08.02.2011

„Als käme Jesus selbst zu Besuch!“

In Pamplona und der Region Navarra laufen die Vorbereitungen für die „Tage der Begegnung“. Der Journalist und Katechet Rafa González arbeitet als Freiwilliger in der Vorbereitungsgruppe der „Tage der Begegnung“ in Pamplona mit. Im Interview erzählt er, was die Region so besonders macht und wie das Programm aussieht. Rafa, Pamplona ist in Deutschland vor allem für das Stiertreiben im Juli bekannt, aber ansonsten wissen nicht viele von uns, was sie in Pamplona und Navarra erwartet. Wie kann man die Region und ihre Bewohner am besten beschreiben? Die Region Navarra ist von einer großen Vielfalt geprägt: Die Landschaft, Städte, Kultur, Traditionen, sogar die Leute sind sehr verschieden, je nachdem, ob man sich im Norden oder Süden aufhält. Der Wald von Irati, einer der größten Buchen- und Fichtenwälder Europas, liegt in den Pyrenäen im Norden von Navarra. Es ist ein wunderschönes Waldgebiet, umsäumt von hohen Bergen und kleinen, pittoresken Städtchen. Nur 100 Kilometer weiter südöstlich, in der Nähe von Tudela, finden wie die Wildnis der “Bardenas”: eine sehr ungewöhnliche Gegend mit großen Naturschönheiten, auch wenn sie auf den ersten Blick schroff und abweisend daherkommen. In der Mitte der Region liegt die von König Karl III. (1387-1425) erbaute Burg von Olite, das repräsentativste Symbol des alten Königreiches Navarra. In Roncesvalles im Norden beginnen viele Pilger ihre Wallfahrt nach Santiago de Compostela. Der Jakobsweg “Camino de Santiago” durchquert Navarra von Norden nach Süden. Entlang des Camino kann man in den alten Dörfern und Städten den Weg der Geschichte erleben. Aus Navarra stammt außerdem einer der bekanntesten und beliebtesten Heiligen weltweit: Der Heilige Franz Xaver, Schutzpatron der katholischen Missionen. Noch heute kann man die Burg von Javier, den Geburtsort dieser wichtigsten historischen Figur Navarras besuchen. In der Hauptstadt Pamplona finden wir eine wunderschöne Altstadt , die gotische Kathedrale, die grünen Parks von Vuelta del Castillo, Yamaguchi und Taconera oder auch romanische Kirchen wie St. Nicholas. Es stimmt, dass Pamplona weltberühmt für das Sankt-Firmin-Festival mit dem Stiertreiben im Juli ist, aber diese schöne Stadt ist auch an jedem anderen Tag des Jahres einen Besuch wert. Und auch wenn Navarra von großen Unterschiedlichkeiten geprägt ist, so ist doch die warmherzige Gastfreundschaft seiner Bürger überall in dieser Provinz zu spüren. Alle Besucher werden fröhlich und herzlich willkommen geheißen. Für das kommende Jahr hat die Erzdiözese Pamplona-Tudela rund 5.000 internationale Gäste eingeladen. Andererseits beteiligen sich nicht alle spanischen Diözesen an den “Tagen der Begegnung”. Was hat euch besonders motiviert, als Gastgeber für den Weltjugendtag aufzutreten? Tatsächlich erwarten wir im Moment sogar 6.000 Gäste. Wir hatten zunächst angeboten, 5.000 Besucher willkommen zu heißen, aber die Organisationszentrale hat uns gebeten, die Zahl aufzustocken. Im Moment haben wir schon 5.000 registrierte Gäste aus Deutschland, Frankreich, Italien, Brasilien, Indien, Australien, Mexiko, Polen, Venezuela, China, Lettland, Chile, Kenia … Viele junge Leute, die jetzt für die „Tage der Begegnung“ in Navarra arbeiten, haben zuvor schon an anderen Weltjugendtagen teilgenommen und am meisten hat sie beeindruckt, wie großartig sie von ihren Gastgebern aufgenommen wurden. Wir werden jetzt tausende WJT-Pilger willkommen heißen. Wir teilen alle denselben Glauben, wir alle sind Christen. Es ist für uns, als würde Jesus selbst für ein paar Tage zu uns zu Besuch kommen. Deshalb werden wir unser Bestes geben, alle unsere ausländischen Gäste willkommen zu heißen. Die Jugendlichen und ihre Familien freuen sich schon darauf. Navarra ist ein Land der Missionare. Viele aus unserer Gegend verbreiten das Evangelium in aller Welt. Jetzt kommen viele Menschen aus der ganzen Welt zu uns nach Hause, und wir wollen, dass sie die Liebe und die Großzügigkeit unserer Jugendlichen und Familien kennen lernen. Die “Tage der Begegnung” werden unserer missionarischen Arbeit starken Auftrieb geben – und dieser Auftrieb kommt von euch! Dafür danken wir jetzt schon. Wie lange seid ihr schon mit den Planungen der „Tage der Begegnung“ beschäftigt und was kannst du uns über das Programm verraten? Ich selbst bin seit Juni 2010 als Freiwilliger im Vorbereitungsteam dabei und seitdem für den Bereich Kommunikation tätig. Wann das Team seine Arbeit aufgenommen hat, habe ich den diözesanen Jugendbeauftragten, Fr. José Javier Anaut, gefragt. Hier ist seine Antwort: “Im Jahr 2009 hat mich unser Ezbischof Francisco Pérez zum Jugendbeauftragten des Bistums ernannt, und vom ersten Tag an war klar, dass der WJT uns in der Jugendseelsorge unterstützen würde. Seit November 2009 rufen wir junge Menschen dazu auf, an jedem ersten Freitag im Monat für den Weltjugendtag zu beten. Im Januar 2010 initiierten wir die ersten Kontakte mit Pilgergruppen. Unser allererster Kontakt war dabei das Bistum Münster, und es war eine Ehre für uns, eine Delegation eures Bistums begrüßen zu dürfen. Weihbischof Timmerevers, der die Gruppe anführte, hat sogar eine kurze Ansprache während der Dreikönigsmesse in unserer Kathedrale gehalten. Im Februar hatten wir einen kirchlichen Jugendtag, auf dem wir den WJT vorstellten, und die ersten Freiwilligen registrierten sich. Seit Juni haben die Vorbereitungen immer weiter zugenommen. Wir hoffen, dass diese tage unsere Jugendlichen auf die Teilnahme am WJT vorbereiten, dass sie die Begegnung und den Austausch zwischen den Pilgern und unserer Jugend fördern und dass sie ihren Glauben miteinander teilen können. Deshalb bemühen wir uns sehr, die „Tage der Begegnung“ in möglichst vielen Gemeinden und Dörfern Navarras bekannt zu machen.”

