„Wir haben vielleicht einen Spalt für den Heiligen Geist geöffnet“
19.04.2014

„Wir haben vielleicht einen Spalt für den Heiligen Geist geöffnet“

"empedrei" im Jugendhaus Hardehausen

Drei laute Beckenschläge. Alle zucken zusammen. Und Chris sagt mit trockener Stimme: „Ich, Petrus, habe Jesus drei Mal verraten.“ - Sich einmal ganz anders mit der Leidensgeschichte Jesu beschäftigen, das haben Jugendliche in den vergangenen drei Tagen bei „empedrei“ im Jugendhaus Hardehausen getan.

„Petrus ist eigentlich ein ganz schöner Versager, immer wieder verrät er Jesus“, sagt Chris zu seinen Mitstreitern Joschua und David. „Und er ist so ungläubig in vielen Situationen“, ergänzt Joschua. „Er ist ja auch ein Mensch“, sagt David. Die drei Firmbewerber aus Olpe sind Petrus. Und genau das war das Ziel von „empedrei“, dem musikalisch-kreativen Angebot in der Karwoche von Referent Udo Reineke: sich in die Charaktere der Leidensgeschichte hinein fühlen. Und Gemeindereferentin Schwester Gertrudis Lüneborg, die die Jugendlichen begleitet, weiß: „Auch wenn das eine richtige Herausforderung für die Jugendlichen war, nur so hat das Evangelium wieder etwas mit ihrem Leben zu tun.“ Am Mittwoch standen dann Judas, Petrus, Pontius Pilatus und das Volk auf der Bühne und gaben einen kleinen Einblick in ihre Gefühlsweg.

Ein langer Weg bis dahin. Kreativ sein ist gar nicht so einfach. Chris, Joschua und David stehen um die große Materialkiste herum: bunte Rasseln, Kuhglocken, Triangeln. Alles, was das Percussion-Herz begehrt. Aber was passt am besten zu ihren selbstgeschriebenen Monologen? „Wollen wir nicht die Trommel nehmen?“, fragt Joschua. Chris findet das Becken besser. Schließlich greifen sie zur Bürste. Schon haben die Jungen ihr Meeresrauschen. Vor dem inneren Auge des Zuhörers geht plötzlich Petrus Jesus auf dem Wasser entgegen. Und ertrinkt fast. Kirchenmusiker Michael Störmer ist zufrieden mit seiner Gruppe. Für ihre kurze Aufführung stellt sich David sogar ans Keyboard und spielt ein paar Töne. Eine ganz neue Erfahrung.

„Mit den Instrumenten wird die Geschichte gleich viel spannender, in der Kirche hört man bei der Lesung ja doch immer das gleiche“, sagt Joschua. Das finden auch Franziska und Anna. „Bestimmt geht uns im nächsten Gottesdienst unsere eigene Musik durch den Kopf.“ Als Franziska den anderen Firmlingen den Monolog des Pilatus vorliest, wird es plötzlich ganz ruhig im Raum. Das liegt nicht nur an ihrer ruhigen Stimme, sondern auch an den dramatischen Klängen des Keyboards und der Trommel. Die Jugendlichen nicken, Pilatus müssen furchtbare Gewissensbisse quälen.

Am Anfang war es gar nicht so leicht die Jungen zu motivieren. Auf der Bühne stehen ist uncool. Aber am Ende stehen doch alle, ob Judas oder das Volk, ihren Mann. Udo Reineke ist sichtlich stolz auf das Ergebnis. Ganz nebenbei haben die Jugendlichen viel über die Leidensgeschichte Jesu gelernt. Dazu haben sie die 14 Stationen des Kreuzweges gelesen. „Leider muss man das heute im Vorfeld machen“, weiß Udo Reineke. Noch zu Beginn von „empedrei“ vor sieben Jahren konnte er direkt mit der Erarbeitung der einzelnen Charaktere beginnen. Heute kann kaum jemand mehr mit den Namen Veronika oder Simon von Zyrene etwas anfangen.

Gemeindereferentin Schwester Gertrudis und Gemeindeassistent Jürgen Muhe sind gespannt, was die drei Tage musikalischen Tage vor Ostern mit ihren Jugendlichen machen werden. „Wir haben vielleicht einen Spalt für den Heiligen Geist geöffnet“, hofft zumindest Schlagzeuger und Tontechniker Martin Behrens.

Mix