Schicksal eines äthiopischen Flüchtlings berührt Jugendliche
14.09.2012

Schicksal eines äthiopischen Flüchtlings berührt Jugendliche

BlessYou!-Jugendvesper in Meschede

Das Dröhnen der Glocken ist bis tief in die Krypta zu hören. 19.30 Uhr am Donnerstag. Dann erklingt das erste Lied, ein Hillsong: „Hosanna, hosanna, hosanna, hosanna in the highest.“ Es ist wieder Zeit für „BlessYou!“, die Jugendvesper in der Abtei Königsmünster in Meschede. Gut 40 Jugendliche und junge Erwachsene sitzen im Kreis, singen und beten mit den jungen Mönchen.

Lisa Bauernschmitt sitzt mit ihren beiden Freundinnen auf einer einfachen Holzbank. Sie kommt oft hierher, seit 2008 regelmäßig. Sie erzählt das in der Vorstellungsrunde, jeder soll am Anfang mit seinem Nebenmann oder seiner Nebenfrau ins Gespräch kommen. „Es ist einfach schön hier“, schwärmt die 21-Jährige, die extra aus Attendorn angereist ist. Warum? „Die Inhalte und Lieder sind sehr ansprechend, die Atmosphäre ist so meditativ aber auch gemütlich“, erklärt sie. Und dem können ihre Freundinnen Nadine Ziegert und Carolin Otte nur zustimmen. Carolin ist „fast immer hier“ und einige der Besucher sind für sie „alte Bekannte“. Denn zwischen den 30 und auch mal bis zu 180 jungen Menschen sind einige Stammgäste – und die kommen aus dem ganzen Erzbistum.

Das Erfolgsrezept ist dabei ganz einfach. Im Mittelpunkt steht der Segenswunsch „may God bless you!“ Es werden ganz aktuelle und moderne, mal aber auch mehrere hundert Jahre alte Lieder gesungen. Dabei spielt eine ruhige und meditative Atmosphäre eine große Rolle. Im Mittelpunkt der Jugendvesper steht ein Gast, der zu einem Glaubensthema spricht. Das ist weniger eine Predigt als vielmehr ein Lebenszeugnis, das spannend und berührend sein kann.

„Heute Abend ist Monnica Klöckener aus Würzburg zu Gast“, begrüßt Pater Erasmus Kulke die junge Studentin. Die 22-jährige Studentin der Musikwissenschaft und Theologie engagiert sich an ihrem Studienort Würzburg in der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG), die seit Mai einem Flüchtling Asyl gewährt. „In der KHG Würzburg haben wir uns aus humanitären Gründen dazu entschieden, diese Notlösung für einen äthiopischen Flüchtling zu nutzen“, berichtet sie. Monnica erzählt von ihren Gefühlen in dieser Situation, wie nah Freud und Leid beieinander sind, welche Risiken die Verantwortlichen eingehen und welche Hoffnungen sie hegt. „Das Asyl hat unser ganzes gut geplantes Semester durcheinandergerüttelt.“ Und die Situation bleibt angespannt, schließlich könnten die Behörden jeden Tag aktiv werden und den jungen Flüchtling holen und abschieben. Namen, Daten und Fakten über den Flüchtling und das Kirchenasyl müssen geheim bleiben.

Die jungen Besucher in der Krypta sind gerührt und begeistert. Es gibt spontan Applaus. Pater Erasmus ist auch angetan und bedankt sich für das „beeindruckende Statement“. Im Ablauf der Jugendvesper geht es weiter. Psalm, Cantica und Musik. Es wird dem Flüchtling und der Mitstreiter in der KHG Würzburg in den Fürbitten gedacht. Und beim Friedensgruß gehen alle Besucher durch den Raum und wünschen sich den Frieden. Die Stimmung an diesem Abend ist besonders.

Das ist aber nicht immer einfach, wie Pater Erasmus berichtet. „Man muss sich auf die Atmosphäre und den benediktinischen-klösterlichen Hintergrund einlassen.“

Den Jugendlichen scheint das gelungen zu sein, alle verlassen zufrieden die kalte Krypta, um gegenüber in der Jugendbildungsstätte Oase bei Klosterbrot und Apfelsaft ein wenig zu verweilen und sich auszutauschen. Es gibt auch ein Matratzenlager zum Übernachten.

Mehr Informationen zu BlessYou! gibt es hier.

Carolin Otte, Lisa Bauernschmitt und Nadine Ziegert während der Vesper.
Monnica Klöckener berichtet vom Kirchenasyl der KHG Würzburg.
Pater Erasmus im Austausch mit den Jugendlichen.

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