Rebecca Rediger auf dem Weihnachtsmarkt in Paderborn
23.12.2018
Heimat

"Ich wollte Neues wagen und mutig sein"

Porträt über Rebecca Rediger

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von Till Kupitz

Aufmachen - und ankommen. Weihnachten ist das Fest, an dem Jesus in unserem Leben angekommen ist. Und so hat sich auch YOUPAX in dieser Adventszeit aufgemacht, um vier junge Erwachsene zu treffen. Was bewegt sie? Wann mussten sie zuletzt Mut fassen oder sich aufmachen zu neuen Dingen in ihrem Leben? Das vierte Advents-Porträt: Rebecca Rediger aus Unna.

Schnelle Schritte, dichtes Gedränge in der Paderborner Innenstadt. Obwohl es leicht regnet, ist die Stadt voller Menschen, auch am Vormittag schon. Viele tragen Einkaufstaschen oder wärmen sich mit Glühwein auf. Rebecca Rediger ist nicht so hektisch unterwegs - wir treffen uns am Anfang des Weihnachtsmarktes.

Die Hände in die Taschen gepackt, suchen wir uns einen Platz, wo es ein wenig wärmer ist - den finden wir in einem Verkaufsstand nahe eines Cafés. Rebecca trägt einen grauen Mantel, einen dicken Schal und macht tatsächlich keinen gestressten Eindruck - im Gegensatz zu den Menschen um uns herum. "Ich habe auch schon alle Weihnachtsgeschenke besorgt", lacht sie.

Hektisches Treiben in der Paderborner Innenstadt.

Ursprünglich kommt Rebecca aus Unna, seit Oktober studiert sie allerdings Soziale Arbeit an der Katholischen Hochschule und ist deshalb nach Paderborn in eine WG gezogen. "Ich wusste schon seit der zehnten Klasse, dass ich das unbedingt machen möchte", erzählt sie gut gelaunt, während wir Apfelpunsch und eine heiße Schokolade bestellen. "Ich kannte in Paderborn sowieso schon viele Leute, da war es gar kein Problem, hier anzukommen."

Der Wunsch kommt aber nicht von ungefähr, wie Rebecca offenbart. Denn ihre mittlerweile verstorbene Tante habe selbst in einer Beratungsstelle für Schwangere gearbeitet: "Sie hat mir immer gesagt, dass Soziale Arbeit auch das Richtige für mich wäre und mich darin bestärkt. Ich möchte in ihre Fußstapfen treten und den gleichen Weg gehen."

Kolping - eine Herzensangelegenheit

Rebecca hat sich mittlerweile eine Decke auf den Schoß gelegt und wir nehmen den ersten Schluck von unseren warmen Getränken. Wenn sie redet, merkt man ihr nicht an, dass sie gerade einmal 19 Jahre alt ist. Doch sie ist schon im Vorstand der Kolpingjugend des Diözesanverbandes Paderborn.

"Bevor ich vor einem halben Jahr den Posten im Vorstand übernommen habe, habe ich mit vielen Personen gesprochen, ob ich das wirklich machen soll. Es ist ja schon eine große Verantwortung. Da waren zwar auch andere, vielleicht nicht so gute Stimmen, aber die Zweifel wegen meines Alters haben sich bei mir selbst dann auch relativ schnell wieder gelegt", schildert Rebecca mir den Weg zur Entscheidung. Letztlich sei sie aber so überzeugt davon gewesen, dass sie das Angebot in der Kolpingjugend noch vor ihrer Zusage fürs Studium an der KatHo in Paderborn angenommen hat.

Rebecca Rediger im Gespräch mit YOUPAX

Während Rebecca erzählt, spüre ich, dass es auch eine Art Herzensangelegenheit für sie sein muss: Mit sieben Jahren ging sie zum Kolping in Unna, mit 15 Jahren trat sie dort dem Vorstand bei. "Dadurch habe ich so viele Leute kennengelernt, dass es mir direkt gefallen hat", erinnert sich Rebecca. Für den Verband Paderborn vertritt sie nun die Kolpingjugend nach außen hin oder im Bund des Katholischen Jugend (BDKJ), außerdem organisiert Rebecca unter anderem Bewerbungstrainings.

