31.07.2023
Body & Soul

Gute Entscheidungen treffen mit Ignatius

9 Schritte vom heiligen Ignatius von Loyola für deine Entscheidungen

von Theresa Oesselke

Es gibt keinen Tag ohne Entscheidungen. Viele davon passieren blitzschnell und unbewusst. Psychologen schätzen, dass wir am Tag rund 20.000 Entscheidungen treffen. Selbst sich nicht zu entscheiden, ist auch schon eine Entscheidung. Manche Fragen beschäftigen uns aber länger. Vor allem die großen Lebensentscheidungen: Beruf, Lebensform, Partner etc.

Einer, der sich mit Entscheidungen auskannte, ist Ignatius von Loyola. Er entwickelte dafür die Methode der Unterscheidung der Geister. Wir haben von ihm 9 Schritte für euch, mit denen ihr gute Entscheidungen treffen könnt.

Ignatius von Loyola

Ignatius wurde im Jahr 1491 als Iñigo López Oñaz de Recalde y Loyola in einer spanischen Adelsfamilie geboren. Er wurde Offizier und lebte am königlichen Hof. Als er bei der Verteidigung der Stadt Pamplona 1521 schwer am Bein verletzt wurde und monatelang auf dem Krankenbett liegen musste, änderte sich sein Leben grundlegend. Er begann, religiöse Bücher zu lesen und entschloss sich nach seiner Genesung zu einem Leben in Zurückgezogenheit. Später studierte er Philosophie und Theologie. 1540 gründete Ignatius die „Gesellschaft Jesu“, den Jesuitenorden. Ignatius starb am 31. Juli 1556 in Rom. Zu diesem Zeitpunkt hatte sein Orden bereits über 1.000 Mitglieder weltweit. Im Jahr 1622 wurde Ignatius heiliggesprochen. Sein Grab befindet sich in der Jesuitenkirche Il Gesù in Rom. Der Jesuitenorden zählt heute etwa 15.000 Mitglieder.

Schritt 1: Die Frage klar benennen

Als erstes ist es wichtig, dass du dir klar machst, worum es eigentlich genau geht und was nur Nebenaspekte sind. Formuliere die notwendige Entscheidung für dich in einer konkreten Frage.

Schritt 2: Träume

Entscheidungen haben immer etwas mit unseren Träumen und Zielen zu tun. Was möchtest du in deinem Leben erreichen? Was macht dich glücklich? Mach dir eine Liste mit Träumen, die du dir gerne erfüllen möchtest und mit Momenten, in denen du glücklich warst.

Schritt 3: Talente

Jeder von uns hat bestimmte Fähigkeiten und Talente geschenkt bekommen. Der eine kann gut mathematische Probleme lösen, die andere ist sehr kreativ. Was kannst du besonders gut? Frag drei Freunde, was sie an dir schätzen.

Schritt 4: Alternativen

Eine gute Entscheidung braucht Alternativen. Was wäre ein guter Plan B? Entwickle mindestens zwei Alternativen für deine Entscheidung.

Schritt 5: Pro und Contra

Versuche, möglichst objektiv auf deine Entscheidungsfrage zu blicken. Was spricht dafür und was spricht dagegen? Mach dir eine Liste mit Argumenten – pro und contra. Schreib alles auf, was dir einfällt, ohne die Argumente schon zu bewerten. Was würdest du angesichts der Liste einem Freund oder einer Freundin in der Situation raten?

Schritt 6: Auf die inneren Regungen achten

Hör nun in dich hinein. Nimm dir dafür ausreichend Zeit. Was lösen die Vorstellungen in dir aus? Freude oder Unruhe? Traurigkeit oder Trost? Welche Gefühle, Ängste, Gedanken, Wünsche, Träume und Sehnsüchte spürst du? Dabei kann dir das Gebet der liebenden Aufmerksamkeit am Abend helfen.

