An Weihnachten 1994 war ich sieben und habe ein Geschenk bekommen, bei dem ich beim Auspacken bestimmt etwas rot geworden bin: das Album „Over the Hump“ der Kelly Family mit „An Angel“ als Hit-Single. Ich fand das Lied toll, allerdings war die Bezeichnung „Kelly-Fan“ in den 1990ern auf dem Schulhof eine Beleidigung. Also fand ich die Kellys heimlich gut.
Dreißig Jahre später laufen wieder (oder immer noch) Songs eines Mitglieds der Kelly Family im Radio: Iggi Kelly ist 21 und der Sohn von Patricia Kelly. Und wäre ich heute sieben, fänd ich Iggi bestimmt so toll wie damals Angelo. Mit dem Unterschied, dass ich mein Fangirl-Sein sicherlich nicht verstecken würde.
Iggi ist einfach totaler Sympathieträger. Mit 14 Jahren ist er 2017 im Team Mark bei „The Voice Kids“ bis ins Halbfinale gekommen und hat in weiteren Staffeln als Backstage-Reporter für die Show gearbeitet. Dort hat er auch seine Freundin Eske kennengelernt, die ebenfalls Singer-Songwriterin ist (@eesskkee_ auf Instagram).
Und man merkt ihm beim Erzählen an, dass es echt schwierig sein muss, aus dem Schatten einer so bekannten Familie zu treten. Er kann ja nie als jemand „total Neues“ starten, und seine „Daseinsberechtigung“ in der deutschen Musiklandschaft wird vielleicht eher infrage gestellt als bei anderen Künstlern. Auf der anderen Seite würde es ja auch voll viele Möglichkeiten bringen, die Beziehungen seiner Familie zu nutzen: Die Verbindungen in die Musikbranche, zu Radio und Fernsehen sind zum Greifen nah.
Aber ich kann total verstehen, dass Iggi seine Karriere ohne „Familien-Bonus“ gestalten will. Das soll sein Weg sein, seine Musik, sein Stil, sein Erfolg.
Von Sätzen wie „Wenn man aus der Familie kommt, muss man ja musikalisch sein“ wäre ich jedenfalls genervt – auch wenn es nett gemeint ist. Als ob Iggis Talent durch seine Herkunft nichts bedeutet. Nach dem Motto: ist ja selbstverständlich, dass du singen kannst. Hast du sonst noch was zu bieten? Als ob er nie genug sein kann.
Mein siebenjähriges Ich würde jedenfalls etliche Gründe finden, warum Iggi Kelly einen Platz in der deutschen Musiklandschaft verdient hat. Mein siebenunddreißigjähriges Ich würde das dann unterschreiben und nur einen kleinen Vorschlag machen:
Nenn dich einfach nur: IGGI.