26.05.2019
Miteinander

In 72 Stunden die Welt verbessern

Jugendverbände des Erzbistums engagieren sich bei der bundesweiten 72-Stunden-Aktion

test
von Sophie Kiko

An diesem Wochenende ist vieles geschafft worden. Rund 6000 Kinder und Jugendliche aus dem Erzbistum Paderborn nahmen in 195 Aktionsgruppen an der bundesweiten 72-Stunden-Aktion des BDKJ (Bund der Deutschen katholischen Jugend) teil. Sie griffen zu Hammer, Schubkarre und Telefon, um gemeinsam in 72 Stunden ein soziales Projekt umzusetzen. 

Während einige Gruppen sich komplett von ihrem Projekt überraschen ließen – dazu später mehr – planten viele schon Wochen im Voraus wie Aktionsgärten angelegt werden können, Jugendräume umgestaltet werden sollen oder ein Open-Air Kino zu realisieren ist. Die 20 Koordinierungskreise in der Diözese standen hier als Ansprechpartner stets zu Verfügung und behielten den Überblick über die ganz unterschiedlichen Vorhaben.

Jungschützen und Messdiener aus Ostenland bei der 72 Stunden-Aktion

»Es macht Spaß, gemeinsam zu arbeiten und dabei etwas Gutes zu tun. Jeder ist dabei und das ganze Dorf packt mit an«

Benedikt Jüde
Jungschützen und Messdiener Ostenland

Ostenland: Fünf Trecker stehen rund um das Pfarrheim und den Kindergarten, drei Betonmischer laufen und jeder der etwa 50 Teilnehmer im Dorf ist schwer beschäftigt. Die Jungschützen und Messdiener des Ortes haben sich zusammengeschlossen, um am Außenbereich des Pfarrheims zu arbeiten und eine Bobbycar-Rennbahn für den benachbarten Kindergarten zu bauen. „Es macht Spaß, gemeinsam zu arbeiten und dabei etwas Gutes zu tun. Jeder ist dabei und das ganze Dorf packt mit an.“, erzählt Benedikt Jüde am Sonntag über die vergangenen Tage. Die Reaktionen der restlichen Dorfbewohner auf die Idee der Jugendlichen war enorm, sodass mit Hilfe vieler Material- und Geldspenden zusätzlich zu den geplanten Aufgaben sogar noch mehr geschafft wurde. Vor allem für die Freude der Kindergartenkinder, die das Ergebnis am Samstag gleich testen konnten, habe sich der Aufwand gelohnt, berichtet der Ostenländer Verantwortliche Stefan Thieschneider.

Messdiener und Jungschützen Ostenland bei der 72 Stunden-Aktion
DPSG Schoss Neuhaus
DPSG Schloss Neuhaus

Zusammenleben, Gerechtigkeit, Lernen, Nachhaltigkeit und Zuhause stehen im Mittelpunkt

„Zusammen leben, Gerechtigkeit schaffen, Neues lernen, Nachhaltigkeit fördern und Zuhause gestalten“, lauten die Ziele der bundesweiten Aktion. Besonders dem Aspekt der Nachhaltigkeit hat sich die DPSG Schloss Neuhaus mit ihrem Projekt angenommen. Im Schloss- und Auen-Park entstand dank ihnen ein insektenfreundlicher Schmetterlingsgarten in Form der DPSG Lilie. Julian Varnholt hatte dies Idee im Rahmen seiner Pfadfinderleiterausbildung entwickelt und lobt den Einsatz der 15 Kinder vor Ort.

»Die Kinder sollten miteinbezogen werden. Sie mussten selbst überlegen, was wir brauchen, wo wir Material herbekommen und was es noch zu tun gibt.«

Julian Varnholt
DPSG Schloss Neuhaus

Dabei sei vor allem der Anfang schleppend gelaufen. „Wenn beim Ausheben der Erde kaum Fortschritte zu sehen sind, ist das erstmal frustrierend.“ Nachdem das geschafft und endlich erste Ergebnisse zu sehen waren, sei die Motivation aber direkt wieder da gewesen. Nach zwei Tagen zelten vor Ort und mitanpacken ist der Stolz den Beteiligten anzusehen. Erste Ergebnisse wurden am Samstag gleich beim ersten Tag der offenen Tür des Pfadfinder Stamms präsentiert.

Manchmal kommt es einfach anders als geplant

Für die Kolpingjugend Salzkotten jagte in der Vorbereitung eine Überraschung die Nächste. Die eigentlich recht unkomplizierte Umgestaltung eines Bauwagens zum Forscherraum für die Kita Sälzerkrümel entpuppte sich als weitaus umfangreicher als geplant. Plötzlich musste nicht mehr nur gestrichen und eingerichtet werden, sondern gleich der Boden und die Verkleidungen miterneuert werden. Die 36 Engagierten nahmen die Herausforderung an. Kurzerhand warfen sie ihre ersten Ideen über den Haufen und eröffneten das Großprojekt. Die verantwortliche Gruppenleiterin Britta Drüke sieht die großartige Arbeit der Gruppe und zeigt sich am Samstag optimistisch: „Wir sind zuversichtlich, dass wir mit der Unterstützung des Kindergartens und der Eltern rechtzeitig fertig werden und sind gespannt auf das Ergebnis.“

