Ein kleines Stück gemeinsam gehen
03.04.2012

Ein kleines Stück gemeinsam gehen

Junge Kirche Siedlinghausen findet guten Abschluss

Ein neuer Wind weht in alten Mauern. Bunte Bilder, eine Backsteinpyramide, bemalte Sitzhocker, Lichtinstallationen, ein Weg aus Moos, Teelichtern und Blumen zum Taufbecken hin – in jeder Ecke der Siedlinghausener Kirche gibt es etwas zu entdecken. Etwas, das frisch, frech und jugendlich wirkt. Diese Veränderung war das Ziel des Firmprojekts Junge Kirche Siedlinghausen.

Die 47 Firmlinge der Gemeinde fragten sich in ihren Vorbereitungstreffen nach ihrem „Traum von Kirche“.Nach einem gemeinsamen Wochenende in der Jugendbildungsstätte Kupferberg ging es richtig los: „Wir haben uns seit Anfang März jeden zweiten Samstag getroffen und in Kleingruppen Schritt für Schritt die Siedlinghausener Kirche nach den Vorstellungen der Jugendlichen gestaltet“, berichtet Hildegard Kräling. Gemeinsam mit Mechtild Kruk, Dekanatsreferent für Jugend und Familie Bernhard Schrader und Raphael Steden hat sie die Firmvorbereitung geleitet. In diesen Wochen setzten sich die Firmbewerber auf verschiedene Weise mit ihrem Glauben auseinander. Sie tauschten sich über ihre Gottesbilder aus, befragten Gemeindemitglieder zu ihrem persönlichen Glauben, gestalteten Gottesdienste und fragten sich danach, was der Heilige Geist für sie persönlich bedeutet. Sie recherchierten über berühmte christliche Persönlichkeiten und kommentierten diese im Facebook-Stil, sie schrieben anonyme „SMS an Gott“ - Zettel, die im alten Tabernakel gesammelt wurden - , entwickelten eine eigene Homepage und erstellten eine Facebook-Gruppe. „Wir haben ganz bewusst das social web in unsere Arbeit mit einbezogen. Ich bin überzeugt davon, dass Jugendarbeit in Zukunft ohne Soziale Netzwerke nicht mehr funktionieren wird“, sagt Hildegard Kräling rückblickend.

Ob durch das Gespräch in der Gruppe oder den „gefällt mir“-Knopf auf Facebook: die Jugendlichen haben sich über ihren eigenen Glauben ausgetauscht und ihre Vorstellungen kreativ umgesetzt. Während der Projektarbeit der Jungen Kirche sind sieben Stationen im Kirchenraum entstanden. Einige stechen sofort ins Auge, andere sind eher versteckt. Die auffälligste und größte Veränderung ist ein Weg aus Blumen, Teelichtern, Moos, Steinen, Sand und beschriebenen Schiefertäfelchen, der geradewegs auf das Taufbecken zuführt. „Die Station 'Lebensweg' soll eine Rückbesinnung auf die Taufe darstellen und gleichzeitig in die Zukunft weisen“, erzählt Hildegard Kräling. „Die Firmlinge haben ihre bunt gestalteten Namensschilder ans Taufbecken geklebt, um sich bewusst zu werden: Das Wichtigste, was mir bei meiner Taufe mit auf meinen Lebensweg gegeben wurde, ist mein Name.“

Das Thema des Lebensweges griff am vergangenen Freitag, dem Abschlussabend des Projekts, auch Diözesanjugendpfarrer Stephan Schröder auf. Zu Beginn des Wortgottesdienstes forderte er die Jugendlichen auf, sich einmal zu fragen, welche Rolle Gott in ihrem Leben spielt und welche Bedeutung die Firmvorbereitung für ihren weiteren Weg haben mag. In seiner Predigt erzählte er den Jugendlichen von seinem Lebensweg, wie er Priester wurde, wie er seinen Lebenstraum lebt.

Um ihren gemeinsamen Weg noch einmal abzuschreiten und die letzten Wochen nachwirken zu lassen, gingen die Jugendlichen während des Gottesdienstes von Station zu Station. Sie entzündeten Teelichter an der Osterkerze und trugen sie zum 'Lebensweg', um sie dann an der Taizé-Station in die Backsteinpyramide zu stellen.

Und als die Jugendlichen auf die letzten Wochen zurückblicken, in der sie so viel Zeit miteinander verbracht haben, sind sie sich in ihrem Urteil einig: „Die Leute regelmäßig zu treffen hat am Meisten Spaß gemacht“, weiß der 16-jährige Adrian Kräling zu berichten. Helena Schmidt erzählt: „Ich habe gerne mitgemacht. Es war toll, Gottesdienste mit so vielen verschiedenen Priestern zu feiern – das war mal etwas anderes.“ Und lächelnd fügt sie hinzu: „Die Gemeinschaft stand die ganze Zeit im Vordergrund. Und außerdem ist unsere Kirche jetzt schöner, bunter und flippiger!“

Auch Hildegard Kräling zieht ein Fazit: „Das Nutzen der Facebook-Gruppe war genial. Da wurden spontane Verabredungen getroffen: wer hat Lust, sich Samstag Abend zu treffen? Und bei diesem ungeplanten Treffen kam die Idee auf: eigentlich könnten wir morgen doch mal in die Kirche gehen - und in der Sonntagsmesse waren wirklich etwa zehn Firmlinge da.“ Das Firmprojekt Junge Kirche Siedlinghausen ist zu Ende. Die Erinnerungen bleiben. Erinnerungen an ein kleines Stück gemeinsamen Lebensweg.

Diözesanjugendpfarrer Stephan Schröder besuchte die Jugendlichen in Siedlinghausen.
Hildegard Kräling, Mechtild Kruk, Dekanatsreferent für Jugend und Familie Bernhard Schrader und Raphael Steden leiteten die Firmvorbereitung.

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