08.10.2020
Perspektive

Danke. Eben nicht nur ein Wort

Warum wir viel öfter einfach Danke sagen sollten – und wie das gehen kann.

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von  Anna Petri

Eine Frage hat mich die vergangenen Monate nicht losgelassen:

Sollte ich nicht viel häufiger Danke sagen?

Sicher. Gründe um dankbar zu sein, gibt es immer. Aber in den letzten Monaten ist mir das noch einmal ganz neu bewusst geworden. Corona hatte seinen Anteil daran, denn die Pandemie hat mir und vielen anderen die Augen für neue Ideen und Perspektiven geöffnet.

Übrigens:
Eine gute Freundin von mir hat beschlossen, der pulsierenden Weltstadt Hamburg den Rücken zu kehren und in ein kleines beschauliches Städtchen in der Lüneburger Heide zu ziehen. Eben weil sie gemerkt hat, dass ihr die Ruhe und die Übersicht doch wichtiger sind, als sie zuerst angenommen hatte.
Ich selbst habe mir dagegen verstärkt die Frage gestellt, wofür ich eigentlich dankbar bin und dankbar sein darf.

Natürlich. Die schrecklichen Fernsehbilder der vielen Toten und der überfüllten Krankenhäuser, die im Frühjahr die täglichen Nachrichten beherrscht haben, haben etwas mit uns gemacht. Ich für meinen Teil werde sie nicht wieder vergessen und bin mir bewusst, dass ich bisher sehr großes Glück gehabt habe. Glück gesund zu sein und bisher von Corona verschont geblieben zu sein.

Ein ganz gewaltiger Grund, Gott einfach mal Danke zu sagen.

Deswegen habe ich mich entschieden, den Fokus heute mal auf das Danken, losgelöst von Corona, zu setzen.

Es gibt viele Gründe dankbar zu sein
Es gibt viele Gründe dankbar zu sein

Wofür sind wir dankbar?

Die meisten werden jetzt wahrscheinlich sagen: für meine Familie, meine Freunde, für die Gesundheit. Vielleicht auch dafür, dass es mit dem neuen Job geklappt hat, dass eine schwere Prüfung besonders gut verlaufen ist, oder auch, dass der geplante Umzug ohne große Schwierigkeiten über die Bühne gegangen ist.

Das sind natürlich auch alles sehr wichtige Themen, aber ich habe mich in den vergangen Monaten bewusst darauf konzentriert, auch mal verstärkt für die ganz kleinen Dinge Danke zu sagen. Dafür, dass ich heute Morgen unfallfrei ins Büro gekommen bin, obwohl es auf der Hauptstraße ziemlich voll gewesen ist. Dafür, dass heute die Sonne scheint. Dafür, dass ich mich mit meiner Freundin wieder gut verstehe, obwohl wir uns am letzten Wochenende doch ziemlich heftig gestritten haben.

Gott einfach öfter Danke sagen
Gott einfach öfter Danke sagen

Welche Rolle spielt Gott dabei?

Gerade wir gläubigen Menschen kennen das bestimmt. Wenn etwas gut gelungen ist, schicken wir schnell mal das sogenannte Stoßgebet zu Himmel. Ich denke, das ist auf jeden Fall nicht verkehrt. Denn Gott freut sich mit Sicherheit immer sehr, wenn wir an ihn denken. Aber ich muss gestehen, dass ich in den letzten Monaten auch etwas bewusster die Zeit dafür genommen habe, bei ihm Danke zu sagen.

Einfach mal am Tag ein paar Minuten inne halten und zu überlegen, was bisher gut geklappt hat. Worüber ich mich gefreut habe. Wofür ich dankbar bin. Und diese Gedanken dann mit Gott zu teilen. Ihm zu danken, dass er bei mir ist und mich bei allen kleinen und großen Herausforderungen des Lebens nicht alleine lässt. Oder sich am Abend einfach mal hinzusetzten, und den Tag Revue passieren zu lassen. Für mich sind diese kleinen Momente in den letzten Monaten sehr wertvoll geworden und ich möchte sie nicht mehr missen.


Danke

Es ist mittlerweile zehn Jahre her. Damals rief mich meine Mutter an, um mir zu sagen, dass mein Bruder einen schweren Autounfall hatte. Es lag Schnee, die Straßen waren glatt, als er auf dem Heimweg von der Arbeit war. Der Wagen geriet ins Schleudern, mein Bruder verlor die Kontrolle darüber.

Glücklicherweise war in diesem Moment kein anderes Auto unterwegs und wie durch ein Wunder ist er unverletzt geblieben. Natürlich ist uns damals ein riesengroßer Stein vom Herzen gefallen und wir waren unglaublich dankbar dafür.

Aber auch heute noch. Fast zehn Jahre später, denke ich oft, wenn ich meinen Bruder treffe:

Danke, Gott, dass er noch bei uns ist. Es ist verrückt, aber trotz der vielen Jahre, die inzwischen vergangen sind, sehe ich die Zeit mit meinem Bruder, die ich jetzt erleben darf, immer noch als großes Geschenk an und bin Gott wirklich so dankbar dafür.

Ich glaube so ein einschneidendes Erlebnis hat die Kraft, unsere Augen noch einmal auf eine ganz andere Weise zu öffnen. Und um jetzt doch noch einmal die Brücke zum Anfang zu schlagen, denke ich, dass Corona vielleicht auch so etwas schaffen kann. Auch wenn ich mir natürlich wünschte, dass uns diese Pandemie erspart geblieben worden wäre, glaube ich, dass es uns dadurch gelingen kann, unser Bewusstsein ganz neu zu schärfen.

Das Bewusstsein dafür, einfach öfter bei Gott Danke zu sagen. Sich diese Zeit bewusst zu nehmen. Und wenn es nur dafür ist, dass der Morgenkaffee heute besonders gut schmeckt, und dass die Sonne scheint.

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