Daria an der Orgel in der Marsberger Propsteikirche
14.07.2023
Faszination

Durch Orgelmusik den Glauben leben

Was Kirchenmusik für Daria Simon bedeutet - und wie sie darin Gott begegnet

von Theresa Oesselke

Schule, Orgelunterricht, Gehörbildung, Musiktheorie, Klavier üben und Gottesdienste begleiten – so sieht eine typische Woche von Daria Simon aus. Die 15-jährige Schülerin aus der Nähe von Marsberg besucht die Q1 des Carolus-Magnus-Gymnasiums, ist Jungstudentin für Musik und als Organistin in ihrem Pastoralen Raum angestellt. Manchmal, erzählt Daria, ist das alles mit der Musik sehr viel. Aber sie weiß, warum sie es macht.

Daria Simon

Faszination für die Orgel

In Darias Familie spielen alle ein Instrument. Sie hat mit fünf Jahren schon Klavier gelernt, in der Grundschule folgte dann die Trompete. Aber Daria wollte vor allem eins: Orgel spielen. Die verschiedenen Klangfarben faszinieren sie. Allein an einem Instrument wie ein ganzes Orchester mit Trompete, Posaune und Flöte zu spielen – das gibt es bei keinem anderen Instrument. Daher nennt man die Orgel auch „Königin der Instrumente“.

Der Weg an die Musikhochschule

Mit neun Jahren erfüllt sich der Wunsch: Daria fängt an, Orgelunterricht zu nehmen. Zunächst bei einem Organisten ihrer Gemeinde, später dann beim Dekanatskirchenmusiker und Assistenten des Paderborner Domorganisten Marcel Eliasch. Eliasch war es auch, der Daria auf ein besonderes Angebot aufmerksam gemacht hat: Das Jungstudium an der Hochschule für Musik in Detmold. Das heißt: neben der Schule in der Freizeit schon Musik studieren. Daria und ihre Eltern stimmen zu.

Von der Jungstudentin zur Kirchenmusikerin

Um zu zeigen, dass Daria dafür geeignet ist, spielt sie vor der Auswahlkommission zwanzig Minuten lang auf der Orgel und dem Klavier. Dann folgen ein einstündiger Test zur Musiktheorie und Gehörbildung sowie ein Bewerbungsgespräch. Sie meistert es erfolgreich – und studiert nun bis zum Abschluss ihres Abiturs das Hauptfach Orgel an der Musikhochschule in Detmold. Dafür nimmt sie jede zweite Woche zwei Stunden Autofahrt für den Theorieunterricht in Detmold auf sich. Fünf Mal im Jahr reist sie zudem zu einem Kompaktwochenende mit Seminaren.

Dazu kommen der Orgelunterricht, das Nebenfach Klavier und ab dem kommenden Semester auch noch Gesang. Ein enormer Aufwand. Aber Daria weiß genau, warum sie das macht: Weil es ihr viel Freude bereitet. Weil sie nach dem Abitur Kirchenmusik studieren möchte. Bachelor, Master und vielleicht auch noch ein Konzertexamen. Daria ist zielstrebig und ehrgeizig. Ihr Ziel für die Zukunft? Als Organistin an einem Dom oder bei einem Dekanat arbeiten und so ihr Wissen und ihre Freude an der Musik weitergeben. Ein Ziel, für das sie schon lange und unermüdlich übt.

Daria möchte später hauptberuflich Orgel spielen

Menschen mit Gott in Berührung bringen

Als Daria das erste Mal allein eine ganze Messe an der Orgel begleitet hat, war sie zehn Jahre alt. Seitdem folgten unzählige weitere Gottesdienste. Wer das alles hört, könnte denken, Daria wäre ein Wunderkind oder eine Streberin. Aber sie ist einfach jemand, der gemerkt hat, was ihr liegt. Was sie gern macht und wofür sie ihre Zeit und Energie nutzen möchte. Daria spürt als Musikerin, dass sie Menschen mit Gott in Berührung bringen kann. Etwas, das sie immer wieder antreibt. Sie erzählt von einer Frau, die zu Tränen gerührt war, als Daria mit ihrem Orgellehrer ein Duett in der Messe gesungen hat. Oder von einer Beerdigung, bei der sie zur Kommunion einen besonderen Liederwunsch der Angehörigen gespielt hat. Oder von der Messe mit dem Sportverein, bei der sie das Vereinslied improvisiert hat.

