Lebenswege
25.02.2021
Perspektive

Der richtige Lebensweg?

Wenn berufliche Träume platzen, dann ist Gott nicht weit.

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von Anna Petri

Ich erinnere mich sehr gut an meine Kindheit. Im Kino lief zum Beispiel Jurassic Park, die großen Reptilien haben mich unglaublich fasziniert. So sehr, dass ich als Kind Dinosaurierforscherin werden wollte. Als Kinder hatten sicher viele von uns eine ganz konkrete Vorstellung davon, was sie später einmal werden wollen. Als Astronaut in den Weltraum fliegen, als Pirat die sieben Weltmeere besegeln, als Prinzessin in einem wunderschönen Schloss wohnen.

Kindliche Vorstellungen vom späteren Berufsleben können so herrlich erfrischend sein. Die wenigsten verdienen ihren Lebensunterhalt dann später mit dem Kapern von anderen Schiffen oder dem Regieren eines Märchenlandes. Trotzdem sind diese Träume von unschätzbarem Wert.

Lebenswege

Warum ich diesen Einstieg gewählt habe? Vielleicht, um zu zeigen, dass sich unser Leben nicht immer so entwickelt, wie wir es ursprünglich geplant haben.

Ein sehr guter Freund von mir hat sich fast zehn Jahre mit seinem Jura-Studium rumgeschlagen, um seinen Traum von einem Leben als Rechtsanwalt zu verwirklichen. Leider hat er das Examen nicht gepackt und musste sich dann, mit fast schon Mitte dreißig, noch einmal vollkommen neu orientieren. Ich habe leider kaum noch Kontakt zu ihm, aber ich kann mir vorstellen, dass das damals eine ziemlich schwere Zeit für ihn war. Er wusste genau, wohin der Weg hingehen sollte. Doch die Tür blieb verschlossen.

Lebenswege in der Bibel

Obwohl ich Christin bin, schaue ich in solchen Momenten viel zu selten in die Bibel, was eigentlich total schade ist. Denn das Buch der Bücher ist voll von Geschichten von Menschen, deren Lebenswege eben auch nicht immer so verlaufen sind, wie sie es sich ursprünglich vorgestellt haben. Es gibt da einige besonders bewegende Beispiele.

Lebenswege

Ganz bekannt sind natürlich die einzelnen Lebensgeschichten der Jünger im Neuen Testament, die im Grunde alle durch Jesu Einladung, ihm zu folgen, aus ihrem bisherigen Lebensalltag ziemlich abrupt herausgetreten sind. Petrus war ursprünglich Fischer. Jetzt ist er Jünger. Gewissermaßen auch ein Beruf. Wenn auch eher eine Berufung.

Ein weiteres prominentes Beispiel ist Maria, die sicherlich ganz schön mit sich hat kämpfen müssen, als sie von einem Engel erfahren hat, dass der Vater im Himmel ganz andere Pläne mit ihr hat.
Eine junge Frau, die bereits verlobt ist und im Grunde schon ganz genau weiß, wie ihr Leben als Ehefrau von Joseph aussehen wird, erfährt, dass sie ein Kind erwartet. Mehr noch, dass sie den Erlöser zur Welt bringen soll.

Ich glaube, die wenigsten von uns können sich wirklich vorstellen, wie schwer diese Entscheidung für Maria gewesen ist. Und trotzdem hat sie diese schnell getroffen.

Eine Entscheidung, die nicht nur ihre bisherige Lebensplanung über den Haufen geworfen hat. Nein. Sie ist damit auch ein sehr großes Risiko eingegangen. Hätte Joseph nicht zu ihr gehalten, hätte ihr ein Leben als Außenseiterin gedroht.

Ruth und Naomi

Mir persönlich gibt die Geschichte von Ruth und Naomi sehr viel Kraft. Besonders wenn ich, was durchaus manchmal vorkommt, meinen eigenen Lebensentwurf hinterfrage. Naomi hat mit ihrem Mann und ihren Söhnen ihre Heimat Bethlehem aufgrund einer Hungersnot verlassen müssen. Ihr Leben hat somit eine andere Richtung genommen, als sie es vermutlich ursprünglich für sich vorgesehen hatte.

Ruth war die Frau eines Sohnes von Naomi und hat sich, nachdem alle Männer der Familie gestorben waren, dazu entschlossen, ihrer Schwiegermutter in deren alte Heimat – ein für sie fremdes Land – zu folgen. Besonders beeindruckt mich, was Ruth in diesem Moment zu Naomi gesagt hat:

„Überrede mich nicht, dich zu verlassen. Ich will mit dir gehen. Wo du hingehst, will ich auch hingehen, und wo du lebst, will ich auch leben. Dein Volk wird mein Volk sein und dein Gott wird mein Gott sein. Wo du stirbst, will ich auch sterben, und dort will ich begraben werden. Gott tue mir dies und das, nur der Tod wird mich von dir scheiden.“ (Ruth 1,16)

Lebenswege

In diesem Satz steckt für mich sehr viel Kraft und Mut. Noch bewegender finde ich, wie die Geschichte dann weitergeht. Durch ihre Entscheidung Naomi zu folgen, wurde Ruth zu einer der Vorfahrinnen von König David und steht somit in direkter Linie zu Jesus selbst.
Mir zeigt die Geschichte, dass ein Leben, auch wenn es nicht so verläuft wie man sich das ursprünglich gedacht hat, gerade dadurch ganz neue Erfahrungen und Aufgaben für einen bereit halten kann, an die man vielleicht zu Beginn niemals gedacht hätte. Und die einem dann im Nachhinein umso wertvoller erscheinen. Vielleicht gelingt es durch so ein ungeplantes Ereignis eine ganz neue Erfüllung im Leben zu finden, mit der man vorher nie gerechnet hätte.

Mut und Vertrauen

Natürlich braucht es dafür auch Mut und einiges an Entscheidungswillen. Ich denke, dass uns das sowohl die Geschichte von Maria und den Jüngern als auch die Geschichte von Ruth und Naomi sagt.

Für mich ist dabei aber ganz wichtig zu wissen, dass ich Gott vertrauen kann und weiß, dass er hinter mir steht, egal wofür ich mich entscheide. Und dass er mich nicht allein lässt, wenn ich vor einer Entscheidung stehe, mit der ich wirklich schwer zu kämpfen habe. Zum Beispiel dann, wenn mir in meinem Berufsleben eine Tür verschlossen bleibt, durch die ich vielleicht gern gegangen wäre.

Natürlich ist es wunderbar, wenn man schon als kleines Kind ganz genau weiß, was man später einmal werden möchte. Und es ist umso wunderbarer, wenn man diese Träume dann tatsächlich auch verwirklichen kann. Aber auch, wenn es mit dem Leben als Astronaut oder Prinzessin dann erstmal doch nicht klappt, kann man darauf vertrauen, dass Gott einem auf jedem Lebensweg zur Seite steht. Auch wenn dieser vielleicht in eine andere Richtung geht als in die, die man ursprünglich für sich vorgesehen hat.

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