Ein Licht sein in dieser Welt - Klima schützen
22.03.2021
Politik

Licht aus für den Klimaschutz 

Warum wir jetzt mehr als ein Zeichen setzen sollten

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Von Laura Grotenrath

Am Samstag (27. März 2021) geht von 20.30 bis 21.30 Uhr für eine Stunde weltweit das Licht aus. Zum 15. Mal ruft die Naturschutzorganisation WWF mit der symbolischen Aktion „Earth Hour“ Privatleute, Städte und Unternehmen dazu auf, eine Stunde lang bewusst im Dunkeln zu sitzen und so „ihre Unterstützung für unseren Planeten zu zeigen.“ Angaben des WWF zufolge haben im vergangen Jahr Millionen von Menschen in mehr als 180 Ländern an der Earth Hour teilgenommen. Ich frage mich: Was bringen symbolische Handlungen wie diese und welche Schritte bringen uns tatsächlich dem Klimaschutz näher?

All you need is less

Auf YOUPAX habe ich bereits Beiträge unter anderem zu klimafreundlicher Ernährung, zum Klimakiller Mode und zur Klimagerechtigkeit veröffentlicht. Immer wieder stelle ich bei der Recherche fest: Das Thema Klimawandel ist komplex. Ich kann zwar Tipps für kleine Änderungen in unserem alltäglichen Handel geben, doch selbst wenn ganz Deutschland denen folgen würde, wären wir nur einen kleinen Schritt weiter entfernt von der Klimakrise.

In einer nicht-nachhaltigen Welt können wir nicht perfekt nachhaltig leben.

In einer nicht-nachhaltigen Welt können wir nicht perfekt nachhaltig leben. Die Wurzel des Klimawandels und somit auch ihre Lösung liegt nicht in individuellen Konsumentscheidungen, sondern das Problem liegt in unserem Wirtschaftssystem. Nur 20 Unternehmen sind für ein Drittel der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Das Umweltbundesamt hat berechnet: Jeder Mensch verursachte in Deutschland 2017 durchschnittlich 11,5 Tonnen Treibhausgasemissionen pro Jahr. Ziehen wir in eine kleinere Wohnung, wechseln zu Ökostrom, ernähren uns primär pflanzlich, verzichten auf Flugreisen und einen Teil der Autofahrten können wir diese Zahl auf etwa fünf Tonnen reduzieren. Mit einem CO2-Rechner kann jede Person nachrechnen, wie hoch ihr persönlicher CO2-Fußabdruck ist, also die Menge Kohlenstoffdioxid, die ihr Lebensstil verursacht. Dr. Laura Spengler, die im Umweltbundesamt für nachhaltigen Konsum zuständig ist, erklärte jüngst in einem Interview, wir müssten jährlich auf maximal ein bis zwei Tonnen CO2 pro Person weltweit kommen, um den Klimawandel zu stoppen.

Das Eis an den Polen und in Grönland schmilzt.
Das Eis an den Polen und in Grönland schmilzt.

Dass es kurz vor zwölf im Wettlauf gegen den Klimawandel ist, zeigt auch ein Blick auf die so genannten Kipppunkte im Klimasystem. Kippunkte sind Schwellenwerte, bei deren Überschreitung es zu unkontrollierbaren, sich selbst verstärkenden Prozessen kommt. Eine einfache Metapher: schiebt man eine Kaffeetasse über den Schreibtischrand passiert erst nichts, bis sie einen kritischen Punkt erreicht, an dem sie kippt und abstürzt. Ein konkretes Beispiel: Durch die Erderwärmung schmelzen die großen Eisschilde und Permafrostgebiete an den Polen. Verschwinden der weiße Schnee und Eis, die zuvor die Sonnenstrahlen reflektierten, kommt der dunklere Boden an die Oberfläche. Dieser reflektiert weniger Sonnenstrahlen, sodass sich das Gebiet noch schneller aufheizt. Das Problem wird also ab einem bestimmten Zeitpunkt noch verstärkt.

