30.07.2025
HEILIGES JAHR

Papst Leo XIV.: „Ihr seid Boten der Hoffnung“

Papst als Überraschungsgast: 50 Paderborner Pilger feiern Eröffnungsmesse zum Jubiläum der Jugend

von Moritz Kröner

„Gehet hin in Frieden“, Schlusslied, Auszug, ab nach Hause. So läuft das Ende der Heiligen Messe normalerweise ab. Nicht so bei der Eröffnung des Jubiläums der Jugend im Heiligen Jahr in Rom. Da heißt es von Erzbischof Fisichella, der die Messe feiert: „Geht noch nicht nach Hause, denn der Papst hat noch eine Überraschung für euch. Er wird gleich hierherkommen, um euch zu begrüßen.“

Das Ende des Satzes verstehen die meisten der 120.000 jungen Menschen aus 146 Ländern gar nicht mehr, so laut ist der Jubel: Jugendliche stürmen durch die Reihen zu den Absperrungen, räumen Stühle aus dem Weg, einige fangen vor Rührung an zu weinen. Alle wollen dem Papst, der plötzlich mit dem Papamobil auf dem Petersplatz auftaucht, möglichst nahe sein. Viele werden ihn zum ersten Mal sehen. Die Überraschung Leo XIV. – sein Erscheinen war vorher nicht angekündigt – ist geglückt.

Anna-Lena Heckmann aus Brilon

Auch Anna-Lena Heckmann aus Brilon sieht Papst Leo XIV. zum ersten Mal. Als Erzbischof Fisichella das Wort „Papa“ sagt, ist sie schon zur Absperrung gelaufen und kann seine Worte unter dem lauten Jubel nicht mehr verstehen. 

Sie ist eine der 50 Teilnehmenden aus der Gruppe des Erzbistums Paderborn. Vier Stunden zuvor steht sie noch mit ihrer Gruppe in der großen Schlange vorm Petersplatz. Warm ist es, voll und eng. Für die 24-Jährige ist es das erste kirchliche „Großevent“. „Ich hatte am Anfang, als wir uns hinten angestellt haben, ein bisschen Angst, dass es mir zu viel wird mit den ganzen Menschen“, sagt die Studentin. 

Ihre Motivation trotzdem dabei zu sein: „Mal mehr sehen als das, was man aus seinem Ort so kennt.“ Die Gruppe singt während des Wartens „Großer Gott wir loben dich“ und die Spanier neben ihnen beginnen auf Spanisch mitzusingen. Da spürt sie: „Es ist so eine große Freude in den Herzen bei allen. Es ist so schön, wie alle Menschen hier miteinander verbunden sind, obwohl wir uns nicht verstehen. Wir werden alle vom Glauben getragen.“

Glauben heißt: Jesu Botschaft leben

Die Eröffnungsmesse auf dem Petersplatz feierte der Organisator des Jubiläums der Jugend im Heiligen Jahr, Erzbischof Dr. Rui Fisichella. „Habt keine Angst Zeugen des Auferstandenen zu sein“, sagt er zu den Jugendlichen. Glaube sei Begegnung. Auch wenn Jesus über die Art und Weise und den Zeitpunkt dieser Begegnung entscheide, lasse er die, die ihn lieben, nie im Stich.

Unsere Berufung sei es ihm zu antworten und entgegenzugehen. Glaube verwirkliche sich so im konkreten Zeugnis. Für Erzbischof Fisichella werde dieses Zeugnis in den Umsetzungen der Seligpreisungen und den Werken der Barmherzigkeit konkret: „Wir leben in einer Zeit großer Gewalt. Das erleben wir nicht nur in den Kriegsgebieten, sondern auch auf unseren Straßen, in unseren Städten, in unseren Schulen. Wir müssen die Gewissheit der Hoffnung geben, dass die Liebe immer gegen die Gewalt siegt. Wir müssen jeden Tag in der Einfachheit unseres Lebens Erbauer dieses Friedens sein. Wenn wir den Frieden aufbauen, wird die Welt Frieden haben.“
Erzbischof Fisichella predigt bei der Eröffnung des Jubiläums der Jugend in Rom.

