Wie auf einem Weihnachtstruck im Südsauerland die Weihnachtsbotschaft verkündet werden soll
+++ Aufgrund des erneuten Lockdowns wurde die Veranstaltung "LOST... AND FOUND!" in Lennestadt abgesagt. +++ (Stand 15.12.2020)
2020 – was ist in diesem Jahr nicht alles ausgefallen? Hochzeiten, Schützenfeste, der Besuch im Fußballstadion. Aber: Weihnachten fällt nicht aus. Damit die Advents- und Weihnachtszeit trotz aller Hygieneauflagen ein Erlebnis wird, sind im ganzen Erzbistum Paderborn neue Eventformate an den Start gegangen.
Das Motto des Gottesdienstes ist „LOST… AND FOUND!“ Warum?Viele junge Menschen fühlen sich gerade lost, verloren, ahnungslos, orientierungslos. Sie wissen nicht, wie es weitergeht. Vielleicht blicken sie auch mit Angst nach vorne.
Dramatisierst du hier nicht ein bisschen? Das glaube ich nicht. Die Suche nach Orientierung gehört ja immer zum Jungsein dazu, und jetzt kommt noch die Corona-Lage dazu. Ich kenne Jugendliche, die ihre Zukunftspläne im Ausland aufgrund von Corona über den Haufen werfen mussten. Da sind junge Menschen, die ihre liebgewonnenen Hobbys nicht ausüben, die Freunde nicht sehen können. Ich denke an eine junge Frau, die sich innerlich ein wenig von ihrer Familie distanzieren will, weil sie einen neuen Weg einschlagen möchte, aber dabei auch Angst hat. Manchmal kommt zu alldem die Verunsicherung dazu, wie es mit der Infektionslage weitergeht und welchen Infos man zurzeit glauben schenken soll. Das alles lässt sich gut mit dem Jugendwort des Jahres „LOST“ zusammenfassen.
Dagegen gibt es plötzlich diese Weihnachtsbotschaft, die auf Welt kommt. Wir feiern an Weihnachten, dass wir uns von Gott in unseren schwierigen Situationen finden lassen können. Gott sagt uns: „Ich bin da. Ich bringe Licht ins Dunkel. Du bist geliebt. Wir stehen zusammen.“
Wie lässt sich diese Weihnachtsbotschaft 2020 erzählen? Genauso wie vor 2000 Jahren. Gott wird Mensch! Es kommt darauf an, in die aktuelle Situation Hoffnung und Licht zu bringen. Den Menschen klarzumachen, dass sie geliebt sind, dass Gott ihnen nahe ist.
Jemand sagte mir, dass dieses Jahr vielleicht das weihnachtlichste Weihnachten überhaupt wird. Weihnachten ist eigentlich etwas nicht Geplantes. Die Weihnachtsbotschaft bedeutet, dass Gott anders ist, als wir uns ihn vorgestellt hatten. Er ist ein König, aber kommt im Stall, im Dreck, zur Welt. Gott kommt gegen unsere Erwartungen, er unterbricht uns. Auch momentan fühlen wir uns wie unterbrochen, unsere Erwartungen werden enttäuscht. Wir müssen uns ständig neu orientieren – und dürfen uns an Weihnachten von Gott beschenken lassen. Darauf können wir uns freuen.
Was muss zusammenkommen, damit auch in diesem Jahr das Gefühl entsteht: „Jetzt ist Weihnachten“?
Es muss rüberkommen, dass Gott Mensch wird und nicht irgendwo im Himmel bleibt, weit entfernt. Gott liebt jeden Einzelnen – und kommt auch 2020 in der dreckigen Krippe auf die Welt. Ich finde es schön, zu wissen, dass Gott nicht im schönen Palast geboren wird, sondern im stinkenden Stall. Gott ist da, wo wir Menschen lost sind. Die Heilige Familie ist ja auch lost in dem Stall. Es gibt viele solcher Ställe, solcher dreckigen, problembehafteten Orte, wo Gott rein möchte mit seiner Liebe, seinem Freiheitsgedanken und seiner Versöhnung. Und wir können Gott mit seinem Licht dort hineintragen.