Musik hat für Daria viel mit Gefühlen zu tun. „Ich spiele ganz anders zur Erstkommunion und Trauung als bei einer Beerdigung. Mit der Orgel hat man so eine starke Wirkung und eine ganz wesentliche Möglichkeit, den Gottesdienst zu gestalten.“ Durch die passende Musik möchte Daria den Menschen helfen, in ihrer jeweiligen Lebenssituation im Gottesdienst einen Zugang zu Gott zu finden.

Orgel - die "Königin der Instrumente"

Aufgrund ihres prächtigen Äußeren und des gewaltigen Klangs gilt die Orgel als „Königin der Instrumente“. Im Jahr 2021 wurde sie zum „Instrument des Jahres“ gekürt. Die Orgel hat von allen Instrumenten das größte Tonspektrum – vom tiefsten Ton, den das menschliche Ohr wahrnehmen kann, bis zum höchsten; laute und leise Klänge – und bietet eine unendliche Fülle an Klangfarben. Jede Orgel ist einzigartig und an den jeweiligen Kirchenraum angepasst. Im Jahr 2017 wurden der Orgelbau und die Orgelmusik durch die UNCESCO als Immaterielles Kulturerbe anerkannt.

Gott als Wegbegleiter und Beschützer

Aber Daria spielt nicht nur Orgel, um andere Menschen zu berühren. Musik ist auch für ihren eigenen Glauben wichtig. Wenn sie an der Orgel sitzt, fühlt sie sich Gott sehr nahe. Dem Gott, der immer an ihrer Seite ist und sie auf den richtigen Weg führt. Daria sagt: „Wenn ich nicht Orgel spielen würde, weiß ich gar nicht, ob ich dann so im Glauben drin wäre.“ Oft würden sich die Kinder nach der Erstkommunion von der Kirche distanzieren. Bei ihr war das genau der Zeitpunkt, an dem sie mit dem Orgelspielen angefangen und so immer mehr in den Glauben gefunden hat. Daria lebt ihren Glauben durch die Musik.

Auf die eigene Leistung stolz sein

Es gibt bei aller Freude an der Musik, aber auch bei Daria immer wieder Momente, in denen sie zweifelt. Daran, ob es wirklich der richtige Weg ist. Ob es nicht doch alles zu viel ist. „Manchmal ist es schon schwer, das alles zu vereinbaren. Ich kann mich noch mit Freunden treffen, aber halt nicht mehr so viel wie vorher.“ Und es gibt auch Tage, an denen sie auf Musik überhaupt keine Lust hat. Dann ist für sie auch mal ein Tag Pause wichtig.

Darias Musik ruft nicht nur bei ihren Zuhörerinnen und Zuhörern viele Emotionen hervor, sondern vor allem auch bei ihr selbst. Besonders nach einem Konzert. Ihr erstes eigenes Konzert hat sie im vergangenen Jahr in der Propsteikirche in Marsberg gespielt. Vor zwei Wochen dann ein Konzert in der St. Lamberti Kirche in Münster. Das sind Momente, in denen sie einfach stolz ist. Stolz darauf, was sie geleistet hat. „Man darf nicht immer nur üben, man braucht auch einfach mal diese Konzerte, um zu zeigen, was man geschafft hat.“ Diese Konzerte sind es, bei denen Daria merkt, warum sich der Aufwand lohnt. Momente, die sie bestärken, den Weg weiterzugehen. Und es werden für Daria mit Sicherheit noch unzählige solcher Konzertmomente folgen.

Orgel-Schnupperkurs im Erzbistum Paderborn

Das Erzbistum Paderborn bietet Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen die Gelegenheit, ohne Verpflichtung das Instrument Orgel unter Anleitung eines hauptberuflichen Kirchenmusikers oder einer hauptberuflichen Kirchenmusikerin kennenzulernen. Kenntnisse im Klavierspiel sind dafür hilfreich, aber keine Voraussetzung. Nach dem fünfstündigen Kurs kann der Unterricht bei Interesse fortgeführt werden. Weitere Informationen gibt es hier.

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