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24.06.2021
Miteinander

Erwachsen werden im Glauben

Bar-Mitzwa beziehungsweise Firmung

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von Benedikt Körner

Wann ist man eigentlich erwachsen? Sobald man Autofahren darf? Oder Moped? Oder wenn man wählen darf? Vielleicht wird man ja auch nie richtig erwachsen, sondern bleibt Kind im Inneren.

So oder so ist klar: Mit dem Eintritt ins Erwachsenenalter gehen große Änderungen einher. Man bekommt zwar viele neue Rechte hinzu, dementsprechend gibt es aber auch neue Pflichten. So ist es einem zwar erlaubt, Auto zu fahren, muss aber gleichzeitig auch Steuern für Benzin und KfZ-Versicherung zahlen. Zudem muss man sich natürlich auch an die Verkehrsregeln halten.

In vielen Religionen wird der Wechsel von der Jugendzeit ins Erwachsenenleben gefeiert, oft verbunden mit einem Ritual. Im katholischen Christentum nennt sich das Firmung, im evangelischen Christentum Konfirmation. Im Judentum hingegen nennt man es Bar Mitzwa für Jungen und Bat Mitzwa für Mädchen.

Im Christentum steckt sowohl in Firmung als auch in Konfirmation die Wortwurzel „firm“, was so viel wie „Festigkeit“ oder Bestätigung bedeutet. Im Englischen werden beide Rituale sogar gleich benannt: „confirmation“. Über das Englische wird die Bedeutung auch klarer: To confirm something bedeutet nichts anderes, als etwas zu bestätigen.

Firmung König

Ich kann mich noch gut an meine Firmung erinnern. Viele Firmlinge waren aufgeregt, die komplette Kirche war voll mit Verwandten, Freundinnen und Freunden, die diesen Tag miterleben wollten. Der Gottesdienst war sehr berührend und es war ein irres Gefühl, voll und ganz in dieser Gemeinschaft aufzugehen. Und auch später wurde bei uns zu Hause dieses Fest mit den Angehörigen gefeiert. Im Judentum ist es ähnlich. Auch dort sind viele Angehörige bei der Bar und Bat Mitzwa anwesend und private Feiern danach kommen häufig vor.

Bestätigung und Verantwortung übernehmen

Um etwas zu bestätigen, muss aber schon etwas da gewesen sein - im Christentum ist es die Taufe. Dort lassen die Eltern ihre Kinder in die Gemeinschaft der jeweiligen Kirche eintreten. Kleinkinder sind allerdings nicht fähig, darüber selbst zu entscheiden. Deswegen sollen sie in Firmung oder Konfirmation die Entscheidung ihrer Eltern eigenständig bestätigen.

Ähnliches gilt auch für das Judentum, auch dort dient die Bar/ Bat Mitzwa zur Bestätigung, allerdings in etwas anderer Form. Durch eine jüdische Mutter ist man automatisch Teil des jüdischen Volkes. Die Übersetzung gibt schon einen Hinweis: Bar Mitzwa lautet „Sohn des Gebots“, während Bat Mitzwa „Tochter des Gebots“ heißt. Dabei wird bestätigt, dass die entsprechende Person fähig ist, alle Gesetze zu befolgen und die Tora lesen zu können. Jungen und Mädchen werden somit für ihr eigenes religiöses Leben verantwortlich. Das kann für die Eltern auch erleichternd sein: Manchmal wird vom Vater bei der Bar/ Bat Mitzwa ein Gebet gesprochen, bei dem dafür gedankt wird, nicht mehr für die Tochter oder Sohn religiös verantwortlich zu sein.

Tora

Rituale

Die Firmung läuft immer nach einem bestimmten Muster ab. Sehr häufig in eine Messe eingebettet, kommen die Firmlinge nach vorne. Dort steht in der Regel ein Bischof, der den Firmlingen die Hände auflegt und mit Chrisam salbt. Dabei handelt es sich um ein heiliges Öl, meistens eine Mischung aus Olivenöl und Balsam. Die Salbung dient der symbolischen Zugehörigkeit zu Jesus Christus. Christus bedeutet ja „der Gesalbte“.

Zudem wird man auch in der Taufe mit diesem Öl gesalbt, auch durch die Salbung in der Firmung wird daran erinnert und die Taufe bestätigt. Ein Firmpate oder eine Firmpatin steht zudem hinter dem Firmling. Sie oder er soll dem Firmling als Vorbild und Ansprechperson in Glaubensfragen dienen.

Bei der Feier der Bar oder Bat Mitzwa geht es darum, fehlerfrei aus der Tora zu lesen. Die betreffende Person wird in der Synagoge nach vorne gebeten und liest einen Abschnitt aus der Tora vor. Vielleicht denkst du: Das kann doch jeder! Aus der Tora vorzulesen ist aber kompliziert, weil die hebräische Schrift ungewohnt ist und ohne Vokale auskommt. Man muss also aus dem Zusammenhang wissen, wie das Wort genau ausgesprochen wird.

Besondere Accessoires

Wichtiger Bestandteil von jüdischen Gebeten sind die sogenannten Tefillin. Das sind zwei Gebetsriemen und zwei Schächtelchen, jeweils für den Kopf und für einen Arm. In den Schächtelchen sind die Tora-Stellen Exodus 13,8–10 und 13,11–16 sowie Deuteronomium 6,4–9 und 11,13–21 auf Pergament geschrieben. Sie sind diejenigen Textstellen, die das Anlegen dieser Tefillin vorschreiben. Bei einer Bar oder Bat Mitzwa werden diese zum ersten Mal getragen. Ebenfalls wird zum ersten Mal der Tallit getragen. Das ist ein Tuch, das beim Gebet über den Kopf geworfen wird. Auch hier geht es um einen biblischen Grundsatz: Nach Num 15,37–41 und Dtn 22,12 solle man an den vier Ecken des Gewandes Kordeln befestigen, die den Träger oder die Trägerin an das Einhalten der Gebote erinnern soll. Natürlich darf auch die Kipa nicht fehlen, jene Runde Kappe, die man als Jude oder Jüdin zum Zeichen der Ehrfurcht vor Gott in Synagogen tragen soll.

Bar Mitzwa

Mix