Rückblickend waren das zwei große Veränderungen, findet Rebecca, die mir gegenüber auf einem Hocker sitzt. Vom grau-kalten Wetter bekommen wir in dem Verkaufsstand nichts mit. "Ich habe alles richtig gemacht und das Amt im Vorstand angetreten, auch wenn es manchmal schon etwas anstrengend ist. Ich kann mich aber überhaupt nicht beschweren", sagt Rebecca. Es sei allerdings schon eine Herausforderung, ein Gleichgewicht zwischen Studium, Vorstand und Freizeit zu finden.

Auch Rebecca hat sich in diesem Jahr also aufgemacht - und brauchte in den letzten Monaten Mut, obwohl "ich bin der mutigste Mensch bin", wie sie lachend zugibt. Sie erzählt mir, während wir unser Getränk ausschlürfen, dass sie vor dem Studium ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert hat: bei der Kolpingjugend - allerdings nicht in Paderborn, sondern in Münster. Ganz bewusst. "Kolping kannte ich ja schon und da wollte ich auch mal etwas Neues wagen. Da musste ich mutig sein: in Münster komplett neu und erstmal auf mich allein gestellt sein, neue Leute kennenlernen, vor Gruppen stehen und Vorträge halten", erklärt Rebecca. 

»Ohne die Erfahrungen dort wäre ich heute vielleicht gar nicht genau da, wo ich nun bin. Das Jahr hat sich für mich persönlich wirklich gelohnt.«

Rebecca Rediger
über ihr FSJ in Münster

Das Plätzchenbackhaus nahe des Doms.
Die 4. Kerze am Adventskranz wird angezündet.

"Voll der Weihnachtsmensch"

Wir ziehen unsere Jacken an und gehen Richtung Paderborner Dom auf den Weihnachtsmarkt. Rebecca selbst würde sich als „Weihnachtsmensch“ beschreiben, wie sie sagt: „Ich liebe es, durch die Stadt zu gehen, bei mir selbst läuft schon seit Monaten Weihnachtsmusik. Über den Weihnachtsmarkt gehen, ein wenig bummeln gefällt mir jedes Jahr. Ich will mich dann auch gar nicht von der ganzen Hektik anstecken und mich stressen lassen.“

Ein Highlight dabei: Plätzchenbacken mit ihrer Oma. „Sie ist zwar schon 91 Jahre alt, aber noch total fit. Leider mussten wir dieses Jahr wegen meines Studiums einmal ausfallen lassen“, erzählt Rebecca.

Dafür hatte sie aber einen guten „Ersatz“: Auf dem Domplatz findet Tag für Tag ein Plätzchenbacken mit Kindern statt, organisiert vom Kolpingwerk. Dort werden Spenden gesammelt, die an Adveniat, Hilfswerk der katholischen Kirche für Lateinamerika, gehen werden.

Rebecca selbst ist seit ihrer Kindheit in der Kirche aktiv, war Messdienerin, Messdienerleiterin, und Gruppenleiterin. Mit ihrer Schwester und Freunden hat sie sogar eine Band gegründet, bringt so auch Worship in die Gemeinde und gestaltet Jugendgottesdienste.

Schöne Momente dank junger Kirche

"Wir wollen auch den älteren Leuten zeigen, wie cool junge Kirche sein kann. Anfangs waren vielleicht nicht alle so beeindruckt davon, aber mittlerweile kommen die auch gerne in die Jugendgottesdienste."

Zum Weltjugendtag nach Panama wird es für Rebecca zwar nicht gehen, denn gleichzeitig steht die Klausurenphase an der Uni an. Sie erinnert sich in unserem Gespräch aber an den Weltjugendtag in Krakau, der für sie "richtig beeindruckend" gewesen ist:

»Ich hatte da ehrlich das Gefühl, dass wir alle an das Gleiche glauben. Auch wenn wir vielleicht nicht die gleiche Sprache untereinander gesprochen haben, haben wir uns über die Musik und dieses gemeinsame Gefühl, das wir ausstrahlen, auch so super verstanden.«

Rebecca Rediger
über den Weltjugendtag 2016 in Krakau

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