Lesenswert: Das Buch Vaticanum von J.R. dos Santos.
Lesenswert: Das Buch Vaticanum von J.R. dos Santos.
15.03.2019
Faszination

Buch Vaticanum: unglaublich wahr

Roman von J.R. dos Santos berichtet über Insider und Intrigen aus dem Vatikan

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von Tobias Schulte

Insider und Intrigen aus dem Vatican - das verspricht das Buch Vaticanum von José Rodrigues dos Santos, das am 21. März erscheint. Wir haben es vorab gelesen und sagen euch, ob es sich lohnt.

Beim Lesen von Vaticanum kommt man unweigerlich an den Punkt, an dem man sich fragt: Ist das jetzt wirklich passiert? Entspricht das der Realität? Das Besondere des Buchs ist: es baut historische Ereignisse und Fakten aus dem Vatikan in eine fiktive Handlung ein.

Rahmenhandlung: Islamisten entführen Papst Franziskus

Wie Autor J.R. dos Santos die historischen Ereignisse erzählt, ist die große Stärke des Buchs. Es wird deutlich, warum man davon ausgehen kann, dass der Petersdom tatsächlich über dem Grab des Heiligen Petrus erbaut ist. Was dafür spricht, dass Papst Johannes Paul I. ermordet wurde. Dass im Vatikan mit Zigaretten geschmuggelt wird. Dass die Vatikanbank Geld der italienischen Mafia wäscht.

Diese Fakten werden dem Leser vermittelt, indem sich die Protagonisten über die Themen unterhalten und gegenseitig die Informationen berichten. Als Leser erfährt man nach und nach mehr - und kommt irgendwann an den Moment, an dem man sich fragt: Ist das jetzt wirklich passiert?

Abgesehen von der fiktiven Rahmenhandlung lautet die Antwort: Ja. Auf welche Quellen sich der Autor dabei stützt, erklärt er in der Schlussbemerkung am Ende des Buches. Wegen Spoiler-Gefahr lohnt sich ein Blick aber erst zum Ende des Lesens.

Die Rahmenhandlung des Romans ist spannend. Ohne die Passagen, in denen die Fakten erzählt werden, ist sie aber nur halb so viel wert. Der fiktive Protagonist Tomas Noronha sucht bei Ausgrabungen im Vatikan nach den Knochen des heiligen Petrus. Dann wird er zu einem Gespräch mit dem Papst gerufen. Es geht um die Prophezeiung, dass Franziskus der letzte Papst der Geschichte sein wird. Dann nimmt die politisch durchaus brisante Geschichte ihren Lauf.

Islamisten entführen Franziskus. Um Mitternacht wollen sie ihn ermorden, wenn sich die westlichen Staaten nicht dem Islam anschließen. Noronha versucht herauszufinden, wo die Islamisten den Papst gefangen halten. Man begleitet den Protagonisten dabei, wie er Informationen wie Puzzleteile zusammensetzt, um Papst Franziskus zu finden. Dabei wirkt Noronha wie eine Mischung aus den Filmfiguren Robert Langdon (gespielt von Tom Hanks in Der Davinci Code) und James Bond.

Autor J.R. dos Santos im Petersdom.
Autor J.R. dos Santos im Petersdom.

Autor: J.R. dos Santos

Titel: Vaticanum

Preis: 18,50 € (Taschenbuch)

ISBN: 978-3-946621-04-1

Erscheint: 21.03.2019

Verlag: luzar publishing

Autor dos Santos formuliert szenisch und präzise. In Vaticanum transportiert er Hektik, Spannungen zwischen Akteuren und das Grübeln von Protagonist Tomas Noronha. Sein Roman liest sich flüssig. Fast jedes Kapitel schließt mit einem Cliffhanger, der zum Weiterlesen animiert. 2016 erhielt Autor dos Santos den Preis als bester Autor Portugals. In seiner Heimat ist er aus dem Fernsehen als Moderator und Nachrichtensprecher bekannt.

Wer eine Faszination für das Papsttum und den Vatikan verspürt, der wird Vaticanum geradezu verschlingen. Die Handlung des Buchs wendet sich des Öfteren, wodurch die Spannung aufrechterhalten bleibt. Negativ in Erinnerung bleiben einige Längen. Der Autor führt Teile der Rahmenhandlung zu sehr aus. Außerdem kann man sich als Leser in der Ausfühlirchkeit des Buchs verlieren. Zum Beispiel wird über mehrere Seiten beschrieben, inwiefern bisherige Prophezeiungen zu den Päpsten eingetroffen sind. 

Herausfordern kann Vaticanum auch den Blick von kirchentreuen Lesern auf ihre Insitution.  Die Details über Schmuggel und Geldwäsche im Vatikan waren schon öffentlich bekannt, das Buch bündelt sie jedoch auf neue Art und Weise. Die Einzelheiten lösen Unverständnis und Entsetzen aus. Wie lässt man sich davon beeinflussen? Als Christen können wir kritisch auf unsere Institution Kirche blicken - wenn wir dem Guten in ihr treu gegenüberstehen und unseren Glauben durch Fehler von anderen nicht anzweifeln.

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