Baucamp, Freundschaftstreffen und ein Hauch von Weltjugendtag
08.04.2014

Baucamp, Freundschaftstreffen und ein Hauch von Weltjugendtag

100 Jahre 1. Weltkrieg in Sarajevo

Eigentlich wollte David Marscholek diese Sommerferien ganz anders verbringen. Für ihn stand die Mannschaftsfahrt seines Fußballclubs nach Mallorca an. „Als mir aber meine Freunde von den Baucamps in Sarajevo erzählt haben und ich von dem großen Jugendtreffen gehört habe, da wollte ich nur noch eins, unbedingt mitfahren“, berichtet der 20-Jährige. Das Besondere in diesem Jahr: Vor 100 Jahren löste das Attentat am österreichischen Thronfolger Franz-Ferdinand in Sarajevo den 1. Weltkrieg aus. Ein Ereignis, dass Jugendliche aus Kamen nicht unberührt lässt und zum Ursprungsort führt.

Schließlich befanden sich am Ende über 40 Länder im Kriegszustand und über 17 Millionen Menschen starben. Deswegen fahren sie im Sommer zu einem großen Jugendtreffen nach Sarajevo, um Jugendliche aus anderen Nationen zu treffen, Aufbauarbeit vor Ort in einem von Krieg gezeichnetem Land zu leisten und ihren Glauben zu leben und zu feiern.

Beim Treffen im Pfarrhaus in Kamen sprechen David Marscholek, Julian Feldmann und Steffi Schlebrowski über ihre Erwartungen an das Jugendtreffen im Sommer. Sie werden Teil der 30-köpfigen Gruppe sein, die mit Pastor Meinolf Wacker nach Sarajevo reist, um mit Jugendlichen aus über 20 europäischen Nationen ein großes Freundschaftsfest zu feiern. David hofft nun, dass er für seine Entscheidung belohnt wird. „Ich war im letzten Jahr beim Weltjugendtag in Brasilien dabei und kann mir gut vorstellen, dass das in diesem Jahr ein kleiner Weltjugendtag wird.“ Julian und Steffi können das schon jetzt bestätigen. „Die Freundschaften, die wir in den Baucamps geschlossen haben, gibt es heute noch“, berichtet Julian, er selbst halte noch zu zwei Bosniern über Facebook Kontakt. „Vor Ort arbeiten alle an einem Ziel, das stärkt und motiviert, man führt intensive Gespräche und hat einfach Spaß zusammen.“

Neben einem klassischen Baucamp in Bosnien, wie es seit 1996 regelmäßig mit Beteiligung aus dem Erzbistum Paderborn stattfindet, wird es ein Jugendtreffen am katholischen Jugendhaus „Johannes Paul II.“ in Sarajevo geben, bei dem junge Menschen aus Slowenien, Ungarn, Schweden, Polen, Schweiz, Frankreich, Mazedonien, Albanien und vielen weiteren Ländern erwartet werden.

„Wir helfen den Menschen Häuser aufzubauen oder zu renovieren, vielen fehlt einfach die Grundlage zum Wohnen“, berichtet der 18-jährige Julian Feldmann von seinen Erfahrungen vom letzten Baucamp. Dort habe er deutlich die Folgen der langen Jahre des Kriegs auf dem Balkan erfahren können. „Natürlich ist das kein Urlaub, aber als wir den Menschen geholfen haben, haben sie uns ihre Herzen geöffnet und das hat mir viel gegeben“, berichtet Steffi Schlebrowski.

Die drei Jugendlichen sind aber nicht nur auf das Baucamp ab dem 18. Juli und das große Freundschaftsreffen vom 27. Juli bis 3. August gespannt. Bei letzterem studieren die Teilnehmer zusammen mit der internationalen Performing Arts Group „GenRosso“ aus Italien das Musical „Streetlight“ ein und bringen es während der Tage in Sarajevo auch auf die Bühne. Zudem werden hochrangige Politiker aus Brüssel und Berlin erwartet. Die Jugendlichen wollen aber auch dem 1. Weltkrieg nachforschen. „In der Schule war das irgendwann Thema, aber bei uns ist ja doch der 2. Weltkrieg präsenter“, meint Julian. „Das ist aber nur aus unserer deutschen Perspektive so“, erklärt Pastor Meinolf Wacker, „in viel Nationen und vor allem auf dem Balkan wird der 1. Weltkrieg als viel virulenter wahrgenommen, der die Welt verändert hat.“

Pastor Meinolf Wacker ist froh, dass immer wieder Jugendliche sein langjähriges Anliegen aufgreifen, eine Brücke nach Sarajevo zu schlagen und für Völkerverständigung und Frieden zu werben. Dabei begleite sie immer der Satz „Ich sehe in euch die Wächter auf den Morgen“ von Papst Johannes Paul II., der die Jugend dazu aufgerufen hatte für den Frieden zu sorgen. Aber auch Papst Franziskus habe den Jugendlichen seit seinem Amtsantritt immer wieder Aufträge zugesprochen und für Engagement in der Welt geworben, als er festgestellt habe: „Es ist sehr traurig, eine ‚satte‘, aber schwache Jugend zu sehen.“

Anmeldung und mehr Informationen zur internationalen Jugendbegegnung in Sarajevo vom 18. Juli bis 3. August bei Pastor Meinolf Wacker (meinolfwacker@gmx.de).

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