04.10.2018
Helden des Glaubens: Franz von Assisi

In dieser Rubrik stellt YOUPAX euch regelmäßig Menschen vor, die mit ihrem Glauben die Welt bewegt haben

Franz von Assisi – der Mann, der das Evangelium lebte

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von Juliane Fröhling

Bis heute übt er eine ungebrochene Faszination auf die Menschen aus: Franziskus von Assisi, ein Mann auf der Suche nach Gott. Wer ist nicht irgendwann mal auf der Suche? Wie kann ich Gott finden? Und wie kann ich meinen Glauben stärken? Wer schon einmal in Assisi, malerisch mitten in Italien gelegen, war, kann die erstaunliche Geschichte des Mannes nachempfinden und in die Zeit des zwölften Jahrhunderts eintauchen. Doch was macht das Werk Franziskus‘ so ergreifend, dass noch heute Tausende unterschiedlicher Religionen nach Assisi pilgern, der Franziskanerorden bis heute besteht und dass sich sogar der Papst nach ihm benannt hat? YOUPAX-Autorin Juliane macht sich auf die Suche nach der Faszination "Franz von Assisi".

Assisi

Assisi im Sommer, um die 40 Grad, die Luft ist trocken, rundherum Berge. Auch hier herrscht das beliebte italienische Flair. Olivenbäume säumen die Straßen, Pizza und Gelati gibt es an jeder Ecke, abends trifft man sich auf ein leckeres Glas Vino. Hört sich an wie ein normaler Sommerurlaub. Doch irgendwas ist anders. Dafür, dass hier nur knapp 30.000 Einwohner leben, ist ganz schön viel los hier. Und trotz des Trubels gibt es immer wieder Ecken, an denen man zur Ruhe kommen kann. Wo gebetet werden kann. Wo karg wirkende Stellen eine unglaubliche Faszination ausüben. Und das alles wegen ihm: Franz von Assisi.

Aufgewachsen in einer Familie mit damals gutem Lebensstandard und auf bestem Wege zum weltlichen Ritter, hat Franz einen Traum: Gott ruft ihn auf, seinen Dienst in Gottes Hand zu legen und nicht in den Krieg zu ziehen. Mit dieser Eingebung krempelt er sein Leben um, zieht sich in die Einsamkeit zurück und lebt in Armut. Tagelang soll er damit zugebracht haben, in einer kleinen Höhle zu beten. Eine zweite Vision ändert sein Leben wieder: Er soll die Kirche "San Damiano" wiederaufbauen, die von den Bauern schon fast abgebaut war. Durch Betteln erhält er das Material und durch seine eigenen Hände entsteht eine (fast) neue Kirche. Dies führt zum Bruch mit seiner Familie und Franziskus widmet sein Leben nur noch dem Glauben. Eine weitere Kirche renoviert er eigenhändig: "Portiuncula" besteht bis heute und ist der Pilgerort für Franz-von-Assisi-Fans. Doch damit nicht genug: Er pflegt aussätzige Menschen und verschreibt sich ganz seinem Einsiedlerleben. Mit einer braunen Kutte predigt er auf den Straßen, wie es Jesus vor ihm gemacht hat und wie es im Evangelium geschrieben steht.

»Geht aber und predigt […] Umsonst habt ihr’s empfangen, umsonst gebt es auch. Ihr sollt weder Gold noch Silber noch Kupfer in euren Gürteln haben, auch keine Reisetasche, auch nicht zwei Hemden, keine Schuhe, auch keinen Stecken.«

Matthäus-Evangelium 10, 8-10

Ordensgründer und Bewahrung der Schöpfung

Nach einiger Zeit schließen sich andere Männer ihm an und daraus entsteht der erste Franziskanerorden. Eine weitere Weggefährtin war die adelige Klara von Assisi, die, nachdem sie eine Predigt von Franzikus gehört hatte, den Orden der Klarissen gründet. Noch heute wird ihr zu Ehren in Assisi jedes Jahr im August das "Festa di Santa Chiara" gefeiert – ungefähr vergleichbar mit unserem Libori-Fest und eine unglaubliche Gemeinschaftserfahrung.

