Das Adventsportrait: Frederik Gausmann
Von Manuel Troike (Text) und Dirk Lankowski (Fotos)
Die Weihnachtsgeschenke hat Frederik Gausmann schon im November besorgt. Seitdem warten sie verpackt auf die glücklichen Gesichter an Heilig Abend. Doch der 20-Jährige kann sie nicht selbst überreichen. Er feiert Weihnachten in Österreich. „Ich habe gerade meine Ausbildung abgeschlossen. Da wollte ich erstmal raus und etwas erleben“, erzählt der gelernte Konditor. Er arbeitet als Saisonarbeiter in einer kleinen Konditorei in Lech am Arlberg (Voralberg) seit dem 1. Dezember.
Es ist das erste Mal, dass Frederik Weihnachten nicht bei seiner Familie in Büren feiert. „Ich weiß noch nicht, was ich an Weihnachten mache. Eigentlich ist Weihnachten bei uns ein Fest der Familie“, sagt er. Die ganze Familie kommt zusammen, verbringt Zeit miteinander und singt Weihnachtslieder. „Ich denke, ich werde dieses Jahr was mit meinen Arbeitskollegen unternehmen.“ In der kleinen Konditorei arbeitet er mit zwei weiteren Saisonarbeitern, die mit ihm in einer Pension wohnen. Frederik hat ein kleines Zimmer mit Bad. Kein Luxus, aber für die nächsten Monate wird es gehen. Bis Mai wird er täglich Torten, Kuchen und Kekse backen – eben alles, was ein Konditor so macht.
„Das besondere an Weihnachten ist für mich, zu sehen, wie die Leute vom Alltagsstress abschalten und näher zueinander finden“, erklärt Frederik. Für ihn gehören wöchentliche Rorate-Messen mit Kerzenschein deshalb zum Advent dazu. Da kann er sich besonders gut auf Weihnachten einstimmen und sich auf das Wichtigste besinnen. „In der Vorweihnachtszeit erlebe ich die Gottesdienste viel bewusster“, erzählt der Bürener. Bisher ist bei Frederik selbst noch keine richtige Weihnachtstimmung aufgekommen. Die Arbeit nimmt ihn zu sehr in Beschlag. Er freut sich trotzdem auf die Feiertage. Es macht ihn glücklich, wenn er sieht, dass die Leute nicht nur an sich selbst denken, sondern auch anderen eine Freude machen – zum Beispiel mit Torte oder weihnachtlichem Gebäck.
In seiner Freizeit engagiert sich Frederik in der Jungen Kirche „Himmelszelt“ und als Ministrantenleiter in Büren. „In der Firmvorbereitung habe ich gemerkt, da ist noch mehr. Vorher habe ich keinen großen Wert auf Glauben und Kirche gelegt, doch durch unseren Priester wurde ich dort immer mehr hingeführt und letztendlich Messdiener“, erinnert er sich. Seitdem er von einem Priester aus der Nachbargemeinde angesprochen wurde, ob er nicht Lust habe, bei der Entstehung einer Jugendkirche im Pastoralverbund mitzuwirken, steht er selbstbewusst für seinen Glauben ein.
„Besonders schön sind die Momente, in denen man merkt, dass man jemanden mit seinem Feuer angesteckt hat“, findet Frederik. Das hat er vor kurzem erst wieder erlebt. „In der Firmvorbereitung konnten wir mit unserer Jungen Kirche und unserem Glauben viele Jugendliche mitreißen.“ Das gibt ihm Kraft und motiviert ihn, weiter zu machen. Frederik arbeitet auch im Pfarrgemeinderat mit. Es macht ihm Spaß in der Gemeinde aktiv mitzuwirken und seine Ideen einzubringen. „Der Pfarrgemeinderat braucht auch junge Menschen, die sich für ihre Gemeinde einsetzen“, erklärt er sein Engagement.
Wie es nach seinem Arbeitseinsatz in Österreich im nächsten Jahr weitergeht, weiß Frederik noch nicht. „Ich lebe im hier und jetzt. So weit habe ich noch nicht geplant“, erklärt der Jung-Konditor. Eine Rundreise durch Österreich würde er gerne noch machen, bevor er wieder nach Deutschland kommt. Oder in Österreich bleibt. Oder eine eigene Konditorei aufmacht. Oder, oder, oder …