Hoffnung gibt Fülle

Dieses gelebte Christ-Sein im Alltag ist auch Anna-Lena wichtig: „Ich versuche das mit jedem Atemzug zu leben.“ Es gehe nicht darum direkt alles richtig zu machen, sondern an sich zu arbeiten und zu wachsen.

„Ich versuche mich im Alltag daran zu orientieren, was Christus als Mensch getan hat, was er an Liebe hiergelassen hat. Ich stelle mir oft vor, wenn ich Menschen begegne, wie wäre Jesus jetzt diesem Menschen begegnet oder was habe ich selbst für Erfahrungen aus meinen Begegnungen mit ihm.“

Ein ständiger Begleiter dabei sei die Hoffnung: „Ohne Hoffnung könnte ich die Tiefen des Lebens gar nicht überstehen. Ich brauche die diesen weiten Blick, um in diesen Situationen wieder auf eine Anhöhe gucken zu können. Ohne Hoffnung wäre mein Leben viel düsterer und ich glaube, dann wäre ich jetzt auch nicht hier in Rom.“ Die Hoffnung aus dem Glauben heraus gebe ihr die Möglichkeit, das Leben in Fülle zu genießen.

Jugend – Licht der Hoffnung

Dann heißt es: Auftritt Leo XIV. Nach der Jubel-Tour im Papamobil spricht er noch zu den jungen Menschen. Seine ersten Worte: „Guten Abend! Jesus sagt uns: Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt.“ 

Die Jugendlichen sollen ein Zeichen der Hoffnung in der Welt sein. Diese Hoffnungsbotschaft, die von in den kommenden Tagen von Rom ausgehe, sei ein Licht der Hoffnung für die ganze Welt.
„Unser Ruf muss auch einer für den Frieden in der Welt sein. Sagen wir alle: ‚Wir wollen den Frieden in der Welt!‘“ Erinnerungen an die ersten Worte des Papstes nach seiner Wahl werden wach.

Auch jetzt ruft Leo XIV. die Jugendlichen dazu auf, für den Frieden zu beten und Zeugen der Versöhnung Christi zu sein. Anschließend segnet er alle und wünscht eine schöne Woche. Dann heißt es: Auf Wiedersehen! Am Samstag und Sonntag werden die Jugendlichen den Papst auf dem Feld Tor Vergata zur Vigil- und Messfeier wiedertreffen. Dort werden nach aktuellen Prognosen eine Millionen Jugendliche und junge Erwachsene erwartet.

„Ihr seid diese Botschaft“

„Eure Stimmen, eure Begeisterung, eure Rufe sind für Jesus Christus. Sie werden bis ans Ende der Welt gehört werden! Heute beginnt euer Weg, das Jubiläum der Hoffnung, und die Welt braucht Botschaften der Hoffnung. Ihr seid diese Botschaft, und ihr müsst weiterhin allen Hoffnung bringen!“

„Es war wie bei einem Pop-Konzert, wie in einem Film“, sagt Anna-Lena nach der Ansprache des Papstes. Für sie ein neues Erleben. „Mit seinen ersten Sätzen, wie er uns angesprochen hat, hat er direkt jede Fremdheit abgebaut. Es hat uns alle nochmal zusammengeschweißt.“ 

Ihre Hoffnung für die kommenden Tage in Rom: „Ich freue mich auf tiefe Gespräche. Wir gehen hier als Gemeinschaft einen kurzen Weg in unserem Leben gemeinsam. Ich liebe es mich tief mit anderen Menschen austauschen zu können und dann nach dieser Reise voller nach Hause zurückzukommen, als ich gefahren bin.“

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