Die neue BasisBibel - Bibellesen jung gemacht
Der Auftrag kommt von ganz oben. Von unserem Glaubenschef höchstpersönlich, Papst Franziskus. Am 24. Januar 2021, dem „Sonntag des Wortes Gottes“, ließ er durch den Mund von Kurienerzbischof Rino Fisichella verkünden: „Das Wort lässt uns Gott nahe sein – halten wir es nicht fern von uns. Tragen wir es immer bei uns – in der Tasche, auf dem Telefon – und geben wir ihm einen würdigen Platz in unseren Häusern.“
Von Papst Franziskus zum Lesen der Bibel motiviert zu werden, tut sicher gut. Es impliziert aber auch, dass viele Menschen, besonders junge Leute, immer weniger in Kontakt mit dem Wort Gottes kommen. Hilft es da vielleicht, die Geschichten der Bibel anders zu erzählen? Mit klarer, kurzer Sprache und einigen Erklärungen?
Das versucht die neue BasisBibel, die die Deutsche Bibelgesellschaft am 21. Januar 2021 herausgegeben hat. Die Erwartungen sind hoch. In einem Artikel der Deutschen Welle wird die BasisBibel als „Bibel für die Generation Smartphone“ bezeichnet. Zeit, die BasisBibel zu testen.
»Das Wort lässt uns Gott nahe sein – halten wir es nicht fern von uns. Tragen wir es immer bei uns(...) und geben wir ihm einen würdigen Platz in unseren Häusern.«
Papst Franziskus
Zum Sonntag des Wortes Gottes 2021
Die BasisBibel, eine Übersetzung von evangelischen Christen, lädt durch ein schlichtes, aber modernes Design ein. Mit dem weißen Kreuz auf blauem, pinkem oder grünem Hintergrund wirkt sie markant. Es gibt die BasisBibel in zwei unterschiedlichen Formaten. Ich bin eher der Typ „Romanleserin“, die die Bibeltexte lieber zusammenhängend als Ganze liest, also habe ich die Ausgabe „die Kompakte“ in blau vorliegen. Es gibt aber auch noch „die Komfortable“: Die Texte bestehen aus ganz kurzen Sätzen – in jeder Zeile stehen nicht mehr als sieben Wörter und so soll sie sich wie ein Gedicht lesen.
Mit einer inneren Kurzübersicht und einem Bändchen lassen sich Texte gezielt finden. Die Autorinnen und Autoren versprechen zeitgemäßes Deutsch, Verständlichkeit durch kurze Sätze, eine klare und prägnante Sprache. Begriffe, die trotz der einfachen Sprache immer noch unverständlich bleiben oder mehr Insiderwissen brauchen, sind farblich markiert und am Rand kurz erklärt. Kompakt und trotzdem vollständig.
Einheitsübersetzung 2016 | BasisBibel 2021 |
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Dann sprach Gott: Es werde ein Gewölbe mitten im Wasser und scheide Wasser von Wasser. | Gott sprach: Ein Dach soll sich wölben mitten im Urmeer! Es soll das Wasser darunter von dem Wasser darüber trennen. |
In der BasisBibel steht der Begriff „Dach“ so erklärt: Meint eine Art Platte, die auf den Bergen am äußeren Rand der Erde aufliegt. Sie bildet den Boden des Himmels und gleichzeitig das Dach der Erde.
In dem Wort „Dach“ wird die damalige Vorstellung der Erde deutlich gemacht. Erklärungen wie diese zeigen exemplarisch, wie manche biblischen Bilder erhellt oder schon bekannte Texte in einem anderen Licht aufscheinen können. Das macht den Anspruch der Autorenschaft der BasisBibel aus: Sie will einen möglichst schnellen und einfachen Einstieg in die jahrtausendalte Schriften ermöglichen, ohne dabei plump oder abgegriffen zu klingen. Sie möchte bewirken, dass das Wort Gottes dich erreicht, ja, dich wirklich trifft. Obwohl, nein gerade weil du im 21. Jahrhundert lebst.
Die BasisBibel gefällt mir, denn ich weiß schon von der Optik her, welches Buch mir vorliegt. Oder sollte ich besser sagen, welche Bibliothek? Denn es sind ja ganze Bücherschätze vereint zu der einen Heiligen Schrift, die aus Altem und Neuen Testament besteht. Beide Teile gehören für uns Christen untrennbar zusammen, dennoch wird das Alte Testament meist viel weniger ausgelegt, weil insbesondere in der Liturgie das Evangelium im Vordergrund steht. Viele Texte gehen da auch dem „normalen“ Sonntagsbesucher und Gottesdienststreamer verloren. Wer nicht selbst zur Bibel greift, der wird sich anderweitig wohl kaum mit der Botschaft, die ihn unbedingt etwas angeht, vertraut machen.
