Wie Mariana aus Brasilien als Freiwillige hier eine andere Kultur von Kirche erlebt
Für ein Jahr eine andere Kultur kennenlernen? Diese Idee hat Mariana Franco Soares schon seit Jahren bewegt. Die 22-jährige ist Brasilianerin, aus Vitória. 2015 nahm ihre Familie für ein Jahr eine deutsche Freiwillige bei sich auf. Die sagte zu Mariana: „Komm doch auch mal nach Deutschland, das wäre etwas für dich!“
Auch in der Verwandtschaft entstanden Verbindungen zwischen Deutschland und Brasilien. Ihre Tante nahm 2018 auch für ein Jahr eine Freiwillige bei sich auf. Im Herbst 2019 flog die junge Deutsche wieder zurück – und Marianas Cousine ging für die gleiche Erfahrung mit.
So entwickelte sich ein weltumspannendes Netz von Deutschland nach Brasilien. Zuletzt studierte sie Pharmazie, was sie nun für ein Jahr pausiert. Denn für Mariana stand fest: Auch sie möchte Deutschland kennenlernen. Auch sie möchte sich auf das Abenteuer einlassen, ein Jahr in einem fremden Land zu leben. Erleben, wie diese Erfahrung mit allen Höhen und Tiefen das Leben verändern kann.
Eine Auslandserfahrung ist immer ein Abenteuer. Begeistert von Marianas Idee, ins Ausland zu gehen, waren daher ein paar Familienmitglieder zunächst nicht. Wer weiß, was da auf sie zukommt? Gegangen ist sie trotzdem. Die Sehnsucht nach einer neuen Erfahrung war größer als die Sorgen.
Am 16. Oktober 2021 ging dann der Flieger. Mariana Franco Soares ist mit mundus Eine Welt e.V. nach Deutschland gekommen. Von Oktober 2021 bis September 2022. Ihre Zeit als Freiwillige begann mit einem Sprachkurs. Nun arbeitet sie in einem katholischen Kindergarten in Paderborn.
Eine freiwillige Zeit für die Kirche? Was heißt das eigentlich? Bist du Missionarin? Oder was ist der Auftrag? „Ich wurde auch schon gefragt ob ich jetzt jeden Sonntag in die Kirche muss“, erzählt Mariana „Dem ist aber nicht so. Ich war hier erst zwei Mal in der Kirche.“ In ihrem Dienst wird von ihr als Freiwillige gesprochen und nicht von einer Missionarin.
Für Mariana heißt es eine Freiwillige in der Kirche zu sein das Vorleben was sie von der Botschaft des Evangeliums verstanden hat. Sie sagt: „Ich bin hier her gekommen, um zu helfen und um für andere da zu sein.“ Marianas Ziel lautet: Im Glauben ein Vorbild sein. In erster Linie für die Kinder in der Kita.
In Brasilien leitete die 22-Jährige eine Jugendgruppe der Fokolar-Bewegung – einer geistlichen Gemeinschaft. Ihr Leitbild ist es, für die Zukunft der Kirche, also die Gemeinschaft aller Gläubigen, zu denken und zu handeln. „Wenn alle ein kleines bisschen dafür tun, dann ist es etwas Größeres“, sagt Mariana. Und mit diesem Wissen glaubt sie daran, diese Welt ein großes Stück besser zu machen.
Noch in Brasilien wurde ihr erzählt, dass die Deutschen schwierige Menschen seien. Aber sie dachte sich, dass die Deutschen vielleicht nicht schwierig, sondern einfach anders sind. In der Tat ist einiges hier für sie ungewöhnlich. Manches auch besser als bei ihr Zuhause.
Schwierig ist, dass die Deutschen nicht so kontaktfreudig sind wie die Brasilianer. Natürlich sind es auch immer wieder die Sprachbarrieren die es nicht leichter machen. Aber auch kulturelle Unterschiede. Zum Beispiel ist es für Mariana nicht logisch, warum die Kollegen zum eigenen Geburtstag Kuchen mit zur Arbeit bringen. „In Brasilien planen die Kollegen eine Freude zum Geburtstag. Jeder bringt etwas anderes mit. Der eine Kuchen, die andere ein Geschenk, eine andere Dekoration. Schließlich ist das Geburtstagskind doch die Person, die Geburtstag hat“, schildert Mariana.
Was sie an Deutschland besser findet als Zuhause: das Sicherheitsgefühl. Sie erzählt: „In Brasilien ist die Kriminalitätsrate sehr hoch. Die Grundstücke sind in der Regel hoch verzäunt oder ummauert. Auf die Mauern werden Glasscherben gelegt, damit niemand darüber springt. Auch die Fenster sind vergittert. Wer es sich leisten kann, hat im Haus eine Alarmanlage.“ Auch Diebstähle und Raubüberfälle gehörten zur Normalität des Landes. „Es werden sogar Gräber ausgehoben um den Verstorbenen ihre Eheringe zu stehlen“, erzählt sie. Hier in Deutschland erlebe sie eine andere, sichere Normalität.
Aus Brasilien kennt es Mariana, dass der christliche Glaube im Alltag und in der Gesellschaft präsent ist. Ein Beispiel: Vor dem Essen zu beten ist für sie ganz normal. Gott ist immer irgendwie da. Ihm wird zu jeder Gelegenheit gedankt. „Wenn zum Beispiel jemand aus der Familie Geburtstag hat, gehen wir auch in den Gottesdienst“, erzählt sie. „Wir machen das, um Gott für ein weiteres Jahr zu danken.“ Mariana erzählt auch, dass sie aus einer sehr gläubigen Familie kommt. Ihr Bruder ist auch auf dem Weg, Priester zu werden.
Mariana ist zudem nach Deutschland gekommen, um kennenzulernen wie die Deutschen ihren Glauben leben. „Die Gottesdienste sind hier auch ganz anders. Es ist hier so still. Es kommt mir so vor, als ob jemand gestorben wäre“, sagt sie. Und weiter: „Hier ist es so: Der Priester erzählt und die Gemeinde hört zu. In Brasilien ist es viel lebendiger, auch mit der Musik“. Letztendlich sagt sie aber auch, dass es in der Kirche kein richtig und kein falsch gibt. Es ist einfach anders.
Für die Süd-Nord-Freiwilligen werden in Paderborn noch Gastfamilien gesucht. „Süd-Nord-Freiwillige“ bezeichnet bei mundus Eine Welt e.V. die jungen Freiwilligen, die aus Südamerikanischen oder Afrikanischen Ländern - also aus dem Süden der Welt - hier in den Norden nach Deutschland kommen. 14 junge Menschen aus Brasilien, Honduras, Costa Rica, Namibia, Malawi und Madagaskar werden im September für die ersten vier Wochen im Sprachkurs Gastfamilien in Paderborn benötigen. Von Oktober bis Ende August 2023 werden Gastfamilien in Paderborn, Salzkotten, Scharmede, Hövelhof, Bad Lippspringe , Brakel und Warburg gesucht. Wenn ihr oder Sie sich vorstellen können einen jungen Menschen aufzunehmen, dann können Sie Kontakt mit Johanna Frommelt über info@mundus-eine-welt.de aufnehmen.
Auch als Freiwilliger oder Freiwillige hier aus Deutschland für einen Einsatz im Süden der Welt kannst du dich wieder ab Sommer für die Ausreise 2023 unter https://www.mundus-eine-welt.de/index.php/bewerbung bewerben.