama reisen, denen es sonst nicht möglich gewesen wäre.

Mithilfe von deutschen Spenden, unter anderem aus dem Kolping Diözesanverband Paderborn, unterstützt Kolping Costa Rica Menschen in Costa Rica mit Mikrokrediten. „Damit können sich die Menschen ein Zubrot verdienen“, erklärt Reinhard Fiege. Der Pensionär ist vor sieben Jahren nach Costa Rica ausgewandert und koordiniert die Kolpingfamilien in San Isidro seitdem ehrenamtlich. Rinder, Schweine und Hühner wurden damit bereits angeschafft, eine Nähmaschine gekauft, ein Holzofen für eine Pizzeria und ein Backshop eröffnet. Durch diese so genannte Hilfe zur Selbsthilfe generieren gesellschaftlich benachteiligte Menschen ein Einkommen für sich und ihre Familie.

Don Franceso erklärt die Despulpadora.
Don Franceso erklärt die Despulpadora.

Besuch beim Kaffeebauern

Mareile aus Dortmund übt sich im Kaffee pflücken
So sehen reife Kaffeekirschen aus.
So sehen reife Kaffeekirschen aus.
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Weitere Informationen über den Kolpingwerk Diözesanverband Paderborn.

Wer in Deutschland fair und biologisch produzierten Kaffee kaufen möchte, kann dies zum Beispiel mit Tatico Kaffee tun, den das Kolpingwerk Deutschland produzieren lässt.

Einer, der vor zwei Jahren einen Mikrokredit erhielt, ist der Farmer Don Francesco. Er ist Vater von sechs Kindern - die älteste ist die 17-jährige Erica - und besitzt eine Kaffeeplantage. Mithilfe eines Mikrokredits von Kolping, für den er nur geringe Zinsen zahlen muss, schaffte er sich eine gebrauchte Despulpadora an. Die Maschine verarbeitet Kaffeekirschen und trennt das Fruchtfleisch von der Bohne. Seitdem er vor zwei Jahren die Maschine anschaffte, erziele er besser Gewinne, erklärt er einer Gruppe der Weltjugendtagspilgerinnen und -pilger bei einem Besuch auf seinem Grundstück am Donnerstag. Vorher habe er lediglich die unverarbeiteten Kaffeekirschen verkaufen können. Mit der Maschine kann er sie weiterverarbeiten, anschließend trocknen, erneut schälen, rösten, mahlen und für deutlich mehr Geld verkaufen.

1000 Colones, umgerechnet ca. 1,50 Euro, ist der Stundenlohn für das Ernten von zwölf Kilo Kaffeekirschen. Die unverarbeiteten Bohnen werden für 2400 Colones, rund 4 Euro, weiterverkauft. 

Von 248 Kilo geernteten Kaffeekirschen bleiben nach dem Trocknen und der Weiterverarbeitung 30 Kilo übrig. 

250 Gramm verkauft Don Francesco für 1300 Colones, knapp 2 Euro, an Menschen in San Isidro. Zwei Mal im Jahr erntet er diese Menge und braucht jeweils drei Monate von der ersten Ernte bis zum verkaufsfertigen Produkt.

»Begegnung schenkt uns neue Perspektiven, neue Eindrücke, schenkt uns Liebe. Von einem Weltjugendtag kommt man immer verwandelt zurück in die Heimat.«

Stephan Schröder
Diözesanjugendpfarrer im Erzbistum Paderborn

„Wahnsinn, wie viel Arbeit dahinter steckt“, findet Jacqueline John. Zusammen mit einigen weiteren Pilgern durfte die 24-Jährige aus Neheim selbst einige Kaffeekirschen ernten und feststellen, wie aufwendig die Ernte von Hand ist. Sie ist sicher: „Ab sofort schätze ich meine Tasse Kaffee noch mehr wert.“

Während der eine Teil der Pilgergruppe die Kaffeeplantage erkundet, heißt die Kolping Familie Bolivia, eine von sieben in der Diözese San Isidro, die übrigen Gäste mit traditionellen Tänzen willkommen. In der anschließenden gemeinsamen Messe von Pilgergruppe und Kolpingfamilie fasst Diözesanjugendpfarrer Stephan Schröder unter zustimmendem Nicken zusammen: „Begegnung schenkt uns neue Perspektiven, neue Eindrücke, schenkt uns Liebe. Von einem Weltjugendtag kommt man immer verwandelt zurück in die Heimat.“

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