Das Aschekreuz auf der Stirn
26.02.2020
Faszination

Aschermittwoch-Gedanken

Warum beginnen wir die Fastenzeit mit Asche auf der Stirn? Was steckt hinter dem Symbol?

test
von Carolin Schnückel
Eine Beichte zu Beginn: Meine bisherigen Kenntnisse zu Aschermittwoch waren recht begrenzt. Ehrlich gesagt so stark begrenzt, dass ich mich wohl zuletzt als Grundschulkind mit diesem Tag auseinander gesetzt habe. Und zwar in der Form, dass ich es lustig fand, ein Aschekreuz auf der Stirn zu tragen und es möglichst lang nicht abzuwischen.

Na gut. Ich hatte bisher keine Ahnung.

Dass mit Aschermittwoch die vierzigtägige Fastenzeit beginnt – klar. Aber was das eigentlich für ein starkes Symbol ist, kommt für mich unerwartet. Dass ich mich überhaupt mit dem Thema auseinandersetze, ist eher zufällig: Für einen Freelance-Auftrag wurde bei mir ein Infotext zum Thema „Aschermittwoch und Fastenzeit“ angefragt. Eineinhalb Stunden habe ich gerade recherchiert, und das Thema hat mich so beeindruckt, dass ich meine Gedanken festhalten möchte.
Ein verkohlter Feuerlöscher in verbranntem Schutt.

Asche auf mein Haupt!

Dass wir uns noch heute am Aschermittwoch vom Pfarrer ein Aschekreuz auf die Stirn zeichnen lassen, kommt ursprünglich von der altkirchlichen Tradition der öffentlichen Kirchbuße: Büßer legten 40 Tage vor Ostern ein Bußgewand an und wurden mit Asche bestreut. Sie durften erst am Gründonnerstag wieder die Kommunion empfangen. Das finde ich ja schon mal ziemlich krass.
Ascheverschmierte Hände

Asche = Buße?

Im 11. Jahrhundert wurde diese Praxis abgeschafft. Die Aschebestreuung ging dann als Symbol der Buße auf die ganze Gemeinde über und wurde Teil der Liturgie. Aber warum gerade Asche? Wenn es nur darum ginge, jemanden symbolisch zu beschmutzen, hätten sich im Mittelalter bestimmt noch ganz andere Möglichkeiten am Straßenrand geboten.

Die Asche des Alten verlangt nach frischem Mut.

Dreck reinigt den Magen.


Phönix aus der Asche

Mal von der anderen Seite gedacht. Wo Asche ist, ist vorher etwas anderes gewesen. Dann kam Feuer. Allesverzehrend, bis zum Nullpunkt. Kehrblech und Schaufel her, das ist nicht mehr zu gebrauchen. Was jetzt ist, ist ein Häufchen „das war“.

Doch nach jedem Vulkanausbruch entsteht irgendwann fruchtbare Erde. In der Leere ist Platz für Neues. Die Asche des Alten verlangt nach frischem Mut. Ohne Scheitern keine Ambition. Auf Winter folgt Frühling. Dreck reinigt den Magen.

Zwei junge Männer springen über die Glut.

Ein Versprechen

Das Aschekreuz leuchtet mir plötzlich ein. Ich stelle mir innerlich ein Gespräch vor. Die empfangende Seite sagt: „Ich habe verstanden. Ich erkenne meine Fehler. Ich will mich bessern und es nochmal versuchen. Und wenn mir die Chance gegeben wird, erinnert mich die Asche daran, in welche alte Richtung ich nicht gehen will.“

Von der spendenden Seite ist es ein: „Okay, ich find gut, dass du deinen Fehler einsiehst. Ich weiß zwar noch nicht, ob du es dieses Mal besser machst, aber ich gebe dir hiermit einen Vertrauensvorschuss. Vermassel‘ es bitte nicht.“

Die Asche verspricht den Neubeginn, der ohne sie nicht möglich wäre. Das würde ich jetzt gerne der 7-jährigen Carolin erklären.

Bunter Ascheregen

Tanz im Ascheregen

Okay. Im Grunde ist der Aschermittwoch also ein Angebot, mich zu besinnen. Ein möglicher Auftakt für 40 Tage Arbeit an mir selbst. Ein Tag der Bestandsaufnahme. Wo stehe ich gerade? Was läuft vielleicht nicht so gut? Welches Verhalten mag ich selbst nicht an mir? Tappe ich manchmal in dieselben Fallen, die am Ende zielsicher auf Frustration hinauslaufen?

Ja, da fallen mir spontan ein paar Verhaltensmuster ein, über die ich mich ärgere. Mit denen ich hin und wieder auch anderen auf die Füße trete. Altes Gefühlsgedöns, das nur im Weg steht. Negative Glaubenssätze, die wertvollen Raum blockieren. Überflüssige Gedankenkarussells, die wirklich keinen Spaß machen.

Das kann alles weg. Wirf‘ ein Streichholz in die Luft.

Ich bin bereit für ein bisschen Asche auf meiner Stirn.

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