Du möchtest beten lernen, dein Gebet verbessern oder überhaupt eine Beziehung zu Gott aufbauen? Dann können dir diese 10 Tipps helfen.
Betest du? Vielleicht sendest du manchmal ein kurzes Stoßgebet gen Himmel. Vielleicht zündest du manchmal in der Kirche eine Kerze an. Und vielleicht versuchst du auch, im Alltag die Verbindung zu Gott zu suchen?
Für mich ist es total wichtig, mein Leben mit Gott zu leben. Zu beten. Ich bete vorformulierte Gebete wie das Stundengebet und das Vater Unser. Ich lese Texte aus der Bibel und frage mich, was Jesus mir damit sagen möchte. Ich schaue abends auf den Tag zurück und bespreche alles, was mir wichtig ist, mit ihm.
Falls du auch auf der Suche nach einer persönlichen Beziehung zu Gott bist, können dir vielleicht meine 10 Tipps fürs Gebet helfen. Sie sind gewachsen aus Erfahrung und Theorie, aus Sehnsucht und Realität.
1. Vorbereitung
Beginnen wir mit einem Vergleich zwischen Gebet und Fußball: Wenn für meine Mannschaft ein Fußballspiel ansteht, dann sollen wir 90 Minuten vorher da sein. Um uns umzuziehen, aufzuwärmen und einzustimmen.
Mein Tipp: Bevor du anfängst zu beten, nimm dir wenigstens ein paar Sekunden Zeit, um dich zu sammeln und auf Gott zu konzentrieren. Ich gönne mir vor meinem Gebet - in Anspielung zum Fußball - gern 90 Sekunden Zeit.
2. Dialog
Manchmal bin ich bei einer Gebetsgruppe zu Gast, bei der 60 Minuten am Stück gebetet und gesungen wird. Ich frage mich oft, was Jesus wohl mit solch einem Gebet anfangen soll?
Mein Tipp: Lass auch mal Stille zu, um Gott sprechen zu lassen. Lerne, wie es ist, auf ihn zu hören. Gott möchte auch zu Wort kommen.
3. Rhythmus
Alles Wichtige braucht einen festen Platz. Was einen Rhythmus hat, hängt dann nicht mehr nur von meiner Laune ab.
Mein Tipp: Wenn du als spiritueller Mensch leben möchtest, ist ein Rhythmus für das Gebet in der Woche und am Tag sehr wichtig. Überlege: Wann möchtest du dir Zeit fürs Gebet nehmen? Auf welche Art und Weise möchtest du beten?
4. Übung
Als Diakon besuchte ich an Heiligabend eine demente Frau. Trotz ihrer Vergesslichkeit konnte sie die Weihnachtslieder, die wir sangen, von der ersten bis zur letzten Strophe auswendig. Das Gebet hatte sich ihr tief eingeprägt. Ein echtes Vorbild.
Mein Tipp: Lerne, schöne und kraftvolle Gebete und Lieder einzuprägen. Dann kannst du jederzeit auf sie zurückgreifen, wenn dir ansonsten beim Beten die Worte fehlen.
5. Herzenssache
Es ist wichtig, dass ich nicht bloß ein äußerliches Gebet verrichte. Wenn ich ein Gebetspensum leiste, bloß die Lippen bewege und mein Herz fern ist – dann ist das nicht im Sinne des Erfinders (vgl. Mk 7,6).
Mein Tipp: Lerne nach und nach, von Herzen zu beten. Dass vor Gott zu tragen, was dir auf dem Herzen liegt - und dich von ihm berühren zu lassen.
6. Zerstreuung
Häufig berichten mir Menschen von ihren Zerstreuungen im Gebet. Dass innere Stimmen laut sind und Gedanken einen wegtreiben lassen.
Mein Tipp: Wichtig ist, dass wir beim Beten die Zerstreuung in Liebe annehmen und nicht verkrampfen. Unübertroffen ist Franz von Sales´ Weisheit: „Wenn dein Herz wandert oder leidet, bring es behutsam an seinen Platz zurück und versetze es sanft in die Gegenwart deines Herrn. Und selbst, wenn du nichts getan hast in deinem ganzen Leben, außer dein Herz zurückzubringen und wieder in die Gegenwart unseres Gottes zu versetzen, obgleich es jedes Mal wieder fortlief, nachdem du es zurückgeholt hattest, dann hast du dein Leben wohl erfüllt.“
7. Treue
Was, wenn es mir trotz aller Bemühungen nicht gelingt, mich im Gebet zu sammeln? Wenn ich immer wieder abschweife oder bestimmte Gedanken sich aufdrängen? Dann ist es umso wichtiger, beim Beten am Ball zu bleiben.
Mein Tipp: Sei gewiss, dass du im Gebet beim Herrn bist - auch wenn du mit den Gedanken ganz woanders bist. Jetzt zeigt sich der Ernst der Beziehung zu ihm. Schließlich sind wir doch Gläubige, die in den romanischen Sprachen als „die Treuen“ bezeichnet werden (i fideli, los fieles, les fidèles …).
8. Mehr
Vielleicht fragst du dich: Wie viele Minuten am Tag sollte ich beten? Wie viel Zeit sollte ich mir nehmen? Wie viel ist genug? Eine pauschale Antwort darauf gibt es nicht.
Mein Tipp: Wechsel mal die Perspektive und frage dich: Wie viel Zeit sollte ich mit meiner Geliebten verbringen? Wie oft meinen Freund küssen? Diese Fragen stellen sich in einer Liebesbeziehung nicht. Man ist gerne zusammen. Wir bleiben auch eine ganz Nacht wach, wenn das eigene Kind krank ist oder die Oma im Sterben liegt. … Schonmal für Gott eine Nacht durchwacht?
9. Wüstenzeiten
Auch wenn das Gebet in meinem Tagesablauf einen festen Platz hat - der Alltag ist doch oft herausfordernd und kräftezehrend.
Mein Tipp: Neben dem Alltag braucht es für den Glauben auch besondere Tage an speziellen Orten. Einmal im Monat ein Tag der Stille oder jährliche Exerzitien können ein großer Schatz sein. Die Einkehrtage sind für mich die beste Zeit des Jahres, von denen ich lange zehre.
10. Anbetung
Auf der spirituellen Welle verkümmert das Gebet leicht zum Wellnesprogramm. Ich bete, weil es mir etwas bringt. Weil Beten mir guttut.
Mein Tipp: Die Hochform des Gebetes ist Anbetung, in der nicht ich im Mittelpunkt stehe, sondern jemand anderes. Ich darf ihn verehren, der allen Lobes, aller Verehrung, allen Dienstes, aller Liebe würdig ist und mich und meine Wahrheit dabei selbst finden.