12 Busse, 20 Stunden Fahrt, ein Ziel: Rom. Für 600 Ministrantinnen und Ministranten aus dem Erzbistum Paderborn hat die Internationale Ministrantenwallfahrt begonnen. Für sie heißt es jetzt: Eine Woche lang gemeinsam Rom erkunden, dem Papst begegnen und im Glauben wachsen.
Wer am Sonntagabend vor der Eröffnungsmesse in der Basilika Santi Apostoli in die Gesichter der 600 Ministrantinnen und Ministranten schaut, der sieht junge Menschen, die still und andächtig werden. Die sich darauf freuen, was die nächsten Tage auf sie zukommt. Die durch die Anreise und Hitze auch erschöpft sind. So wie Janis Ax aus Netphen.
Für den 15-Jährigen ging die Pilgerreise am Samstag gegen 15 Uhr los. Während der Bus durch die Alpen fuhr, hat er zwei Stunden geschlafen. Mehr aber auch nicht. Gegen 9 Uhr ist er in Rom angekommen, hat eingecheckt, zu Mittag Pasta gegessen und seitdem bei 37 Grad die Ewige Stadt erkundet. Petersdom, Engelsburg, in der Altstadt ein Eis essen. Bei der Eröffnungsmesse trifft er zum ersten Mal alle mitgereisten Ministrantinnen und Ministranten aus dem Erzbistum Paderborn.
Für Janis ist es die erste größere Wallfahrt. Die erste größere Aktion mit den Ministranten aus Netphen. Die erste große Reise ohne die Eltern. Wir sprechen ihn um 19 Uhr. Er sitzt in einer der Bänke der Basilika. Warum ist er dabei? Janis sagt: „Ich hatte Lust, nach Rom zu fahren, den Papst bei der Audienz zu sehen und viele neue Leute kennenzulernen.“
Dann geht die Eröffnungsmesse los. Die Band Everlasting spielt. Die Ministranten, die heute dienen, ziehen mit den Priestern und Weihbischof Josef Holtkotte ein. Er begrüßt die 600 Ministrantinnen und Ministranten.
Weihbischof Holtkotte sagt: „Es ist ein passender Ort, an dem wir heute die Ministrantenwallfahrt beginnen. In dieser Basilika sind die Gräber der Apostel Philippus und Jakobus. Gott braucht Menschen, die den Glauben bezeugen – in den Anfängen die Apostel und heute euch.“
Auch diese Wallfahrt sei dafür da, den Glauben zu bezeugen. Und viele Momente zu erleben, die den Glauben stärken. Durch die Gemeinschaft. Durch Momente, in denen man ganz persönlich mit Gott verbunden ist. So auch jetzt, während der Eröffnungsmesse.
Einer der stärksten Momente des Gottesdienstes ist, als Weihbischof Holtkotte für seine Predigt das Mikrofon in die Hand nimmt und sich direkt vor die jungen Menschen stellt. Er legt das Evangelium von der Brotvermehrung aus: 5000 Menschen sind bei Jesus. Sie haben Hunger, aber nicht genug zu essen. Da ist nur ein kleiner Junge, der fünf Brote und zwei Fische hat. Viel zu wenig, oder?
„Der Verstand sagt, dass das niemals reicht“, sagt Holtkotte. „Aber der Glaube zeigt, dass alle sattwerden, wenn man teilt. Vielleicht zeigt uns diese Szene, dass wir viel öfter im Glauben vertrauen müssen.“ Dann vergleicht er das Evangelium mit dem Dienst der Ministrantinnen und Ministranten.
„Auch ihr bringt etwas zu Gott, damit alle etwas bekommen – Brot und Wein während der Heiligen Messe. Doch hier geht es nicht darum, dass alle körperlich satt werden – es geht um Wandlung. Es geht darum, dass jeder den lebendigen Jesus empfängt und als gewandelter Mensch lebt. Dass ich einen neuen Blick auf eine Situation bekomme. Dass ich meine Mitmenschen mehr verstehen kann. Dass ich Akzente setzen kann in dieser Welt.“
»Hier ist ein kleiner Junge, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; doch was ist das für so viele?
Jesus sagte: Lasst die Leute sich setzen; es waren etwa fünftausend Männer. Dann nahm Jesus die Brote, sprach das Dankgebet und teilte an die Leute aus, so viel sie wollten; ebenso machte er es mit den Fischen.«
Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes
Dann fragt der Weihbischof: „Was ist euer Hunger, wenn ihr hier seid? Jeden Tag werdet ihr satt werden, aber was ist die Sehnsucht, die Frage, der ihr hier nachgehen könnt?“ Eine Frage, auf die Janis Ax auch schon eine erste Antwort gefunden hat.
Er sagt: „Für mich sind jetzt Ferien, also Zeit für Erholung. Zeit abzuschalten. Ich möchte mich hier auf Gott und mich konzentrieren, weil mich das befreit. Dann bin ich nur im Moment.“
Ein Hunger, den die Eröffnungsmesse auch schon stillt. „Ich hatte das Gefühl, dass ich zwischendurch vergessen haben, dass ich in Rom bin“, sagt Janis. „Ich hatte das Gefühl, ich hätte auch zuhause sein können, weil ich mich nur auf die Messe konzentrieren konnte. Das ist ein schönes Gefühl.“
Insgesamt sind 50.000 Pilgerinnen und Pilger aus unterschiedlichen Nationen bei der Internationalen Ministrantenwallfahrt in Rom dabei. Sie alle kommen am Dienstag, 30. Juli, zusammen, wenn Papst Franziskus sie ab 18 Uhr zur Audienz auf dem Petersplatz empfängt.
Das internationale Motto für die Wallfahrt ist: „Mit dir!“
Eine Aussage aus dem Buch Jesaja, die Diözesanjugendpfarrer Tobias Hasselmeyer so interpretiert: „Mit dir bedeutet: Du hast einen Platz, zum Beispiel als Ministrant in dieser Kirche. Es ist eine Einladung, aber auch eine Feststellung: Es kann nur so gut sein, weil du mit dabei bist. Und gleichzeitig ist es auch eine Bitte: Wir möchten nicht auf dich verzichten.“