Wenn ich ein neues Album meiner Lieblingskünstlerinnen und -künstler höre, bin ich erstmal leicht reizüberflutet. Wo klingt das Vertraute durch, wo sind neue musikalische Wege eingeschlagen worden? Welches wird wohl mein Lieblingslied? An welchen anderen Song erinnert mich das gerade total?
Und dann die Texte – bis ich das Gefühl hab, einen Song wirklich verstanden zu haben, kann ich das Album locker 20 Mal rauf- und runterhören. Falls es euch da ähnlich geht, könnt ihr mit meiner Album-Review zu „Im Namen der Liebe“ bestimmt was anfangen.
»Vergesse viel zu oft, wie nah die Lösung ist
dass du durch die Gezeiten der Fels in der Brandung bist«
Darum geht’s: Die Unsicherheit der heutigen Zeit, die Angst vor der Zukunft – und Gottvertrauen als Antwort darauf. Der persönliche Glaube ist der Ort, an dem man die innere Ruhe wiederfinden, die Rastlosigkeit ablegen kann.
Klingt: Langsam, melancholisch, sehnsuchtsvoll
Passt dazu: Anker in der Zeit – Albert Frey, Das 7 Worte Ensemble
»Ich weiß, du würdest mir nicht glauben, wenn ich dir sagte, wie schön du bist
würdest deinen Augen nicht trauen, könntest du dich durch meine sehen«
Darum geht’s: Ein süßes Mutmach-Lied für Kinder. Samuel singt im Duett mit einem Mädchen – als Papa von vier Kindern kann man vermuten, dass er gemeinsam mit seiner Tochter singt.
Klingt: Leicht, verspielt, reduziert, rhythmisch
Passt dazu: Ich & Du – Anna Depenbusch, Mark Forster
»Wenn ich den Weg nicht seh' im finsteren Tal
Dann sei du mein Licht, bleib du mir nah
Seit ich denken kann hast du mich geführt«
Darum geht’s: Klassischer Lobpreis-Song. Man kann sich direkt vorstellen, wie die Atmosphäre dabei live ist. Die erste Strophe erinnert an Psalm 23, nur ein bisschen durcheinandergewürfelt und neu zusammen gebaut.
Klingt: Langsam, starke Drums, starke Back Vocals, viel Hall
Passt dazu: The Heart of Worship – Matt Redman
»Die Liebe ist der rote Faden, der sich durch das ganze Album zieht. Die Liebe zueinander, die Liebe zum Moment und auch die Liebe zum Höchsten, der die Liebe in Person ist.«
SAMUEL HARFST
ÜBER DIE ENTSTEHUNG DES ALBUMS
»Augen voller Liebe überm Himmelszelt haben jedes Haar auf meinem Kopf gezählt
Diese Augen sehen die Gipfel dieser Welt, wachen, dass auch ja kein Spatz vom Himmel fällt
Sehen auch mich im gleichen Licht, sehen auch dich«
Darum geht’s: Ein Schlaflied! Und nicht irgendeins, sondern textlich eine frische Version von „Weißt du, wieviel Sternlein stehen?“ In jeder Strophe geht’s um andere Sinnesorgane – die Hand, die Augen, das Ohr, die Stimme. Dadurch ist der Song gleichzeitig auch fast eine kleine Entspannungsübung, wenn man dabei gedanklich durch den eigenen Körper wandert (oder ein Kind dazu ermuntert).
Klingt: Sanft und beruhigend, instrumental sehr reduziert, Vogelgezwitscher und Kinderlachen im Hintergrund – wenn man einen perfekten Kindheits-Sommerabend in einen Song gießen würde, würde er wohl so klingen.
Passt dazu: Guten Abend, gute Nacht – herrH
»Soweit das Auge reicht erstreckt sich deine Herrlichkeit
Alles ist durch dich und ohne dich ist alles nichts«
Darum geht’s: Ein Liebeslied an Gott. Staunend vor der unglaublichen Schöpfung stehen.
Klingt: Ruhig, aber rhythmisch – in Strophe und Bridge getrieben, im Refrain ein Gefühl von Ankommen und Geborgenheit
Passt dazu: This is the Lord’s Doing – Oslo Gospel Choir
»Wenn du mich fragst, wie es mir geht und ich merk, dass du es verstehst
Dann gibts nichts mehr, was mich hält, fühl mich wie Regen, wenn er fällt«
Darum geht’s: Ein Lied, bei dem man nicht ganz sicher ist: Richtet es sich an Gott oder einen geliebten Menschen? Kann man bei jedem Hören anders fühlen.
