„Der Glaube kann uns zu glücklichen Menschen machen.“
21.03.2013

„Der Glaube kann uns zu glücklichen Menschen machen.“

Verena Grobbel arbeitet als Leiterin in einem Jugendtreff in Schmallenberg. Dort versucht die 26-Jährige Glaube im Alltag mit den Kindern und Jugendlichen praktisch zu leben. Denn Nächstenliebe ist für sie das zentrale Element ihrer Arbeit.

„Ich denke, es gibt irgendjemanden, der unsere Werte und unser Leben als Gemeinschaft am Anfang geprägt hat. Da ist natürlich Jesus. Und so glaube ich an Gott, der über allem steht und alles zusammenhält. So bedeutet Glaube für mich Rückhalt und Sicherheit.“ Verena beschreibt diesen Glauben als Gefühl, das sie stets mit sich trägt. Sie versteht Gott als einen Anlaufpunkt für ihre Wünsche, Sorgen und Ängste.

„Das heißt aber nicht, dass ich oft zu Gott direkt bete. Das eigentlich nur selten – außer in der Kirche natürlich. Aber darauf kommt es für mich auch nicht an.“ Denn wer und was Gott eigentlich genau ist, kann sich auch die 26-Jährige nicht wirklich vorstellen. Für sie ist es der Begriff „Gott“, der das Verständnis von etwas Höherem in einem Wort ausdrücken kann.

In diesem Glauben versteht sie auch den Tod nicht als das Letzte im Leben. „Für mich gehört der Tod zum Leben. Ich glaube, mit dem Tod stirbt der Körper, aber die Seele lebt weiter zum Beispiel in den Erinnerungen der Hinterbliebenen. Jesus gibt mir eine Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod, weil er nach langem Leiden im Tod die Erlösung gefunden hat und auferstanden ist. Darum ist Ostern für mich auch ein Fest der Hoffnung.“

Im Alltag ist Nächstenliebe für Verena das zentrale Element in ihrem Glauben. Mit anderen Menschen in einer Gemeinschaft leben, und sich dabei immer auf den anderen verlassen können. So wird Glaube für sie im Alltag lebbar und erlebbar. „Es heißt ja, du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Das ist für mich eine sehr wichtige Botschaft. Man sollte anderen zuhören, sich für sie einsetzen, sie unterstützen und auch helfen. Dies geschieht zum Beispiel bei meiner Arbeit im Jugendtreff, indem ich vorurteilsfrei auf die Jugendliche zu gehen und mir ihre Wünsche oder Sorgen anhöre und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehe.“ Viele leben unbewusst nach den christlichen Werten Die Kirche spielt für die Sozialpädagogin bei allem keine besonders große Rolle. Zwar ist es ihr wichtig, zu besonderen Anlässen im Jahr wie Weihnachten, Ostern und Christi Himmelfahrt zum Gottesdienst zu gehen. „Dadurch zeige ich meine Überzeugung und meinen Glauben auch nach außen.“ Auch ihre Hochzeit im vergangenen Jahr hat sie kirchlich gefeiert, auch das war ihr sehr wichtig. Aber Kirche ist für sie auf der anderen Seite auch mit negativen Dingen behaftet, wie beispielsweise den Missbrauchsfällen, die lange Zeit verschwiegen wurden.

„Ich glaube auch, dass sich aus diesem Grund viele vom Glauben abwenden. Weil sie Glaube zu stark mit der Institution Kirche verbinden. Dabei gibt es auch viele, die nach den christlichen Werten leben, ohne das bewusst wahrzunehmen oder sich die Verbindung eingestehen zu wollen. Es ist wirklich ein Problem, dass Kirche als Institution so dominant im Vordergrund steht, wo es doch vielmehr auf den Inhalt wie eben Nächstenliebe ankommen sollte.“

Darum ist es für die 26-Jährige Leiterin des Jugendtreffs im Schmallenberger Land auch besonders wichtig für die Kindern und Jugendlichen den Glauben erlebbar zu machen, indem sie etwa ein freundliches und verständnisvolles Miteinander pflegen. Direkt über den Glauben sprechen sie nur selten, wenn dann zum Beispiel zu den Feiertagen. Da viele der Kinder und Jugendlichen aus muslimischen Familien kommen, tauschen sie sich dann immer mal wieder über die verschiedenen Festtage und Bräuche aus. „So fühlen sich alle Kinder als Teil der Gemeinschaft und ich kann über die Gespräche gut eine Beziehung zu ihnen aufbauen.

Außerdem finde ich es ganz wichtig, dass man Glaube und Religion im praktischen Leben vermittelt und nicht von oben herab predigt. Wenn sie sich von mir etwa nur einen Vortrag über gutes Miteinander und Nächstenliebe anhören müssten, könnten sie damit sicher nicht viel anfangen. So fühlen sie auch selbst sofort, was Glaube im Alltag bedeuten kann und wie es uns zu glücklichen Menschen macht.“

Glaubensserie: Gerade für junge Menschen ist es heute schwierig, einen Zugang zum Glauben zu finden und ihre Überzeugung im Alltag zu leben. Gläubig zu sein, ist heute einfach nicht „hip“ genug. Und trotzdem sind für viele Gott und christliche Werte in ihrem Leben sehr wichtig. Wir haben mit verschiedenen jungen Leuten gesprochen, was für sie „Glaube“ ist.

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