Erzähle deine Story.
04.12.2019
Faszination

  Die Welt ist voller Geschichten


Zehn Tipps für eine packende Story

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von  Natalie Junghof

Seit Urzeiten erzählen sich Menschen Geschichten, um ihr Wissen an andere weiterzugeben. Zahlreiche Geschichten mit Heldenreise, Spannungsbogen und Happy End stehen in dem ältesten Buch: der Bibel. Auch heute erklären und verstehen Menschen die Welt mithilfe von Erzählungen. Dabei stellt sich die Frage, was eine gute Geschichte ausmacht. Und wie diese spannend und auf den Punkt genau erzählt werden kann. Diese zehn Tipps können dir dabei helfen, spannende Geschichten zu erzählen.

YOUPAX sprach beim Workshop Storytelling in Dortmund mit zwei Fachleuten des professionellen Geschichtenerzählens: Diplompsychologin Christine Erlach und Professor Michael Müller vom Institut für Angewandte Narrationsforschung der Hochschule der Medien in Stuttgart. Die Spezialisten des narrativen Erzählens lieben Geschichten und zeigten bei dem Fachtag, wie jeder Mensch Storytelling lernen kann.

Was ist deine Geschichte?
Fachtag Storytelling: YOUPAX war dabei.
Bei einer Tasse Kaffee kannst du gute Ideen sammeln.

Storytelling: Die Zielgruppe im Visier

Storytelling ist der strategische Einsatz von Geschichten zur Wissensvermittlung. Das Erzählen von Geschichten kann etwa im beruflichen Alltag hilfreich sein, aber auch im privaten. Zwei wichtige Fragen, die beantwortet werden sollten, bevor es mit dem Erzählen losgeht, sind: Wem könnte ich die Geschichte erzählen? Und mit welchem Ziel möchte ich die Geschichte diesen Menschen näherbringen?
Also Stift und Zettel in die Hand: Zielgruppe und Ziele notieren!

Erzählanlass: Das authentische Erlebnis  

Mach dir deshalb Gedanken darüber, welcher Anlass sich für deine Story anbietet. Erlebnisse aus dem beruflichen Alltag eignen sich genauso gut wie Erfahrungen aus dem Privatleben. „Dabei wirken authentische und wahre Geschichten besonders beeindruckend auf die Zuhörenden“, sagt Diplompsychologin Christine Erlach.

Damit jemand deiner Geschichte mit Spannung zuhört, sollte er dabei möglichst von Beginn an Anknüpfungspunkte finden, um mitzufühlen.

Erzählanlässe sind beispielsweise Glaubenserfahrungen, Veränderungen im Leben, Geschichten zur Unterhaltung oder biographische Geschichten von Vorbildern und Helden des Alltags.

Idee: Die konkrete Lebenssituation

Du denkst, du hast keine Story? „Jeder Mensch hat eine Story“, sagt Professor Michael Müller. Er ist überzeugt davon, dass jeder das professionelle Geschichtenerzählen lernen kann.
Stell dir selbst Fragen, wie: In welcher Situation ist mir klar geworden, dass sich meine (ehrenamtliche) Arbeit auszahlt? Was war der ausschlaggebende Punkt für meine berufliche Tätigkeit? Dabei ist es wichtig, dass die Situation so konkret und detailliert wie möglich beschrieben wird, um Aufmerksamkeit zu schaffen.

Roter Faden: Das Ziel vor Augen

Jede Geschichte hat einen Anfang, eine Mitte mit einem Ereignis und ein Ende. „Dabei sollten Fakten mit Leben gefüllt, Komplexität reduziert und Details zur Beschreibung von Situation und Protagonisten ausgeführt werden“, sagt Erlach. Demnach ist der Spannungsbogen ist sehr wichtig. Zahlreiche Geschichten durchleben eine Transformation, indem es einen Wandel im Laufe der Geschichte oder einen plötzlichen Wendepunkt gibt.