Am 11. August werden die Pilger in den Kirchen und Familien vor Ort willkommen geheißen. Am 12. und 14. August werden wir Veranstaltungen anbieten, bei denen unseren Glauben und unsere christlichen Wurzeln miteinander teilen können. Es wird eine Möglichkeit geben, etwas über den Jakobsweg zu erfahren, über die Wurzeln unserer christlichen Gemeinschaft, über Pamplona und darüber, wie wir unseren christlichen Glauben in der heutigen Zeit leben. Selbstverständlich wird es auch Zeit geben, die Provinz zu entdecken, miteinander in Kontakt zu kommen und auch zu beten.

Bei zwei besonderen Events werden die jungen Pilger und die Leute aus Navarra sich treffen: Am Samstag, den 13. August, werden wir unseren Patron, den heiligen Franz Xaver in den Blick nehmen, der ja auch Patron des Weltjugendtages ist. Wir organisieren einen Pilgerweg zu seiner Geburtststätte, der Burg von Javier. Dort werden wir gemeinsam Messe feiern, eine Riesen-Pella essen und ein “Festival der Nationen” veranstalten, bei dem alle Gruppen, die an den „Tagen der Begegnung“ teilnehmen, sich einbringen können. Zum Abschluss gibt es ein Gospelkonzert. Ziwschenzeitlich wird es genug Freiraum geben, für sich zu beten oder die Burg zu besichtigen. Am 15. August werden wir dann eine große Messe in der Kathedrale von Pamplona feiern, wo wir auch den Segen für die weiteren Tage in Madrid bekommen werden. Abgesehen vom offiziellen Programm, was sollten die Teilnehmer auf jeden Fall unternehmen? Welche Sehenswürdigkeiten sind ein „Muss“? Wie ich schon sagte, gibt es in Navarra viele Dinge zu entdecken, und es ist unmöglich ganz Navarra in ein paar Tagen zu erleben. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten haben wir in das offizielle Programm hineingenommen: Die Burg von Javier, die Kathedralen von Pamplona und Tudela, den Jakobsweg, die Kapelle von Sankt Firmin, das Heiligtum von San Miguel de Aralar und auch die Route des Stiertreibens. Das lokale Essen ist auch beachtenswert: kleine, scharfe Würstchen, Paprika, Spargel, Rindfleisch. In Navarra lieben wir es, gut zu essen. Aber am Wichtigsten ist, neue Leute kennen zu lernen, sich auszutauschen und die Gesellschaft und Zuneigung der Gastfamilien zu erleben. Und obwohl wir nicht die gleiche Sprache sprechen, beten wir doch zu demselben Gott und können unsere Bitten und Anliegen miteinander in Freude teilen. Welche spanischen Sätze sollten unsere Leute auf jeden Fall können, wenn sie bei ihren Gastgebern einen guten Eindruck hinterlassen wollen? Es ist immer gut, wenn man die Ausdrücke für Begrüßungen und Verabschiedungen kann. Um jemanden zu begrüßen, sagt man „hola“ und kann dann mit „¿Qué tal?“ („Wie geht’s“) weitermachen. Auf Wiedersehen heißt „adiós” und Danke „muchas gracias”. Und “Aupa Osasuna” passt immer! Denn das ist der Schlachtruf von CA Osasuna, dem Fußballverein von Pamplona, der mit Real Madrid oder dem FC Barcelona in der ersten spanischen Liga spielt. Das Interview führte Thomas Mollen (BDKJ-Diözesanverband Münster).

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