Die volle Dosis Gruppenpädagogik
15.03.2013

Die volle Dosis Gruppenpädagogik

Vier Verbände starten Gruppenleiterkurs 2

„Am Anfang der Woche wurde schon gesagt, dass Dinge auf euch zukommen werden, die ihr überhaupt nicht einordnen könnt; wo ihr denken werdet: Was soll das denn jetzt bitte?“ Stefan Beckmann, Diözesanreferent der KJG, blickt in die Runde. Die zehn jungen Erwachsenen im Gruppenraum 1 des Stephanushauses nicken nachdenklich lächelnd. Jetzt, am Donnerstagmittag, dem vorletzten Tag der Woche im Jugendhaus Hardehausen, wird den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Gruppenleiterkurses 2 einiges klar. Denn nun lüftet das Leitungsteam alle Geheimnisse um die gruppenpädagogischen Ziele hinter den Methoden der vergangenen Tage.

In der Mitte des Stuhlkreises liegen einige Blätter, auf die gruppenpädagogische Aufgaben gedruckt sind. Zusammen ergeben sie das Ryff-Modell: ein mehrstufiges System, das gruppendynamische Prozesse beschreibt. Nach und nach legen die Kursteilnehmer weitere Zettel dazu – und der berühmte Aha-Effekt stellt sich ein.

„Jede Gruppe braucht Zeit, um sich zu entwickeln, um miteinander vertraut zu werden. Wir haben am ersten Abend bewusst keine Kennenlernrunde gestartet – und euch somit direkt in eine Überforderung gebracht, die ihr erst einmal bewältigen musstet.“ Auch für Miriam Tillmann sind solche Wochen immer wieder spannend. Die Diözesanreferentin der KLJB hat den Gruppenleiterkurs gemeinsam mit Stefan Beckmann und Philipp Ashton, dem Bildungsreferenten der Kolpingjugend, geleitet. „Dieser Kooperationskurs der Kolpingjugend, KJG, KLJB und des BdSJ ist für mich die Creme de la Creme der Gruppenpädagogik. Es ist so aufregend, wie sich die Gruppe entwickelt!“

Die Fragerunde am Schluss eines solchen Kurses ist noch mal das Highlight, weil sich die Teilnehmer intensiv mit der eigenen Gruppendynamik auseinandersetzen. Und an Fragen mangelt es den Teilnehmern wirklich nicht: „Warum gab es bei der Projektarbeit eine so riesige Auswahl an Aufgaben?“ – „Was hatte es mit dem Rollenspiel auf sich?“ – „Warum habt ihr euch in bestimmten Situationen als Leitung so distanziert verhalten?“ Und alle Antworten der Gruppenleitung laufen auf wichtige gruppenpädagogische Ziele hinaus: „Wir wollten euch als Gruppe bewusst wichtige Entscheidungen überlassen, wollten euch die Freiheit geben, eure Position in der Gruppe zu finden und euch in andere einzufühlen, euch die Möglichkeit geben, ein eigenes Wir-Gefühl zu entwickeln.“

Der Gruppenleiterkurs 2 bereitet die Teilnehmer intensiv auf Situationen vor, die sie in Zukunft selbst erleben können – dann jedoch in der Position des Gruppenleiters. Denn wer sich in die Rolle des Teilnehmers einfühlen kann, kann seiner Rolle als Leiter viel besser gerecht werden. „Wie Sarah zu Beginn schon gesagt hat: Nur über Emotionen kann man richtig lernen“, reflektiert Stefan Beckmann.

Wichtige Erkenntnisse haben die Teilnehmer täglich in einem Lerntagebuch festgehalten – ihren persönlichen Wochenrückblick werden sie aber wohl erst zuhause Revue passieren lassen. Die 20-jährige KLJBlerin Claudia Kamionka erzählt: „Die Woche war sehr anstrengend, aber im positiven Sinne. Wenn ich zuhause bin und sich alles gesetzt hat, bin ich gespannt, was ich persönlich noch mitnehme.“ Und die KJGlerin Marén Grote ergänzt: „Die Abschlussrunde gerade war total spannend. Es wurden Dinge aufgelöst, die mir im Kurs gefehlt haben.“

Miriam Tillmann lächelt zum Schluss der Fragerunde noch mal schelmisch in die zehn Gesichter: „Vielen Dank, dass ihr euch habt überfordern lassen!“ Dass die Teilnehmer sich gerne auf die spannende Woche eingelassen haben, ist schwer zu überhören: ein herzliches Lachen erfüllt den Gruppenraum 1 des Stephanushauses.

Neugierig geworden? Informationen zu den Fortbildungsangeboten der kooperierenden Jugendverbände findet ihr auf den Homepages www.kolpingjugend-dv-paderborn.de, www.kjg-paderborn.de, www.bdsj.org und www.kljb-paderborn.de.

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