Wer willst du sein?
26.04.2017

Wer willst du sein?

Bei einem Coaching zur Berufswahl können junge Menschen ihre Stärken entdecken.

„Weißt du schon, was du nach der Schule machen willst?“ Je näher der Abschluss rückt, desto häufiger hören viele Schülerinnen und Schüler diese Frage. Mag die Antwort darauf für einige schon klar sein, sind sich viele noch unschlüssig. Die Entscheidung über die Berufs- oder Studienwahl ist eine große. Pastor Dr. Andreas Rohde und Gemeindereferent Johannes Schäfers bieten darum in der ersten Woche der Sommerferien ein Coaching zur Berufswahl für Oberstufenschüler an. Mit JUPA-Redakteurin Laura Konieczny haben sie vorab über das Angebot gesprochen.

JUPA: In wenigen Sätzen: Was ist ein Coaching?

Johannes: Coaching ist ein individueller Weg, Menschen dabei zu begleiten, ihren Platz im Leben zu finden. Das heißt, ihr Leben mit ihren Fähigkeiten, Talenten und Bedürfnissen optimal zu gestalten.

Andreas: Es geht uns nicht darum, über Berufe zu informieren. Wir möchten gemeinsam herausfinden, was in einem Menschen steckt. Wir sprechen also nicht allein darüber, welche Berufe für jemanden infrage kommen. Vielmehr geht es darum, einen Raum zu bieten, an dem man über seine Sehnsüchte für das Leben sprechen kann, um aufgrund dieser schließlich eine Entscheidung zu treffen.

JUPA: Wie läuft das Coaching ab?

Andreas: Schülerinnen und Schüler der Einführungsphase und Q1, also der Oberstufe, sind eingeladen, vier Tage lang im Kloster in Neuenbeken zu verbringen (siehe Infos unten). Dort arbeiten sie zu verschiedenen Themen als Gruppe und in Einzelcoachings.

JUPA: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, ein solches Coaching anzubieten?

Johannes: Wir beide begleiten in unserer Arbeit immer wieder junge Menschen. Wir dachten uns, dass es gut wäre, ein Coaching für eine der größten Entscheidungsphasen des Lebens anzubieten. Es geht um die Fragen: Was mache ich nach der Schule? Wie soll es weitergehen in meinem Leben? 

Andreas: Durch meine Arbeit am Pauluskolleg in der Ausbildung von Gemeindereferenten habe ich gemerkt, dass jungen Leuten oft die Kriterien fehlen, um Entscheidungen fällen zu können. Da ist häufig eine gewisse Überforderung zu spüren – auch, weil es heute so viele Möglichkeiten gibt. Vor allem bei Berufsentscheidungen wird außerdem häufig ökonomisiert. Da fragt man sich eher: „Wo kann ich mir später mehr leisten?“, und weniger: „Was ist mir wirklich wichtig?“ Wir möchten im Coaching auch die andere Perspektive aufzeigen.


Pastor Dr. Andreas Rohde
Gemeindereferent Johannes Schäfers

JUPA: Was sind Kriterien für gute, also tragfähige, Entscheidungen?

Andreas: Zuerst muss ich mir die Fragen stellen: Was erhoffe ich mir von meinem Leben? Was wünsche ich mir? Das steht im Vordergrund und muss erst mal gar nichts mit der Berufswahl zu tun haben. Man soll wieder träumen lernen und sich dann auch trauen, zu sagen, was einen bewegt. Dann geht es darum, herauszufinden: Was sind meine Stärken? Was mache ich leidenschaftlich? Wir gehen das in unseren Coaching emotional und leidenschaftlich an, anstatt nur rational. Außerdem braucht man immer auch eine Alternative, denn mit nur einer Option kann man keine Entscheidung treffen.

Johannes: Da kann ich mich nur anschließen. Es ist wichtig, sich zu fragen: Welche Bedürfnisse habe ich für mein Leben? Welche Stärken und Talente habe ich? Wofür will ich mich einsetzen? Es geht darum, Herz und Kopf zusammenzubringen. Deshalb möchten wir im Caching auch das Selbst- und Gottvertrauen der jungen Menschen wecken.

JUPA: Vor welchen Herausforderungen seht ihr junge Menschen, die an Wendepunkten in ihrem Leben stehen?

Andreas: Für viele ist das, zunächst mal ein eigenes Standing zu entwickeln, also zu wissen: Was will ich eigentlich und was wollen die Anderen nur von mir? Man muss sich trauen, für seine Position einzustehen. Das gilt vor allem zum Beispiel für tätige Berufe. Da heißt es vielleicht von Außen: „Da hast du aber blöde Dienstzeiten“, anstatt zu fragen: „Super, was macht dir denn daran Freude?“

Johannes: Man muss den Wendepunkt als Chance sehen und wirklich auf sich selbst hören. Wenn ich weiß, was ich selbst möchte, und ein Standing entwickelt habe, kann ich nach außen blicken, mich all den Möglichkeiten stellen und sie als Herausforderung sehen.

JUPA: Wie kann der Glaube dabei helfen?

Andreas: Die Bibel liefert viele Beispielgeschichten, in denen Menschen vor Entscheidungen stehen. Ein Beispiel ist das Gleichnis vom reichen Jüngling – nicht, weil es um Geld geht, sondern weil er sich dafür entscheiden muss, was ihm wirklich wichtig ist. Auch die Person Jesus kann uns helfen, weil auch er entschieden war und er seinen Weg konsequent gegangen ist.

JUPA: Wie geht man mit Einflüssen von Außen um, zum Beispiel mit den Erwartungen von Familie und Freunden?

Johannes: Es gibt keine Universaltipps zum Thema „Wie gehe ich um mit äußeren Einflüssen“. Das ergibt sich von selbst, wenn jemand seine Entscheidung getroffen hat und ein Standing dafür entwickelt hat. Äußere Einflüsse muss man einfach einplanen und damit umgehen lernen. Das ist ein Prozess, von dem das Coaching ein Teil sein kann.

Die wichtigsten Infos im Überblick
• Das Coaching findet statt im Missionshaus Neuenbeken (Alte Amtsstraße 64, 33100 Paderborn) von Montag, den 17. bis Donnerstag, den 20. Juli 2017.
• Teilnehmen können bis zu 12 Personen. Die Teilnahme kostet 100 Euro. Darin enthalten sind Coaching, Unterkunft und Verpflegung.
• Die Anmeldung ist möglich bis zum 16. Juni 2017 via E-Mail an berufungspastoral@erzbistum-paderborn.de.
• Mehr auf: www.beraufspastoral-paderborn.de

Teaserbild: Wolfgang Dirscherl / pixelio.de

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