  Spannungsbogen: Die Heldenreise

Es gibt eine Reihe von Methoden, die beim Aufbau und der Gestaltung einer Geschichte helfen können. Eine bewährte Methode ist laut der Experten die Heldenreise. Dabei hat der Held zu Beginn einen Auftrag, die mit einer Herausforderung zusammenhängt. Danach folgt der Aufbruch ins Unbekannte, bei dem er Grenzen überquert, um den Weg der Prüfungen anzunehmen. Das Abenteuer führt manchmal über Kämpfe, Irrwege und durch eine harte Schule. Das Erreichen des Ziels ist die Belohnung mit einem Schatz. Der Schatz steht symbolisch für zahlreiche Zielvorstellungen, wie etwa die berufliche Karriere z.B. in der Musikbranche. Am Ende muss sich der Held nochmal beweisen, indem er den Schatz, hier sein Erfolg und Ruhm in der Musikkarriere, verteidigt und erfolgreich bleibt.

»Bei jedem erfolgreichen Kinofilm spielen Emotionen die entscheidende Rolle.«

Christine Erlach
Diplompsychologin und Geschäftsführerin von Narrata Consult

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Positionierung: Die richtige Perspektive

Aus welcher Perspektive wird die Geschichte erzählt? Diese Frage ist interessant, da ein und dieselbe Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt werden kann. Wer ist der Protagonist oder die Protagonistin? Spiele ich den Hauptdarstellenden? Oder erzähle ich die Story aus Sicht des Helfenden und damit des Nebendarstellenden? Welche Figuren erscheinen außerdem? Stehen die Figuren fest, können diese beschrieben werden. „Das Ziel der richtigen Positionierung ist erreicht , wenn die Zuhörenden sich mit den Figuren der Story identifizieren, sagt Müller.

Kreativität: Die bunten Bilder im Kopf

Für die maximale Aufmerksamkeit sorgt eine bildhafte Sprache mit Detailbeschreibung an den richtigen Stellen. Das betrifft die Situationsbeschreibung genauso wie die Figuren, die einen großen Teil der Story ausmachen. „Entscheidend ist die Situation den Zuhörenden bildhaft vor Augen zu führen“, sagt Erlach.

Emotionalität: Das Feuerwerk der Gefühle

„Bei jedem erfolgreichen Kinofilm spielen Emotionen die entscheidende Rolle“, sagt Erlach. Auch Geschichten des Alltags enthalten zahlreiche Emotionen. Gefühle werden durch Sprache, Stimme und Körper transportiert. Der Zuhörende ist im besten Fall so gepackt, dass er aufmerksam zuhört und aufgrund der großen Spannung weder Fragen stellt noch das Gesagte kommentiert. Humor kann genauso ein Gefühl sein wie Traurigkeit. Jedes Gefühl ist erlaubt – außer Langeweile.

Körpersprache: Die richtige Präsentation

Aus Geschichten der Kindheit wissen wir, wie bedeutend die Stimme und Betonung der Vorlesenden ist. Die eigene Erzählstimme geschickt in Szene setzen, Blickkontakt halten, den Körper sprechen lassen und das Erzähltempo bei bedeutenden Situationen verlangsamen.

Storylistening: Motivation zum Erzählen

 „Storylistening ist das aufmerksame Zuhören“, sagt Müller. Jeder Storyteller braucht gute Zuhörende. Fasse den Mut und erzähle deine Geschichte jemandem! Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, denn Übung macht den Meister. Beginn zunächst mit einem Vertrauten aus dem Familien- und Freundeskreis. Wenn der Person deine Story gefällt, kannst du sie ausbauen und einem größeren Publikum erzählen.

What´s your story?

Tell me your story! Jetzt bist du dran: Was ist deine Story? Erzähle uns deine Geschichte! Schreib uns gerne eine Mail an redaktion@youpax.de.

Die professionellen Storyteller: Christine Erlach und Michael Müller.

Hat dich das Geschichtenerzählen gepackt?

Weitere Informationen und Tipps findest du auf den Webseiten der professionellen Storyteller. Professor Michael Müller gibt Einblicke in die Praxis und zahlreiche Beispiele auf seinem Blog "Narratives Management" und Christine Erlach veröffentlicht ihre Lieblingsgeschichten und Anregungen zum professionellen Geschichtenerzählen auf "Narrata".

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