„Ich bin die ganze Zeit am Zweifeln“
Glauben bedeutet für Jonathan Kipp, Gott nicht immer zu verstehen, sich aber trotzdem auf ihn einzulassen. Jonathan ist 24 Jahre alt, studiert Elektrotechnik in Dortmund und engagiert sich in der Katholischen Hochschulgemeinde Dortmund (KHG).
Den Glauben sieht Jonathan als Geschenk seiner Eltern. Schon früh war er Messdiener und in der kirchlichen Jugendarbeit aktiv. Dort lernte er Struktur und Gemeinschaft kennen und lieben. Gebet erlebt Jonathan sowohl mit Musik als auch in der Stille. In diesen Momenten kann er abschalten. Zur Ruhe kommen. Bei Gott und bei sich sein. Die KHG gibt ihm dabei vor allem Geborgenheit. Sie ist für ihn ein Ort, an dem er sich frei entfalten und selbstbewusst zu seinem Glauben stehen kann.
Glauben ist für ihn eine bewusste Entscheidung, bei der Jonathan ständig auf der Suche nach Gott ist. Er denkt oft über existenzielle Fragen nach. In der KHG gibt es regelmäßig Themenabende, die sich mit solchen Fragen beschäftigen. Besonders spannend war für ihn ein Abend über den Umgang mit KI und ob man in diesem Zusammenhang von Bewusstsein sprechen kann.
An einem anderen Abend wurde über das Thema moderne Physik in Verbindung zum Glauben diskutiert. Lässt sich alles anhand von Wahrscheinlichkeiten berechnen? Kann es etwas geben, das über das Messbare hinausgeht? Wenn Jonathan darüber nachdenkt, kann beides wahr sein. Sich solche Fragen zu stellen und über den Sinn seines Handelns nachzudenken, sieht Jonathan als seine Aufgabe im Glauben.
„Ich möchte einen Raum schaffen, der Menschen spirituell stärkt und in dem jeder selbstbewusst zu seiner Verschiedenheit stehen kann.“
Mit diesem Herzensanliegen, möchte Jonathan die KHG zu einem offenen Ort ohne Ausgrenzung und Diskriminierung machen. Er glaubt, dass Menschen oft andere ausgrenzen, weil sie sich selbst unsicher fühlen.
Spiritualität ist für Jonathan ein verletzlicher Bereich des Menschen, deshalb ist es ihm wichtig, dass sich jede und jeder in der Glaubensgemeinschaft willkommen fühlt. Besonders Menschen, die neu zum Studieren nach Dortmund kommen oder das kirchliche Leben neu entdecken wollen.
Für Jonathan selbst war die erste Zeit in Dortmund nicht einfach. Wegen Corona. Er musste noch einmal zu seinen Eltern ziehen. Dann zum zweiten Mal in Dortmund anzukommen war für ihn nicht leicht, die KHG besuchte er zunächst eher unregelmäßig. Das änderte sich, als er sich aus der Jugendarbeit in der Heimat zurückzog und sich in der KHG ein Freundeskreis bildete. Außerdem zog die KHG um – in seine direkte Nachbarschaft.
Außerhalb der KHG beobachtet er, dass viele Menschen in seinem Umfeld wenig mit Kirche oder Religion zu tun haben wollen. Gerade in seinem naturwissenschaftlich geprägten Studium. Umso wichtiger ist es Jonathan, zu zeigen, dass der Glaube für alle Menschen in jedem Beruf etwas zu bieten hat.
„Wissenschaft ist nicht der Gegenpol zum Glauben“
Das sagt Jonathan, weil er glaubt, dass die Wissenschaft noch lange nicht alles erklären kann. Wie beides in Einklang gebracht werden kann, bleibt für ihn spannende, weil offene Frage. Jonathan lebt den Glauben auf vielfältige Weise: Mit Struktur, Gemeinschaft, Zweifel und letztlich auch mit dem Selbstbewusstsein, zu seinem Glauben zu stehen.