Klingt: Das leise hallende Schlagzeug erinnert an Wellen, die an eine Klippe schlagen.
Passt dazu: Believing – Charles Esten, Lennon & Maisy
»Ich bin wie ein Fluss der nicht anders kann,
ich verlauf mich und komm wieder bei dir an«
Darum geht’s: Gott als Zufluchtsort, zu dem es uns immer wieder zieht. Bei Gott darf man sein, wie man ist.
Klingt: Kann man gut im Hintergrund laufen haben, eingängiger Refrain
Passt dazu: Sara Bareilles, John Legend – Safe place to land
»Es waren zwar schwere Zeiten, in denen das Album entstanden ist, aber dadurch hat es auch Tiefgang bekommen.«
SAMUEL HARFST
»Doch einmal würdest du alles dafür geben, um alles, wie es gerade ist, noch einmal zu erleben«
Darum geht’s: Das Gefühl, mitten im überfordernden Leben zu stehen. Keine Zeit um Pause zu machen, alles ist zu viel. Doch eines Tages wird man zurückblicken und diese chaotische Zeit vermissen.
Klingt: Klar gezupfte Gitarre, Gesang sehr nah. Wirkt wie halb geflüsterte, tröstende Worte.
Passt dazu: Brandi Carlile – The Mother
»Ich will das wahre Leben spüren
das tiefer geht als mein Gefühl
Irgendwas, das wirklich bleibt, ohne Ende, ohne Zeit, jetzt und hier schon Ewigkeit«
Darum geht’s: Der Wunsch nach Intensität im Leben durch gelebten Glauben
Klingt: Der elektro-poppigste Song des Albums, definitiv tanzbar!
Passt dazu: BOY – Hit my heart
»Denn schaue ich zurück, schaue ich zurück
seh’ ich, du warst immer da, ob ich’s merkte, oder nicht«
Darum geht’s: Vielleicht das dunkelste Lied des Albums. Es geht um Hoffnungslosigkeit, Angst und um das Gefühl, völlig verloren zu sein. Die einzige Möglichkeit ist das Warten darauf, dass irgendwann das Licht zurückkehrt.
Klingt: Durch die vielen Percussion- und Gesangsebenen wird das Gefühl des In-Sich-Verloren-Seins total gut aufgegriffen. Man fährt ein paar Runden im Gedankenkarussell mit – um zum Glück in den letzten, sehr reduziert arrangierten Zeilen wieder aussteigen zu können.
Passt dazu: Sia – Footprints in the sand
»Schließ’ mit mir heut meinen Frieden,
muss mich nicht mehr verbiegen
hab gelernt zu lieben, mich zu lieben, wie ich bin«
Darum geht’s: Die Hymne der Selbstliebe! Eigentlich ein zweites „Bleib so wie du bist“, nur eben in den Spiegel gesungen.
Klingt: Leicht, verträumt, wieder sehr „nah“ gesungen. Perfekt für Akustik-Versionen.
Passt dazu: Hayden Panettiere – On my way (Choir version)
»Lieber einen Tag bei dir als tausend ohne dich. Lieber einen Tag bei dir, mein Gott ich liebe dich«
Darum geht’s: Das zweite klassische Worship-Lied des Albums. Und wieder wird ein Psalm gefeaturet, diesmal Psalm 150 (Das Große Halleluja).
Klingt: Ist vom klaren Aufbau her sicherlich gut für Bands zu adaptieren. Oder einfach eine Hand aufs Herz, eine in die Luft, Augen zu und mitsingen.
Passt dazu: Dania König – Immer mehr
»Ich wünscht’, ich könnt’ dir sagen,
dass man dich entdeckt
Doch wer soll dich finden, wenn du dich versteckst?«
Darum geht’s: Im Da-Sein für andere nicht den Startschuss für die eigenen Träume zu verpassen. Sich nicht hinter Selbstzweifeln zu verstecken und darauf zu warten, bis man sich ready fühlt, sondern den ersten Schritt in Richtung der eigenen Leidenschaft zu wagen.
Klingt: Wie die ernstgemeinte Bitte eines sehr guten Freunds.
Passt dazu: Mark Forster – Chöre