Gebet der liebenden Aufmerksamkeit

Such dir am Abend einen ungestörten Ort und Ruhe. Nimm dir 15 Minuten Zeit und geh den vergangenen Tag in Gedanken durch: Was hast du erlebt? Wem bist du begegnet? Welche Emotionen hast du erlebt? Wie stehst du jetzt am Abend da? Was bewegt dich noch? Was geht dir nicht aus dem Kopf? Was hat sich geklärt?
Über alle diese Erfahrungen kannst du mit Gott sprechen – über die positiven wie die negativen. Wenn es dir hilft, kannst du dir vorstellen, dass du sie Jesus – wie einem guten Freund – erzählst. Überleg dir am Ende, was deine Pläne und Wünsche für den nächsten Tag sind.

Schritt 7: Rat holen

Such dir eine Person, der du vertraust. Sprich mit ihr über deine Gedanken. Welche Entscheidungsmöglichkeiten hast du? Welche Gefühle kommen in dir hoch, wenn du über sie nachdenkst? Was sind deine persönlichen Wünsche? Manchmal hilft es auch, mit jemandem zu sprechen, der eine andere Meinung hat als du selbst. Dann musst du deine eigene Vorstellung gut begründen.

Wohin soll deine Lebensreise geführt haben?

Schritt 8: Innerer Frieden

Ignatius erwähnt in seinen „Geistlichen Übungen“ folgende Phantasieübung: Stell dir vor, du stehst am Ende deines Lebens und blickst nun darauf zurück. Wie möchtest du dich dann entschieden haben? Wie soll dein Leben verlaufen sein, damit du am Ende sagen kannst: „Es war ein gutes, glückliches Leben“? Bei welcher Entscheidungsvariante spürst du einen inneren Frieden?

Schritt 9: Entscheidung treffen

Nachdem du intensiv in dich selbst hineingehört hast, dich mit anderen über deine Gedanken ausgetauscht hast und die verschiedenen Möglichkeiten unterschieden hast, ist der Zeitpunkt gekommen: Entscheide dich! Irgendwann musst du den Sprung wagen. Dabei kannst du stets darauf vertrauen, dass Gott deine Wege begleitet. Du kannst nie tiefer fallen als in Gottes Hand. Also nur Mut!

Und nachdem du dich entschieden hast, setz die Entscheidung mit Kraft und Entschiedenheit um! Entscheidungen dürfen nicht nur im Kopf bleiben, sondern müssen sich auch im Handeln zeigen. Nach den neun Schritten kannst du dir sicher sein, das Beste für eine gute Entscheidung getan zu haben.

Unterscheidung der Geister

Ignatius geht davon aus, dass sich Gott auch im Inneren eines Menschen zeigt. Geister sind für ihn alle Regungen, die sich im Inneren eines Menschen abspielen: Stimmungen und Gefühle, aber auch Träume, Erinnerungen, innere Bilder, Gedanken und Vorstellungen.
Geister zu unterscheiden meint, zu prüfen, ob mich eine innere Regung in einer konkreten Situation hinführt zu Gott – dann ist es ein guter Geist, dem ich folgen sollte – oder ob ein schlechter Geist mich wegführt von Gott – dann sollte ich ihm nicht folgen.
So ist beispielsweise eine brodelnde Wut in mir in der einen Situation ein böser Geist, der dafür sorgt, dass ich mich immer mehr verschließe und meinem Mitmenschen etwas Böses will. In einer anderen Situation kann eine brodelnde Wut aber auch ein guter Geist sein, wenn er beispielsweise dafür sorgt, dass ich eine Ungerechtigkeit klar benenne und dagegen ankämpfe.
Die Unterscheidung der Geister ist eine Glaubenskunst, die voraussetzt, dass ich mein Leben am Sohn Gottes, an Jesus Christus, ausrichte und mit seiner Botschaft im Laufe meines Lebens immer vertrauter werde.

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