Die Kipppunkte im Erdsystem sind ein großes Risiko für die Menschheit. Unser aktuelles Leben und Wirtschaften führen dazu, dass sich der Klimawandel von selbst beschleunigt, sobald die Kippunkte erreicht sind. Mögliche Folgen: der Meeresspiegel steigt an, Extremwetter wie Dürre und Starkregen häufen sich und im schlimmsten Fall sterben ganze Ökosysteme aus. Die gute Nachricht ist: Wir können das Ruder noch immer herumreißen.

Die Kirche in Paderborn setzt sich ebenfalls für den Klimaschutz ein. Lies hier im „Themenspecial Klimawandel“ mehr darüber.

Auch Papst Franziskus liegt die Zukunft Gottes Schöpfung am Herzen. In seinem 2015 veröffentlichen Schreiben mit dem Titel „Laudato si“ geht es auch um Umwelt- und Klimaschutz – oder, wie es im Untertitel der Publikation heißt – um „die Sorge um das gemeinsame Haus“, unsere Erde. Die Enzyklika „Laudato si“ von regt an, konkrete Taten zum Schutz und der Bewahrung der Schöpfung zu unternehmen.

Auch du kannst etwas tun!

Können wir uns grün konsumieren?

1. Reduziere deinen CO2-Fußabdruck

Ein wichtiger Hebel sind hier unsere (Nicht-)Konsumentscheidungen, begonnen bei der Ernährung bis hin zum Klamotten- und Technikeinkauf. Generell gilt: Konsumiere wenig und mit Bedacht. Repariere deine Besitztümer, benutzte Dinge möglichst lang und kaufe gebrauchte anstatt Neuware. Auf deinem Teller sollen nur wenige oder gar keine Fleisch- und Milchprodukte landen, denn durch Haltung und Herstellung tierischer Produkte fällt viel CO2 an. Darüber hinaus kaufe, wenn möglich, regionale Bioprodukte. Der regionale Anbau spart Transportemissionen. Der biologische Anbau fördert die Biodiversität. Zuletzt: Nutze so oft wie möglich öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad anstatt das Auto. Wer zum Beispiel mit einem Lastenrad einkauft, wird dabei auch von Anderen gesehen und setzt somit auch öffentlich ein Zeichen für die Mobilität der Zukunft.

2. Vergrößere deinen positiven Handabdruck

Engagiere dich politisch. Wie du handelst, hat einen Einfluss auf deine Mitmenschen. Du kannst sie damit informieren und inspirieren. Sei laut und setze dich für Klimagerechtigkeit und eine Politik, die zur Einhaltung der Pariser Klimaziele beiträgt. Politisches Engagement ist nicht nur in Parteien, sondern auch in Jugendverbänden oder bei gemeinnützigen Organisationen wie zum Beispiel German Zero Möglich. Indem du an symbolischen Aktionen wie der Earth Hour teilnimmst, stärkst du in deinem persönlichen Umfeld das Bewusstsein für das Klimaproblem.

Politisches Engagement kann zum Wandel führen.

3. Kompensiere unvermeidbare Emissionen

So machst du bei der Earth Hour mit
1. Schalte während der Earth Hour am 27. März 2021 von 20.30 bis 21.30 Uhr das Licht aus.


2. Poste ein Bild davon, wie du das Licht ausschaltest, in den sozialen Medien und verlinke den Hashtag #earthhour.


3. Nutze die Zeit im Dunkeln zum Beispiel für persönliche Reflexion, ein Dinner im Dunkeln mit der Familie oder dafür, die mit deinen Mitbewohnerinnen über die Klimakrise auszutauschen.

Der Paderborner Dom und viele Kirchen sind natürlich auch dabei und machen das Licht aus.

CO2-Kompensation sollte immer der letzte Schritt sein. Wenn klar ist, welcher CO2-Ausstoß trotz aller Klimaschutz-Anstrengungen übrig bleibt, kannst du einen entsprechenden Geldbetrag pro Tonne an einen Anbieter wie z.B. den kirchlichen Kompensationsfonds Klimakollekte zahlen. Kompensationsunternehmen behalten für gewöhnlich einen Teil der gezahlten Summe ein, um sich selbst zu finanzieren und kaufen für den Rest CO2-Zertifikate bei Klimaschutzprojekten.

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