Einen Gänsehautmoment hatte ich am Schluss der Messe, als das „Te Deum laudamus“ mit feierlichem Orgelspiel angestimmt wurde und die prall gefüllte Kirche daraufhin laut „Großer Gott, wir loben Dich“ sang. Das war für mich ein Gefühl der Einheit und der Zuversicht. Ich habe gespürt, dass die Botschaft Jesu auch in die heutige Zeit passt und uns miteinander verbindet.
Das Pfingsthochamt habe ich beim „Fest der Jugend“ in meiner Heimatpfarrei St. Dionysius Elsen miterlebt. Das Pfingstfest in dem Paderborner Vorort wird von der Gruppe ReFocus.Him organisiert, zu der ich auch gehöre. Wir haben uns den Namen gegeben, da wir in schwierigen Zeiten der Kirche den Fokus wieder auf den lenken wollen, der am wichtigsten in unserem Glauben ist: Jesus. An Pfingsten haben mit uns nun schon zum zweiten Mal über 200 junge Menschen zusammen gesungen, gefeiert und um den Heiligen Geist gebetet.
Ich selbst durfte Teil des Vorbereitungsteams sein und das Team Kirche und Liturgie leiten. Unsere Aufgabe habe ich vor allem darin gesehen, die Kirche, vor allem den Altarraum, schön zu schmücken und auch die Liturgie ästhetisch ansprechend zu gestalten. Das ist für mich ein Ausdruck der Ehre Gottes, den Platz, an dem wir beten, wo wir mit ihm in Begegnung kommen, angemessen herzurichten.
Die Heilige Messe, die für viele junge Leute schnell als relativ langweilig wahrgenommen wird, hat für mich persönlich große Bedeutung. Ich bin zwar seit der Erstkommunion Messdiener gewesen und war auch regelmäßig in der Kirche, aber als ich dann ins jugendliche Alter kam, fand ich die Messe und Liturgie eigentlich immer eher langweilig. Dabei gehalten hat mich – und das war gut so – die Gemeinschaft unter den Messdienern.
Nach der Firmung konnte ich erstmal mit einigen Glaubensinhalten gar nichts angefangen, sodass ich sogar kleine Teile vom Glaubensbekenntnis und Vater Unser nicht mehr mitgesprochen habe. Aber als ich 16 wurde, bekam ich einen kleinen Nebenjob bei mir in der Gemeinde. Ich wurde Küster und so habe ich oft das ganze Wochenende in der Kirche verbracht, die Messen vor- und nachbereitet und bin manchmal als Messdiener eingesprungen.
Mein damaliger Heimatvikar hatte ein großes Gespür für Liturgie und hat die Messe sehr würdig und andächtig gefeiert. So habe ich irgendwann gemerkt, dass doch mehr dahintersteckt und ich habe die Messe immer mehr als persönliches Gebet wahrgenommen. Daraufhin habe ich angefangen, immer öfter aus Überzeugung und nicht aus Pflicht in die Messe zu gehen, auch werktags.
»Ich habe gemerkt, dass hinter den Riten in der Messe ein tieferer Sinn steckt.«
Lukas, 24
Im Team Kirche und Liturgie beim Pfingstfest in Elsen konnte ich mit viel Kreativität, denn es gibt durchaus Gestaltungsmöglichkeiten, die Messen und sonstigen Programmpunkte liturgisch vorbereiten und durchführen. Neben den Heiligen Messen war der Abend der Barmherzigkeit ein liturgischer Höhepunkt. Hier wurde das Allerheiligste auf dem Altar ausgesetzt, es wurde Lobpreis gesungen und es bestand die Möglichkeit zur Beichte.
Für die Aussetzung in der Monstranz haben wir vor allem den Altar festlich geschmückt, um Jesus so einen Platz zu verschaffen, der vielleicht einen kleinen Ausblick auf die Schönheit Gottes und des Himmelreiches gibt. Beispielsweise haben wir in der Sakristei alte Chormäntel gefunden, die wegen einiger kleiner Beschädigungen nicht mehr getragen werden, und haben diese auf den Altar gelegt. Das war schon ein beeindruckendes Bild und zusammen mit dem tollen Licht des Technik-Teams hat der Altar geradezu gestrahlt.
Durch die Liturgie habe ich mich immer mehr mit Gott verbunden gefühlt und angefangen, mir auch im Alltag ein Gebetsleben aufzubauen. Ich habe auch gemerkt, dass die Schönheit und Ästhetik der Liturgie, der Gewänder und des Kirchenraumes nicht irgendwie eine äußerliche Darstellung der „reichen Kirche“ sind, sondern, dass sie dazu dienen, Gott die Ehre zu geben.
Dadurch, dass ich 2019 in das Priesterseminar in Paderborn eingetreten bin, wurde die Liturgie und die Hl. Messe noch einmal ein festerer Bestandteil meines Lebens. Sowohl in feierlichen Messen wie Priester- oder Diakonweihen – und als Paderborner natürlich auch am Liborifest – habe ich immer wieder erleben dürfen, wie die Liebe zu Jesus Christus und die Gemeinschaft von uns als Gläubigen in den Riten zum Ausdruck gebracht wird.
Natürlich haben wir mit vielen Messdienern diesen Abend auch noch, neben der schönen Musik des Lobpreisteams, liturgisch gestaltet. Nicht nur mit einem, sondern sogar zwei Weihrauchfässern. Auch Weihrauch ist für mich ein Ausdruck, um Gott zu ehren. Das schöne dabei ist, dass er mehrere Sinne anspricht, vor allem den Geruchssinn. Wie viele andere Riten auch ist der Weihrauch ein äußeres Zeichen, das eine innere Haltung zum Ausdruck bringen soll – das Gebet was zu Gott hinaufsteigt.
Besonders begeistert hat mich beim Pfingstfest in diesem Jahr, wie jedes Team auf seine ganz eigene Art und Weise Gott lobt und preist. Diese Vielfalt ist für mich ein Zeichen davon, wie jeder seine eigene Art hat, mit Gott zu reden und zu ihm zu beten. Das hat man nicht nur in der Umsetzung gemerkt, sondern auch in der Vorbereitung. Das Teamwork war von gegenseitigem Respekt geprägt, so ein harmonisches Team habe ich noch nie erlebt. Und das war keine falsche, aufgesetzte Harmonie, sondern ich habe gemerkt, wie dieses gute Miteinander aus der Liebe eines jeden Einzelnen zu Jesus kommt.
Bei all ihrer Schönheit gilt bei der Liturgie, dass die äußerliche Darstellung auch unserer inneren Einstellung entsprechen muss. Sonst wird sie nur zu einem „gefrömmelten“ Schauspiel. Ich denke es ist wichtig, immer hinter das Äußerliche zu schauen und zu überlegen, was denn dahintersteckt, das hat nämlich so einen großen Schatz in sich.