Taizé-Feeling erfüllt Hohen Dom zu Paderborn
02.03.2015

Taizé-Feeling erfüllt Hohen Dom zu Paderborn

13. Nacht der Lichter in Paderborn

Von Viktoria Maria Samp (Text) und Dirk Lankowski (Fotos)

Die Tür des Hohen Doms geht seit einer Stunde nicht mehr zu. Hunderte Menschen strömen hinein – Jung und Alt, aus dem gesamten Erzbistum. Hier findet jeder seinen Platz. Noch nie musste jemand vor der Tür bleiben, denn „was nicht passt, wird passend gemacht“. So rechnet Maren Gödde aus dem Organisationsteam mit über 1.300 Teilnehmern. Bereits in den letzten 13 Jahren – so lange schon gibt es den Gebetsabend im Dom - war die „Nacht der Lichter“ immer ein Highlight der Fastenzeit.

Nacht der Lichter 2015Am Eingang stehen viele Helfer. Sie haben alle Hände voll zu tun und statten die zahlreichen Besucher mit Kerzen und Liederheften aus. Um 20 Uhr soll es losgehen. Bereits eine Stunde vorher ist der Dom gut gefüllt. Die ersten Gäste haben sich schon Stunden vorher die ersten Reihen gesichert. Nach und nach füllen sich nicht nur die Bänke, sondern auch die Seiten- und Mittelgänge. Viele tragen Kissen, Decken, Matten oder Klappstühle mit sich, denn sie waren schon mal hier und wussten: Nächstes Jahr kann es nur noch voller werden. Sie freuen sich wochenlang auf dieses Ereignis, einige notieren sich den Termin schon ein Jahr vorher im Kalender, wie Diözesanjugendpfarrer Stephan Schröder zu berichten weiß.

Die Gesänge und Gebete aus Taizé, das Kerzenlicht und die Atmosphäre des Doms locken zahlreiche Besucher aus dem ganzen Erzbistum. Daniel Lucht (18) aus Detmold ist zum ersten Mal da. Andere Jugendliche erzählten ihm, dass es „richtig schön“ gewesen sein soll. Jetzt wollte auch er sich „einfach mal überraschen lassen“. Er und Leonie Brüggemann (19) sind mit einer kleinen Gruppe von Ministranten, Pfadfindern und Firmkatecheten aus Detmold angereist. Auch Leonie ist zum ersten Mal hier. Im Rahmen eines Projektes unter dem Motto „FastenZEIT“ möchte die Gruppe an diesem Tag „Zeit für Ruhe“ finden. Sicherlich sind sie dafür an genau dem richtigen Ort, denn auch der Diözesanjugendpfarrer ist jedes Jahr aufs Neue erstaunt, dass hier „mehr als 1.000 Leute auf einmal still werden können“.

Nacht der Lichter 2015Kurz vor 20 Uhr tritt Stephan Schröder ans Mikrophon. Er freut sich, dass so viele Menschen, trotz einer Demonstration am Hauptbahnhof, den Weg in die Kirche gefunden haben. Er verspricht eine „einzigartige Atmosphäre“ durch den großen Lichterteppich als Symbol für die Liebe Jesu. Das Kreuz, das zum Abschluss verehrt werden soll, stehe dabei im Mittelpunkt: „Es erinnert uns daran, dass Jesus uns alles gegeben hat – bis in den Tod“. Dieses Mal bittet Stephan Schröder insbesondere auch um das Gebet für die verfolgten Christen. Mit den Worten „Tauchen wir ein in ein einzigartiges Lichtermeer als Zeichen der Liebe Jesu“ leitet er den feierlichen Einzug ein.

Das Kreuz voran, schreiten Jugendliche der Kolpingjugend, weitere Mitwirkende, die Priester und Gemeindereferentinnen die Gänge entlang. Noch ist die Kirche dunkel. Seite an Seite sitzen und stehen die Gläubigen. Von hinten ist einzigartiger Gesang zu hören. Bald stimmen die über tausend Besucher mit ein, denn die Lieder des Taizé-Chores unter Leitung von Birgit Richter (Pömbsen) und Jan Stollmeier (Hövelhof) sind sehr einprägsam. Leonie aus Detmold ist begeistert von der Musik, vor allem die Kombination aus Geigen und Querflöten gefällt ihr sehr. Wie in Taizé üblich, wird in vielen Sprachen gesungen: Deutsch, Latein, Französisch, Spanisch und Englisch. Auch die Lesung und das Evangelium werden mehrsprachig vorgetragen.

Nacht der Lichter 2015Als die Kerzen zur eigentlichen Lichterfeier entzündet werden, erfüllen eine Lichterflut und viel Wärme den gesamten Dom. Spätestens jetzt ist das Taizé-Feeling perfekt. Die Gesänge, die Gebete, das Evangelium, die Fürbitten und die Zeit der Stille schaffen eine besondere Atmosphäre, die an die internationalen Jugendtreffen in dem kleinen französischen Dorf erinnert. Viele sind heute gekommen, um diese Atmosphäre von Taizé nacherleben zu können.
Nun kommt es zum Höhepunkt der Nacht: die Kreuzverehrung. Singend und betend stellen sich die Menschen in einer langen Schlange auf, um mit ihren Anliegen vor das Kreuz zu treten. Daniel stellt dort seine Kerze ab. Die Kerzen konzentrieren sich nun rund um das Kreuz und das Bild bekräftigt die vorher gesprochenen Worte: „Das Kreuz erinnert uns daran, dass Jesus uns alles gegeben hat – bis in den Tod“ und es ist umgeben vom „Lichtermeer als Zeichen der Liebe Christi zu uns“.

In den Seitenkapellen besteht die Gelegenheit zu einem Seelsorgegespräch oder zur Beichte. „Die meisten kommen, um über das zu sprechen, was sie bewegt“, sagt Vikar Christof Graf aus Bielefeld-Heepen. Die Seitenkapelle ist dabei etwas Besonderes: „Die Menschen sind verwundert darüber, dass es hier so offen ist. Man kann sich ihnen freundlich zuwenden“. Es seien überwiegend junge Menschen, die ein Gespräch suchten. Die meisten seien nicht älter als 30 Jahre. Aber auch die Priester und Gemeindereferentinnen sind sehr jung. Somit kommen zahlreiche gelungene Gespräche zu Stande.

Später als geplant, aber dennoch viel zu früh, geht die Nacht der Lichter mit der Kreuzverehrung zu Ende. Die begeisterten Teilnehmer machen sich auf die teils langen Heimwege und manch einer wird sicherlich noch am gleichen Tag den 19. Februar 2016 in seinem Kalender vermerken. Dass es sich lohnt, nächstes Jahr wieder hierher zu kommen, haben auch die „Erstbesucher“, wie Leonie und Daniel, gespürt. „Zeit für Ruhe“ haben sie hier jedenfalls gefunden.

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