Steg am Wasser, im Hintergrund Land mit Wald, leicht nebelig
22.03.2022
Miteinander

Eine Welt voll Wasser?

Warum der Zugang zu sauberem Wasser ein Privileg ist

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von Noah Fritsche

Heute ist Weltwassertag. Und erst vor kurzem habe ich passend dazu ein Buch gelesen: "Die Geschichte des Wassers" von Maja Lunde. In dem Roman werden drei Geschichten rund um das Thema Wasser erzählt. Dabei malt die Autorin unter anderem eine sehr trockene Zukunft für Europa aus. Das Wasser werde knapp und die Menschen flüchteten aus dem trockenen Süden in den wasserreicheren Norden. Diese trockene und düstere Vision eines zukünftigen Europas hat mich nachdenklich werden lassen.

Der blaue Planet - Unsere Erde liefert viel Wasser, aber wie viel ist für uns?
Der blaue Planet - Unsere Erde liefert viel Wasser, aber wie viel ist für uns?

Wasser, das Element des Lebens, dass uns hier und heute zu Genüge zur Verfügung steht und doch so begrenzt scheint. Was weiß ich eigentlich über das Wasser, das ich täglich nutze? Wie steht es um das Wasser auf der Erde und wie kann ich bewusster mit der Ressource Wasser umgehen? Das sind die Fragen, die mir durch den gehen.

Zunächst scheint die Idee eines trockenen Europas eher unrealistisch, schließlich haben wir hier jede Menge Wasser. Sobald wir den Wasserhahn aufdrehen, sprudelt es aus der Leitung. Außerdem haben wir Flüsse und Meere voll von Wasser vor unseren Türen.

Die Erde ist doch voller Wasser. Sie wird ja nicht ohne Grund "der blaue Planet" genannt. Aber: 97 Prozent des Wasser auf der Erde sind Salzwasser. Lediglich 3 Prozent sind Süßwasser. Und innerhalb des Süßwasser sind wiederum nur 0,03 Prozent als Trinkwasser nutzbar.

Weltweit haben rund 771 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Davon haben 489 Millionen Menschen nicht einmal einen Zugang zu irgendeiner Trinkwasserstruktur. Das berichten die Vereinten Nationen. Aufgrund dieser Unter- beziehungsweise Nichtversorgung sterben jedes Jahr ca. 842.000 Menschen. Und das, obwohl der Zugang zu sauberem Trinkwasser bereits 2010 von den Vereinten Nationen als Menschenrecht anerkannt worden ist.

Fluss mit Steinen und kleinen Verwirbelungen

Fakten über Wasser

Wasser weltweit

Der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist seit 2010 ein Menschenrecht.

771 Millionen Menschen auf der Welt ist sauberes Trinkwasser nicht zugänglich. Davon haben 489 Millionen Menschen keinen Zugang zu jeglicher Trinkwasserstruktur.

Aufgrund von verunreinigtem Wasser und schlechten Hygienebedingungen sterben jedes Jahr 842.000 Menschen.

3,6 Milliarden Menschen haben keinen gesicherten Zugang zu sanitären Einrichtungen, davon haben rund 1,7 Milliarden keinen Zugang zu einer Sanitären Basisversorgung.

2,3 Milliarden Menschen weltweit haben keinen gesicherten Zugang zu Hygieneeinrichtungen.

Ca. 97% des Wassers auf der Erde ist salzhaltiges Meerwasser, nur ca. 3% des Wassers ist Süßwasser. Von diesen 3% sind lediglich 0,03% als Trinkwasser nutzbar.

Wasserverbrauch

Durchschnittlich verbraucht jeder Deutsche 5.288 Liter Wasser am Tag.

Jeder Deutsche nutzt am Tag durchschnittlich 124 Liter Wasser im Haushalt - in etwa die Wassermenge, die man für ein Vollbad benötigt.

Das wenigste Wasser davon trinkt der Mensch tatsächlich.

Das meiste Trinkwasser geht im Haushalt für die Toilettenspülung drauf.

Virtuelles bzw. latentes Wasser bezeichnet die Menge Wasser, die tatsächlich für die Herstellung eines Produktes anfällt:

-1kg Rindfleisch im Durchschnitt ca. 16.726 Liter

-1 Baumwoll-T-Shirt ca. 10 2.000 Liter

-1 Blatt Papier ca. 10 Liter

-1 Tasse Kaffe etwa 140 Liter

Wasser sparen

Um Wasser zu sparen sollte man Duschen statt Baden. Eine kurze Dusche verbraucht bis zu dreimal weniger Wasser als ein Vollbad. Ungefähr 180 Liter Wasser fasst eine durchschnittliche Badewanne, fünf Minuten duschen verbraucht ca. 60 Liter. Ein Dusch-Sparkopf hilft dabei, noch mehr Wasser zu sparen. Dem Wasser wird Luft beigemischt, dadurch verringert sich der Wasserdurchlauf, der Strahl behält aber trotzdem sein volles Volumen.

