Wir sind gekommen, um IHN anzubeten (Mt 2,2) – das war das Motto des Weltjugendtags in Köln im Jahr 2005. Etwa eine Million junge Christinnen und Christen aus aller Welt feierten hier ihren Glauben. Sie konnten sehen und spüren, dass Kirche jung und lebendig ist. Aus dieser Erfahrung heraus entstand die Initiative Nightfever, die sich von Bonn aus inzwischen in mehr als 27 Länder ausgebreitet hat.
Junge Menschen gestalten Gebetsabende, bei denen Jesus im Mittelpunkt steht, und laden Menschen von der Straße ein, in der offenen Kirche vorbeizukommen. Für viele Leute eine Gelegenheit, Kirche und Gott ganz neu kennenzulernen. Einige besondere Elemente von Nightfever und persönliche Erfahrungen von jungen Menschen wollen wir in dieser Reihe vorstellen.
»Bei Nightfever fühle ich mich eingeladen, für einen Augenblick ganz im Hier und Jetzt zu sein. Mir die Zeit zu nehmen, ganz bei mir und ganz bei Gott zu sein. «
Natalie Kahmen
Teamerin bei Nightfever Siegen
Seit einigen Wochen begleitet mich ein Bibelvers: „Sorgt euch um nichts, sondern betet um alles. Sagt Gott, was ihr braucht und dankt ihm“ (Philipper 4,6). Was der Apostel Paulus schreibt, sagt mir zu, dass ich Gott alles anvertrauen kann. Dass er für mich da ist. Dass Gott nur möchte, dass ich ihm mein Vertrauen schenke.
Ich habe schon öfter gehört, dass wir mit Gott reden können wie mit einem guten Freund. Doch: Was so kinderleicht klingt, ist für mich nicht so einfach. Oft fühlt sich mein Gebet trocken an. Es fällt mir schwer, mich Gott anzuvertrauen. Ihm mein Herz zu öffnen. Ich weiß nicht so recht, wie ich zu Gott sprechen soll.
Wenn ich so eine Durststrecke im Gebet erlebe, ist es umso wichtiger für mich, in Gemeinschaft zu beten. Wie bei Nightfever. Dort erlebe ich, dass ich Jesus wirklich im Gebet begegnen kann. Es ist für mich immer wieder ein unbeschreibliches Gefühl mit anderen Menschen gemeinsam in der Kirche zu sein, vor dem Allerheiligsten zu knien und den Herrn anzubeten. Ich fühle mich eingeladen, für einen Augenblick ganz im Hier und Jetzt zu sein. Mir die Zeit zu nehmen, ganz bei mir und ganz bei Gott zu sein.
Was ich beschreibe, klingt vielleicht nach einem Automatismus. Als könnte ich sofort bei Nightfever zur Ruhe kommen und Gott finden. So leicht ist es nicht. Auch in der Kirche vor dem Allerheiligsten sind meine Gedanken mal wieder überall. Doch ich versuche mich, zu öffnen. Meine Sorgen, Ängste und Nöte vor ihm auszubreiten. Jesus alles anzuvertrauen und mich von ihm berühren zu lassen.
Es braucht eine gewisse Zeit, bis ich den Alltag loslassen kann und ganz bei Ihm bin. Aber dann spüre ich plötzlich, wie sich etwas verändert. Irgendetwas berührt mich tief in meinem Inneren. Ich spüre etwas. Ich weiß nicht genau, was es ist, aber mir wird plötzlich ganz warm ums Herz und ich fühle, wie sich innere Zufriedenheit in mir breitmacht. Ist es nur die wohltuende Atmosphäre, die nur mit Kerzen beleuchtete Kirche, die herzergreifende Musik? Oder ist es doch Jesus, der versucht in mir zu wirken und mein Herz zu erfüllen?
»Es braucht eine gewisse Zeit, bis ich den Alltag loslassen kann und ganz bei Ihm bin. Aber dann spüre ich plötzlich, wie sich etwas in mir verändert.«
An Nightfever-Abenden erlebe ich die Kraft von Gebetsgemeinschaft auf eine ganz besondere Weise. Es ist wie eine Oase für mein Gebet. Doch noch etwas anderes habe ich bei Nightfever schätzen gelernt: füreinander zu beten.
Es tut gut, schon während der Planung zu wissen, dass immer wieder Teammitglieder für die Vorbereitungen und Entscheidungen beten. Es gibt mir ein Gefühl von Gemeinschaft und Zuversicht. Jeden Nightfever-Abend beginnen wir mit einem gemeinsamen Teamgebet. Wir legen den Abend in Gottes Hand und machen uns bewusst, dass unser Dienst für Ihn ist. Wir beten für anstehende Aufgaben, die uns herausfordern und auch für die Menschen, die im Laufe des Abends in die Kirche kommen werden.
Während des gesamten Nightfever-Abends steht vor dem Altar eine Kiste, in der jeder kleine Zettel mit seinen ganz persönlichen Gebetsanliegen einwerfen kann. Diese Anliegen werden dann von Ordensschwestern weitergebetet. Das Füreinander-Beten erlebe ich als besonders stark und kraftvoll. Zu wissen, dass andere meine persönlichen Gebetsanliegen weiter beten, gibt mir ein unbeschreibliches Gefühl von Zuversicht.
Auch Paulus hat für die Gemeinde, mit denen er im Kontakt war, gebetet. Er hat das so formuliert: „Mein Gebet ist, dass Christus durch den Glauben in euch lebt. In seiner Liebe sollt ihr fest verwurzelt sein; auf sie sollt ihr bauen“ (Epheser 3,17).
So schöpfe ich persönlich sehr viel Kraft aus der Zuversicht, dass es Menschen gibt, die für mich und meinen Glauben beten. Die mir wünschen, dass Jesus mit seinem Wort, seinem Willen und seiner Liebe immer mehr Raum in meinem Leben einnimmt. Dass sein Wirken auch in mir immer spürbarer wird. Das trägt mich auch durch trockene Zeiten.