Das Praktische an der Bibel ist, dass sie mit der „die-Bibel-App“ verknüpft ist. Das heißt, dass die Bibel auch auf dem Smartphone gelesen werden kann. Wer sich anmeldet, hat kostenlos Zugriff auf die Bibeltexte sowie Impulse und weitere Angebote. Im Text kann markiert werden. Einzelne Fußnoten geben Auskunft über bestimmte Begriffe oder Hintergrundinformationen. Für eigene Gedanken ist in dem Feld „Notizen“ Platz. Zugegeben: Ganz so neu ist das nicht. Die Bibel-App des katholischen Bibelwerks hat den Text der Einheitsübersetzung von 2016 schon vor längerer Zeit komplett digitalisiert.
Sie enthält genau wie die Bibel-App einen (ökumenischen) Leseplan, der im Alltag hilft, kontinuierlich kleine Abschnitte aus der Bibel zu lesen.
Im Lesen kann ich die Texte meditieren und darüber nachdenken, was mir diese Worte bedeuten, wie ich sie verstehen kann. Dann kann ich mir vornehmen, danach zu leben.
Wie wichtig Bibelkenntnisse sind, das macht sich auch bemerkbar in der Liturgie. In vielen Teilen Deutschland haben beispielsweise Wort-Gottes-Feiern einen eigenen anerkannten Stellenwert. Wenn du Lektorin oder Lektor bist, dann kennst du den Ausspruch am Ende der Lesungen: „Wort des lebendigen Gottes“. Das zeigt ganz deutlich: Das eben Vorgetragene ist wirklich Gottes Wort im Menschenwort. In deinem Dienst am Ambo leihst du Gott deine Stimme für die Botschaft, die er durch die von Menschenhand verfassten Glaubenszeugnisse anderer sprechen lässt. Und du bist Teil des riesigen Sprachrohrs von Menschen. In dem Moment ist Gott wirklich ganz nah. Damit dieses Feeling auch für die Mitfeiernden deutlich wird, kommt es auf eine gute Aus- und Fortbildung in der Arbeit mit der Bibel an, ist ja klar.
Zurück zum dem Newcomer unter den Bibeln. Taugt die BasisBibel wirklich was? Neben dem zeitlosen Design und dem praktischen Format, sind auch die Erklärungen am Rand nützlich. Besonders Einsteigern helfen diese Randnotizen. Aber ganz ehrlich? Wenn ich zum Beispiel das Markusevangelium aufschlage und in längeren Atemzügen ein Kapitel nach dem anderen lese, dann ist es manchmal ärgerlich, dass immer wieder das Wort „Synagoge“ markiert ist und mit den gleichen Worten erklärt wird. Irgendwann hat jeder verstanden, was eine Synagoge ist, oder? Klar: Die Idee dahinter ist gut gemeint und verdient auch ein dickes Plus – egal, wo du einsteigst, du sollst immer voll über die Begriffe informiert sein. Ich gestehe, dass ich die Erklärungen beim Lesen gerne ignoriere.
Wenn du dir unsicher bist, welche Übersetzung nun die Richtige für dich ist, dann kann dir deine Konfession schon eine Hilfe sein. Die evangelische BasisBibel ist in Ergänzung zur Übersetzung von Martin Luther geeignet. Wohingegen die Einheitsübersetzung die katholische Version der Urtexte darstellt. Hierzu liefert das Katholische Bibelwerk eine Vielfalt an individuellen Designs, die sich stark voneinander abheben: von klassisch einfarbigem Einband über bunte Zeichnungen zu einem hoffnungsvollen Zitat auf dem Cover. Grundsätzlich animieren Bibeln wie die BasisBibel oder „katholische“ Pendants zum privaten Gebrauch. Sie eignen sich aber auch für Katechesen, Jugendgruppen, Bibelkreise sowie Firm- und Konfirmandenunterricht. Letztlich entscheidest du selbst, wie viel Raum du dem Wort Gottes in deinem Leben öffnest. Unser Chef erinnert uns selber daran:
Dieser Liebesbrief Gottes will von uns gelesen werden. Es wäre auch zu schade, wenn wir nicht wüssten, was drin steht, oder?
Es kommt nicht einmal darauf an wo, wann und wie lang du die Bibel liest. Wichtig ist, dass du damit anfängst.
Die Fastenzeit ist deine Chance. Wirst du sie nutzen?