Die Pfadfinder und Pfadfinderinnen tragen das Friedenslicht in die ganze Welt.
Die Pfadfinder und Pfadfinderinnen tragen das Friedenslicht in die ganze Welt.
10.12.2019
Miteinander

Mut zum Frieden

Die Friedenslichtaktion 2019

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von Lioba Vienenkötter

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich 2007 das erste mal bei der Aussendungsfeier des Friedenslichtes im Münsteraner Dom teilgenommen habe. Die vielen Manschen, der Gottesdienst, das Licht – alles hat mich total begeistert. Seitdem war ich jedes Jahr im Dom, meistens mit meiner Familie. Diese Tradition hat sich in den letzten Jahren echt manifestiert und das Licht hat sich nicht nur in unseren Kalender und unsere Herzen, sondern auch in die Küchentischplatte eingebrannt. Dort erinnert das ganze Jahr über ein Tischtennisball-großer Brandfleck ans Friedenslicht.

Am dritten Advent ist es wieder so weit: Die Pfadfinder- und Pfadfinderinnenverbände verteilen in Deutschland das Friedenslicht. Für alle, die das Friedenslicht noch nicht kennen: Das Friedenslicht wird jedes Jahr im Dezember von österreichischen Pfadfindern und Pfadfinderinnen in der Geburtsgrotte Jesu in Bethlehem entzündet und von da aus nach Wien transportiert. In Wien wird das Licht dann am Vorabend des dritten Advents an Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus der ganzen Welt verteilt, die es wiederum in ihre Länder, Bistümer und Gemeinden tragen. So wird das Friedenslicht zu einem internationalen Zeichen des Friedens und der Versöhnung.

In Wien wird dasLicht von den europäischen Pfadfinderinnen und Pfadfindern abgeholt.

Die Aktion steht jedes Jahr unter einem anderen Motto. In diesem Jahr lautet es „Mut zum Frieden“. Aber was heißt das, Mut zum Frieden? Was hat Frieden mit Mut zu tun und wo können wir als Einzelne da ansetzen? Diesen Fragen möchte ich im Folgenden auf die Spur gehen.

Das Licht wird in der Geburtsgrotte Jesu in Bethlehem entzündet.
Von Bethlehem wird das Licht nach Wien gebracht.
Viele Menschen besuchen den Aussendungsgottesdienst in Wien.

Frieden und Mut, das sind ganz schön komplexe Begriffe, sogenannte Abstrakta. Ich denke, jeder Mensch hat eine eigene Definition dieser Wörter, aber für Frieden lässt sich zweierlei festhalten: Im religiösen Kontext bedeutet „Frieden“ eine Geborgenheit in Gott, wir kennen das aus „Ruhe in Frieden“ und ähnlichem. Frieden gibt es aber auch als zwischenmenschliches Konzept – Frieden zwischen zwei Staaten zum Beispiel. „Mut“ beschreibt die „Fähigkeit, in einer gefährlichen, riskanten Situation seine Angst zu überwinden“, so sagt das zumindest der Duden. Das Wort Mut kenne ich am ehesten aus Märchen. Ich wüsste nicht, in welcher modernen Situation ich dieses Wort mal gehört habe. Vielleicht beim Zahnarzt. Aber ich glaube, dass das Organisations-Team des Friedenslichtes nicht an Zahnarzt-Situationen gedacht haben, als sie sich das diesjährige Motto überlegt haben.

Das Ding ist ja, dass wir, die hier in Deutschland aufgewachsen sind, gleichzeitig auch im Frieden aufgewachsen sind. Wir kennen den Krieg nur aus den Nachrichten und Filmen. Und da können wir natürlich von Glück reden. Das sieht für viele Menschen auf der Welt schließlich ganz anders aus. Jean-Claude Juncker, der ehemalige EU-Kommissionspräsident, hat dieses Thema auch in seine Abschiedsrede am 22. Oktober 2019 aufgenommen: „Frieden ist nicht selbstverständlich, und wir sollten stolz darauf sein, dass Europa den Frieden erhält“, sagte er vor dem Eu-Parlament in Brüssel. . Noch unsere Eltern zum Beispiel sind im Krieg groß geworden, wenn auch im kalten Krieg. Dass wir heute im Frieden leben können, hat damit zu tun, dass Kompromisse eingegangen und Konflikte beigelegt wurden.

Und Kompromisse einzugehen erfordert schließlich auch Mut, nicht nur, wenn es um Kriege und gewalttätige Konflikte geht. Ich streite mich zum Beispiel ständig mit meiner Schwester. Ich weiß ganz genau, dass wir das mal klären müssten, aber manchmal fehlt es mir an Mut, auf sie zuzugehen und unseren Streit beizulegen. Ich will auf keinen Fall behaupten, dass solche Streitereien so bedeutsam wären wie die internationalen Kriege, die Millionen von Menschenleben zerstören. Aber ich denke, dass jeder Mensch, seine eigenen Konflikte hat, die man mal befrieden könnte. Mir fällt dazu ein Liedtext ein, der für mich untrennbar mit dem Friedenslicht verknüpft ist, wir singen dieses Lied nämlich jedes Jahr im Aussendungsgottesdienst des Friedenslichtes.

„Wir wollen aufsteh'n, aufeinander zugeh'n, voneinander lernen, miteinander umzugeh'n. / Aufsteh'n, aufeinander zugeh'n und uns nicht entfernen, wenn wir etwas nicht versteh'n.“

So heißt es da im Refrain. Und in einer Strophe „Wenn wir nicht zusammenleben, kann die Menschheit nur verliern.“ Ich denke, da steckt schon ganz viel von dem drin, was ich im bisherigen Text zu vermitteln versucht habe. Und noch mehr steckt in diesem Lied vom Grundgedanken des Friedenslichtes. Das soll ja schließlich auch unter den Menschen verteilt werden, indem man aufeinander zugeht. Sei es jetzt, indem man das Licht in die Heimatstadt bringt und dort an die Gemeinde, die Altenheime, Polizeiwache oder Krankenhäuser verteilt, oder indem man gezielt auf jemanden zugeht, mit dem man sich vorher gestritten hat. So ein kleines Licht kann Wunder wirken. Wie schon ein altes dänisches Sprichwort sagt (und ich beziehe mich hier auf die offizielle Friedenslicht-Seite): „Du verlierst nichts, wenn du mit deiner Kerze, die eines anderen anzündest.“ Wer weiß, die großen Kriege lassen sich bestimmt nicht durch eine Kerze beenden, aber vielleicht dadurch, dass man aufeinander zugeht. Und das kostet, wie das Weiterreichen einer Flamme, fast nichts, nur ein bisschen Mut.

Wenn Du jetzt auch Lust hast, auf andere Menschen zuzugehen und Teil der weltweiten Friedenslichtaktion zu werden, dann komm doch am 15. Dezember ab 15:00 Uhr in die St. Josefs Kirche in der Dortmunder Nordstadt. Dort verteilt die DPSG des Diözesanverbandes Paderborn zusammen mit dem VCP (Verband christlicher Pfadfinder) das Friedenslicht. Und dazu sind natürlich nicht nur Pfadfinder*innen eingeladen.

DasFriedenslicht

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