Die Kolping Jugend Salzkotten und ihr Bauwagen
Die Pfadfinder aus Elsen im Gespräch mit dem Paderborner Bürgermeister Michael Dreier
Die Pfadfinder aus Elsen im Gespräch mit dem Paderborner Bürgermeister Michael Dreier
Landrat Manfred Müller bedankt sich im Promibus beim Koordinierungskreis Paderborn
Landrat Manfred Müller bedankt sich im Promibus beim Koordinierungskreis Paderborn
Promis aus Kirche und Politik packen gemeinsam mit dem Koordinierungskreis Paderborn bei der DPSG Schloss Neuhaus mit an
Promis aus Kirche und Politik packen gemeinsam mit dem Koordinierungskreis Paderborn bei der DPSG Schloss Neuhaus mit an

»Das aufregende an der Get-it-Variante ist es so ins kalte Wasser geworfen zu werden. Wir hatten keine Ahnung was uns erwartet.«

Astrid Merkle
DPSG St. Dionysius Elsen

30 Gruppen im Bistum haben sich auf eine besonders abenteuerliche Version der Aktion eingelassen. Mit der Wahl der sogenannten Get it-Variante haben sie die Auswahl des Projektes komplett an die Organisatoren in den Koordinierungskreisen abgegeben. Bis zum offiziellen Startschuss am Donnerstag um 17:07 Uhr wussten sie nicht, welche Aufgabe sie in 72 Stunden bewältigen müssen. Eines dieser Projekte war die Renovierung zweier Wohnzimmer in Männer-WGs der KIM sozialen Arbeit e.V. Der Verein ist ein Verbund unterschiedlicher sozialer Einrichtungen und Wohnhilfen in Paderborn. Er unterstützt Menschen in schwierigen oder sich verändernden Lebenssituationen.

Die Begeisterung war groß, als dieses Projekt im Umschlag der Pfadfinder St. Dionysius aus Elsen steckte. Wir wollten uns für andere Menschen einsetzen und fanden den Überraschungseffekt besonders spannend. „Das Aufregende an der Get it-Variante ist es, so ins kalte Wasser geworfen zu werden. Wir hatten keine Ahnung, was uns erwartet und haben uns sehr über die Aufgabe gefreut“, erklärt Astrid Merkle dem Paderborner Bürgermeister Michael Dreier am Samstagvormittag bei seinem Besuch mit dem Promibus. Die Elsener Gruppe war die erste Aktionsgruppe, die am Samstag von dem Bus mit Politikern und Persönlichkeiten der Kirche besucht wurde. Sie wertschätzten die Arbeit der Jugendgruppen und packten an einigen Stellen mit an.

Das Engagement wirkt nach

Dass die Ergebnisse der Aktion nachhaltig wirken können, beweist in diesem Jahr besonders die katholische junge Gemeinde (KjG) Delbrück. Sie war bereits bei den letzten Veranstaltungen dabei und hat im Rahmen der 72-Stunden-Aktion 2013 eine nachhaltiges Kulturfest mit dem Namen „KultiMulti“ auf die Beine gestellt. Als Zusammenschluss mit dem Pfarrfest der Gemeinde lässt die Gruppe das Fest in diesem Jahr wiederaufleben. Mit deutlich mehr als 72 Stunden Vorbereitungszeit planen die Verantwortlichen nun eine Wiederauflage im großen Stil. Nachhaltig, multikulturell und für jeden zugänglich stehen Workshops, Bühnenprogramm und ein Live-Konzert des Musikers Samuel Harfst am 30. Juni 2019 auf dem Delbrücker Kirchplatz auf dem Programm.

Neben der Vorbereitung ließ es sich die KjG trotzdem nicht nehmen, auch an der diesjährigen 72 Stunden Aktion teilzunehmen. Sie wählte die Überraschungsvariante und freute sich über die Aufgabe, einen Teil des Außenbereichs des katholischen Kindergartens neu zu gestalten. 

Mit der Hilfe von elf tatkräftigen Kindern wurde das Projekt von der Leiterrunde motiviert angegangen. In einer Mischung aus Zusammenarbeit, Kreativität und Unterstützung der Gemeindemitglieder entstand so ein farbenfroher Außenbereich mit Spielküche, Tafel und einem Kräuterhochbeet für die Kindergartenkinder.

Die KjG Delbrück gestaltete den Außenbereich einer KiTa um
Stoppi ist das Maskottchen der 72 Stunden-Aktion

Schirmherrschaften sagen Danke!

Schirmherr Erzbischof Hans-Josef Becker mit Maskottchen Stoppi
Schirmherr Erzbischof Hans-Josef Becker mit Maskottchen Stoppi

Sängerin Jini Meyer (ehem. Luxuslärm) bringt das Besondere der 72 Stunden-Aktion auf den Punkt: „Die Kinder und Jugendlichen können mit Spaß und Engagement da anpacken wo Hilfe gebraucht wird, aber die Mittel und Hilfsbereitschaft bislang fehlen. Mit dieser gelungenen Aktion machen sich die Jugendverbände für Integration und Inklusion, für Toleranz und Solidarität stark.“ 

Sie bildet gemeinsam mit NRW-Landtagspräsident André Kuper und Erzbischof Hans-Josef Becker die Schrimherrschaft der Aktion für das Erzbistums Paderborn. Erzbischof Hans-Josef Becker freut sich über den Einsatz jedes Einzelnen: „Ich bin so froh, dass so viele junge Menschen in unserer Diözese dafür brennen, sich ehrenamtlich für den Glauben und das Leben in der Kirche zu engagieren.“

… noch mehr Bilder der Aktion

Hier haben wir einige Fotos aus den Aktionsgruppen, die wir besuchen konnten, zusammengestellt. Mehr Bilder findest du auf den Kanälen des BDKJs Paderborn, den Kanälen der Ko-Kreise und auf Instagram unter den Hashtags #72h, #72hpaderborn und #72stundenaktion.

Mix