Zur Bewässerung des Gartens sollte bestenfalls Regenwasser genutzt werden.

Ein Trinkwassersprudler kann Haushaltsgeld sparen und das Kistenschleppen fällt weg. Außerdem schmeckt das Trinkwasser spritziger.

Saisonal und regional einkaufen. Gemüse benötigt je nach klimatischer Situation unterschiedlich viel Wasser. Wer viel regionale und saisonale Lebensmittel kauft, senkt seinen Wasserfußabdruck.

Weniger Fleisch bedeutet weniger Wasser. Tierische Lebensmittel sind Spitzenreiter beim Verbrauch von virtuellem Wasser. Viel pflanzliche Lebensmittel in den Speiseplan einzubauen und Fleisch nur in Maßen zu genießen, senkt den Wasserabdruck deutlich.

Produkte und Geräte sollten möglichst lange verwendet werden. In einem Computer stecken 20.000 Liter virtuelles Wasser, in einem Smartphone 910 Liter. Viele dieser technischen Geräte werden ersetzt, bevor sie kaputt sind. Wer nicht jedem Trend hinterherläuft und Geräte so lange wie möglich nutzt, spart also richtig viel Wasser.

Und: Wasser ganz bewusst verwenden!


Gesund mit Wasser

Der Menschliche Körper besteht zu 50-60% aus Wasser.

Zwischen 1 1/2 und 2 Liter Wasser sollte jeder Mensch am Tag zu sich nehmen.

Man sollte zu jeder Mahlzeit Wasser trinken.

Man sollte mit dem Trinken nicht warten, bis man durstig ist.

Wer Sport treibt, sollte mehr trinken.

Was kann ich tun, um weniger Wasser zu verbrauchen?

Ich frage mich: Was ist mit mir? Wie viel Wasser benötige oder verbrauche ich täglich?

Laut WWF fallen in einem deutschen Haushalt pro Tag und Kopf etwa 124 Liter Wasser an. Den größten Anteil daran hat tatsächlich die Toilettenspülung.

Bei 124 Litern am Tag ist allerdings nicht Schluss. Diese Wassermenge betrifft nur das Wasser, das getrunken oder heruntergespült wird. Laut WWF verbraucht insgesamt jeder Mensch in Deutschland täglich rund 5.288 Liter Wasser.

Wir verbrauchen am Tag eben nicht nur aktiv Wasser, sondern nutzen auch Produkte oder Dienstleistungen, für die zuvor große Mengen Wasser eingesetzt werden mussten. Diese versteckte Form des Wasser heißt virtuelles Wasser. Für 1 Kilogramm Rindfleisch beispielsweise fällt im Schnitt ein Wasserverbrauch von 16.726 Litern an für ein Baumwoll-T-Shirt ca. 2.000 Liter, für ein einziges Blatt Papier 10 Liter und für eine kleine Tasse Kaffee 140 Liter. Das sind Mengen, die ich mir teilweise nur schwer vorstellen kann. Und trotzdem trage ich mit meinem Lebensstil täglich dazu bei, dass genau diese Massen von Wasser verbraucht werden.

Im Alltag Wasser sparen

Hände schöpfen Wasser aus einem Rohr ab

Wie kann ich in meinem Alltag Wasser sparen? Im Haushalt zum Beispiel kann es helfen, zu Duschen statt zu Baden, Regenwasser zur Bewässerung des Gartens zu nutzen oder einen Trinkwassersprudler zu verweden, da so weniger virtuelles Wasser für zum Beispiel den Transport und die Förderung von Mineralwasser verwendet werden muss. Außerdem sparen regionales und saisonales Einkaufen und der Verzicht auf Fleisch und tierische Produkte virtuelles Wasser. Der größte Schritt ist aber schon damit getan, Wasser bewusst zu verwenden und den eigenen Wasserkonsum zu hinterfragen. Denn: trinkbares Wasser ist ein Privileg.

Spätestens mit diesem Wissen wird klar, warum auch uns hier in Europa eine weltweit gesicherte Trinkwasserversorgung interessieren sollte. Das Privileg des sauberen Wasser ist eben kein Selbstverständnis. Nicht zuletzt auch aus diesem Grund und um die Öffentlichkeit auf die Bedeutung von Wasser aufmerksam zu machen, wurde der Weltwassertag am 22. März jeden Jahres ins Leben gerufen. Im Mittelpunkt stehen Themen der weltweiten Wasserversorgung, Wasserverschmutzung und auch Wassermangel.

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