40.000 Bienen. Vier Königinnen. Ein Imker mit einer großen Leidenschaft.
Tristan ist Hobby-Imker. Wir sind auf einer großen Wiese verabredet. Ein Summen und Brummen empfängt mich. In der Nase der Geruch von frischem Bienenwachs. Tristan hat vier Bienenvölker. Das sind rund 40.000 Bienen. Ich darf dabei sein, als er die Bienenstöcke öffnet und komme mit ihm ins Gespräch über Bienen, das Imkern und seinen Glauben.
»Wir können uns einiges von den Bienen abschauen. Besonders, keinen Raubbau an der Natur zu betreiben.«
Tristan
Hobby-Imker
In seinem Imkeranzug nähert sich Tristan seinen Bienenstöcken. Mit dem Smoker räuchert er die Bienen ein. Durch den Rauch herrscht im Bienenvolk Feueralarm, also ziehen sich die kleinen Insekten ins Innere des Stocks zurück. So kann Tristan die Rahmen mit den Bienenwaben herausholen und kontrollieren, ob alles in Ordnung ist.
Dass im Innern des Bienenstocks so viel los ist, hatte ich nicht erwartet. Ich beobachte das aufgeregte Treiben. Ob Arbeiterin, Königin oder Drohne – jede Biene weiß, was sie zu tun hat. Waben bauen, Vorräte für den Winter anlegen, die Brut pflegen, Nektar sammeln. Immer geht es darum, dass das Volk ernährt wird und sich vermehren kann. Immer geht es um alle. „Wir können uns Einiges von den Bienen abschauen“, meint Tristan. „Besonders, keinen Raubbau an der Natur zu betreiben. Die Bienen sind fleißig und versorgen ihr Volk. Aber sie sammeln nicht mehr, als sie brauchen.“
Es ist Mitte Mai. Das Bienenvolk ist nach dem Winter fast auf voller Größe. Die Arbeiterinnen sammeln den Nektar. Und Tristan? Der kontrolliert die Waben und die Brut – und freut sich auf den Sommer. Dann kann er zum ersten Mal die verdeckelten Honigwarben schleudern. Das ist für Tristan das Schönste am Imkern. Wenn er dann den Hahn aufdreht und der erste eigene Honig herausfließt, wird dem jungen Imker bewusst, wofür er das ganze Jahr arbeitet. „Jeder, der schon einmal etwas gepflanzt, gepflegt und dann geerntet hat, kennt dieses Gefühl. Wenn ich den Honig meiner eigenen Bienen ernte, weiß ich, wie er entstanden ist. Ich weiß, dass die Bienen in meinem Apfelbaum Nektar gesammelt haben. Und dass sie auf den Blumen in Nachbars Garten gesessen haben.“
Tristan schätzt regionale Lebensmittel. Sein Honig ist ein Teil davon. Er produziert je nach Wetter bis zu 300 Gläser pro Saison. Einen Großteil davon verkauft er an Freunde und Bekannte.
Schon sein Vater hatte Bienen. Und Tristan hat sich von dieser Leidenschaft anstecken lassen. Er erinnert sich, dass andere Kinder Angst vor diesen Insekten hatten – oder vielmehr vor ihrem Stachel. „Aber ich habe die Bienen schon immer gern beobachtet. Wie das Bienenvolk Waben baut und Nektar sammelt, fand ich mega spannend.“
Seit sechs Jahren hat Tristan eigene Bienenvölker. „Mir macht das einfach Spaß. Wenn man merkt, es wird langsam Frühling und die ersten Blumen kommen raus, dann sind die Bienen von den Insekten mit die ersten, die aktiv werden, die losziehen und Nektar sammeln. Und ohne Bienen, gäbe es viel weniger Ernte. Bienen sind extrem wichtig.“
»Ich staune, wie das Bienenvolk organisiert ist. Und wie alles in der Natur ineinandergreift. Das zeigt mir, dass da etwas oder jemand Größeres hinter stecken muss.«
Einmal pro Woche muss Tristan zwischen März und September kontrollieren, dass in einem Volk keine neue Königin entsteht. Dann würde ein Teil des Volkes mit der alten Königin ausschwärmen. Und er müsste das Bienenvolk wieder einfangen. Deshalb hält der Hobby-Imker regelmäßig Ausschau nach Königinnen-Zellen, um sie zu entfernen. Sie sind deutlich größer als die Zellen der Arbeiterinnen und Drohnen und sitzen wie ein Tropfen senkrecht an der Wabe.
Trotzdem ist es schon vorgekommen, dass Tristan einen Bienenschwarm einfangen musste. Er erinnert sich: „Wenn ein eigenes Volk doch schwärmt, ist das natürlich stressig. Dann kommen 10.000 Bienen auf einmal aus dem Stock heraus und alle Nachbarn brüllen, weil sie nicht wissen, was los ist.“ Gefährlich sei das Ganze nicht, vielmehr ein eindrucksvolles Schauspiel. Die Königin lässt sich auf einem Baum irgendwo in der Nähe nieder und alle anderen Bienen bilden eine Traube darum herum, um die Königin zu schützen. „Ich komme dann in meinem Anzug und mit meinem Werkzeug. Ich stelle eine Kiste unter die Traube und schneide den Ast ab. Wenn die Königin in die Kiste fällt, fliegen alle anderen auch hinein.“
Lachend fügt der Hobby-Imker hinzu: „Das klingt jetzt entspannt und unkompliziert. Aber die Bienen fragen vorher nicht, ob ich Zeit habe. Sie schwärmen zum Beispiel, wenn ich gerade mit meiner Freundin am Rhein spaziere. Das ist dann ungünstig.“ In solchen Situationen ist es gut, dass die Imker untereinander vernetzt sind. Im Imkerverein tauschen sie sich aus. Sie geben sich Tipps und springen füreinander ein.
Immer wieder erwähnt Tristan im Gespräch, wie sehr er die Natur liebt. Die Natur ist für ihn auch der Ort, an dem er Gott begegnen kann. Eben in dem, was er geschaffen hat. Tristan bezeichnet sich als gläubig und erklärt: „Ich gehe nicht regelmäßig zum Gottesdienst. Für meinen Glauben brauche ich keine von Menschen gemachten Gebäude oder Regeln. Ich will nicht sagen, dass so etwas falsch ist. Aber in der Natur fühle ich Gottes Gegenwart deutlicher. Ich beobachte: Alles in der Natur funktioniert ohne das Eingreifen des Menschen. Leben entsteht und vergeht und neues entsteht wieder. Ich staune, wie das Bienenvolk organisiert ist. Und wie alles in der Natur ineinandergreift. Das zeigt mir, dass da etwas oder jemand Größeres hinter stecken muss.“
»Wie süß ist dein Wort meinem Gaumen, meinem Mund ist es süßer als Honig.«
Psalm 119, 103
Honig in der Bibel
Der Begriff Honig kommt in der Bibel 62-mal vor. 25-mal in dem Ausdruck „ein Land, in dem Milch und Honig fließen“. Dabei geht es um das verheißene Land Kanaan, das heutige Israel. Ein Land, in dem irdischer Segen im Überfluss vorhanden ist. Wo es keinen Mangel gibt. Der Honig ist das Symbol für den von Gott gegebenen höchsten irdischen Segen. Es scheint an irdischen Dingen nichts Süßeres zu geben. Der Psalmist stellt nur Gottes Wort über die Süßigkeit des Honigs: „Wie süß ist dein Wort meinem Gaumen, meinem Mund ist es süßer als Honig.“ (Ps 119, 103)