Ein langer Marsch zur Integration
18.04.2017

Ein langer Marsch zur Integration

Kinotipp: "Ein Dorf sieht schwarz"

Von Caroline von Eichhorn

1975, in Frankreich: Ein hochqualifizierter Kongolese nimmt eine Arztstelle in einem abgeschiedenen Dorf nördlich von Paris an - Konflikte vorprogrammiert.

Niemand will in diesem Regenloch arbeiten. Der Bürgermeister von Marly-Gomont verzweifelt, weil er keinen Arzt für sein Dorf findet. Seine Wiederwahl ist gefährdet. Eigentlich müsste er Freudensprünge machen, als sich der kongolesische Arzt Seyolo Zantoko anbietet - doch der Bürgermeister ist stattdessen skeptisch: Die Dorfbewohner hätten noch nie einen Schwarzen gesehen, warnt er Zantoko, der erwidert: „Wenn sie noch keinen Schwarzen gesehen haben, wird es Zeit“.

Zantoko kann den Bürgermeister überreden - und weiht seine Frau und seine zwei Kinder in die Pläne ein. Als sie erfahren, ihr neuer Wohnort sei irgendwo “nördlich von Paris” ist die Vorfreude riesig.

„Ein Dorf sieht schwarz“

Der Film “Ein Dorf sieht schwarz” erzählt die Geschichte eines kongolesischen Arztes, der in einem provinziellen Kaff seine Arztkarriere starten will. Als er mit seiner Familie dorthin zieht, sind alle schwer enttäuscht. Paris - weit weg. Die Wohnung: verstaubt. Die Nachbarn: fremdenfeindlich. Und die Patienten bleiben fern. Als seine Frau noch dazu erfährt, dass Seyolo Zantoko einen Job als Leibarzt beim kongolesischen Präsidenten abgelehnt hat, ist sie doppelt eingeschnappt.

Doch wer die Lage im Kongo, das in den Siebziger Jahren Zaire genannt wurde, kennt, kann Seyolo Zantokos politische Gründe gut nachvollziehen. Das Land: ein diktatorisch regierter Einparteienstaat mit bizarrem Personenkult. Von Frankreich erhofft sich Seyolo Zantoko hingegen einen demokratischen Sozialstaat mit guter Bildung für seine Kinder. Dass ihm dort eine solche Fremdenfeindlichkeit entgegenschlägt, hat er nicht erwartet.

"Ein Dorf sieht schwarz"

Eine Geschichte aus dem echten Leben: Eigentlich ist Frankreich schon lange Einwanderungsland - doch rassistische Probleme flammen immer wieder auf, nicht nur in den Banlieues. Aber in der Filmbranche besteht noch lange keine Gleichberechtigung. Selten sieht man schwarze Schauspieler in Hauptrollen. Es hat bis 2012 gedauert, bis erstmals ein schwarzer Schauspieler mit dem “Cesar”, dem nationalen französischen Filmpreis ausgezeichnet wurde. Omar Sy aus “Ziemlich beste Freunde”.

Umso besser, dass in “Ein Dorf sieht schwarz” gleich eine ganze schwarze Familie im Mittelpunkt steht. Der Verlauf des Film ist zwar erwartbar, dennoch fiebert man mit Seyolo Zantoko mit, schmunzelt immer wieder, weil man die Situationen allzu gut aus der aktuellen Flüchtlings- und Migrations-Diskussion kennt. Der Film spielt - erkennbar vor allem an der Mode - in den 70er Jahren, doch er könnte genauso gut von heute sein.

Tatsächlich basiert auch die Filmgeschichte auf echten Ereignissen. Das Dorf Marly-Gomont gibt es wirklich, und den Arzt aus Kinshasa auch - sein Sohn hat das Drehbuch für den Film geschrieben. Nach anfänglichen Schwierigkeiten blieb der Arzt aus Kinshaha bis zu einem tödlichen Autounfall am 30. August 2009 in Marly-Gomont. Wie er das hinbekommen hat, schaut sich am besten jeder selbst im Kino an.

“Ein Dorf sieht schwarz” läuft ab dem 20. April in den deutschen Kinos.

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