Franziskus von Assisi stirbt am 3. Oktober 1226 nach einer schweren Augenkrankheit. Zuvor formuliert er wohl eines seiner berühmtesten Gebete: den Sonnengesang. Darin geht es vor allem um die Bewahrung der Schöpfung. Wie aktuell ist das denn bitte? Gerade heute in Zeiten des Klimawandels ist es umso wichtiger, auf die Natur acht zu geben. Franz von Assisi hat also damals schon gewusst, worauf es wirklich ankommt. Nicht umsonst wird er bereits zwei Jahre nach seinem Tod heilig gesprochen, am 4. Oktober ist sein Gedenktag. Seine Verehrung hat nach wie vor nicht abgenommen: Assisi ist nicht nur ein wunderschönes Städtchen Italiens, sondern es hat diesen ganz besonderen Spirit. Diesen Spirit, der durch die völlige Hingabe Franziskus‘ geprägt ist. Reichtum spielte für ihn keine Rolle, das wichtigste war der Glaube. So wie er zu leben, ist für uns heute wahrscheinlich unvorstellbar, doch allein der Besuch seiner Wirkungsstätte macht deutlich: Wenn man sich nur eine ganz kleine Scheibe davon abschneiden würde, könnte jeder von uns wohl schon etwas bewegen.

»Er ist für mich der Mann der Armut, der Mann des Friedens, der Mann, der die Schöpfung liebt und bewahrt... Ach, wie möchte ich eine arme Kirche für die Armen!«

Papst Franziskus über Franz von Assisi in einer Audienz für Journalisten

Das dachte sich wohl auch Papst Franziskus, der als erster Papst überhaupt sich nach Franz von Assisi benannt hat und für seine Bescheidenheit bekannt ist. Für ihn war der Heilige ein "großer Missionar der Hoffnung." Auch er wendet sich den Armen zu und lebt nach dem Gebot der Barmherzigkeit.

Der Sonnengesang

Du höchster, mächtigster und gütiger Herr,
dir gilt das Lob, die Herrlichkeit,
die Ehr' und jeder Segen.
All dies gebührt nur Dir, Du Allerhöchster,
kein Mensch ist auch nur würdig,
dich zu nennen.

Gelobt seist Du, Herr,
samt allen Deinen Werken,
doch in besonderem Maß durch Schwester Sonne.
Auf uns herab lässt Du sie täglich scheinen.
Wie schön ist sie; sie strahlt mit großem Glanze.
Vor Dir, o Höchster, hat sie ihren Sinn.

Gelobt seist Du, Herr,
auch wegen Mond und Sternen,
die glanzvoll, schön und kostbar Du geschaffen.

Gelobt seist Du, o Herr, durch Bruder Wind,
durch Lüfte, Wolken und jedwedes Wetter
das die Geschöpfe Deiner Hand erhält.

Gelobt seist Du, mein Herr,
durch Schwester Wasser,
die nützlich-schlichte, köstliche und reine.

Auch Bruder Feuer lobe Dich, o Herr,
er leuchtet uns in nächtgem Dunkel;
lustig ist er und schön; kräftig und kühn.

Es lob' Dich unsere Mutter Erde, Herr,
die uns erhält und leitet.
Sie schenkt uns viele Früchte,
Kräuter, bunte Blumen.

Gelobt seist Du, o Herr, durch all' diejenigen,
die Dir zulieb' Verzeihung üben,
die Kranke und Bedrängte pflegen;
selig sind, die geduldig leiden,
denn Du wirst ihnen einst die Krone geben.

Gelobt seist Du, mein Herr,
durch unseren Bruder Tod,
dem kein Lebend'ger kann entrinnen:
Weh' denen, die in Todessünden sterben,
doch selig, die sich Deinem
heiligen Willen fügen:
Leicht ist ihr Tod und ohne jeden Schmerz.

Lobet und preiset meinen Hern, und danket
und dienet ihm in Demut ohn' Zagen.

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