„Da war Feuer“
01.12.2015

„Da war Feuer“

Das Adventsporträt: Felix Lieneke aus Salzkotten

Von Dirk Lankowski (Text und Fotos)

Wer kennt ihn nicht, den kleinen Drachen Grisu, der sich die verrückte Idee in den Kopf gesetzt hat, ausgerechnet Feuerwehrmann zu werden? In Salzkotten war dieser Jemand Felix Lieneke, der unbedingt zur Berufsfeuerwehr wollte. Doch der 17-Jährige brauchte erstmal eine Auszeit von Gymnasium, G8 und Klausurstress. Ein BFD-Jahr im Krankenhaus und der jetzt beginnende Advent sind für ihn willkommene Möglichkeiten, über die Beziehung zu Gott und der Welt nachzudenken.

„Bist du eigentlich verrückt!?“ – diese Ansage hat Felix Lieneke natürlich gehört. Im Sommer hat der 17-Jährige das Gymnasium geschmissen und als Bundesfreiwilligendienstleistender (BFDler) im Vinzenz-Krankenhaus in Paderborn gestartet. „Jetzt fahre ich Mensch und Gerät über die Flure, eben alles, was transportiert werden muss“, berichtet er von seiner Arbeit. Die Arbeit mache ihm „recht viel Freude“, weil er ein tolles Team um sich und ab und zu Zeit für einen Plausch mit den Patienten habe.

Felix Lieneke

Dabei sei er nicht der große Kommunikator, meint Felix, er wirke ruhig und zurückhaltend. Andererseits trägt er lässig und offen einen Kapuzenpullover und kommt schnell mit Menschen ins Gespräch. Er feiert gerne, trifft Freunde, engagiert sich als Ministrant und in der Jugendfeuerwehr und vertritt die Jugend im Pfarrgemeinderat in Salzkotten. Zu seinem Glauben steht er, zu seiner Familie auch. Die ist ihm besonders wichtig, vor allem seinen beiden älteren Brüder. „Ich bin ein Familienmensch.“ Und was gibt es für diesen schöneres als den Advent.

„Ich freue mich darauf, meine Freunde und Familie zu treffen“, sagt Felix. Er nimmt sich ganz bewusst vor, mehr mit den Menschen in seinem Umfeld zu machen. Einen Gang zurück zu schalten. In die Kirche zu gehen. Seine guten Freunde zu besuchen. Für die Familie backen. So wie das bei Familie Lieneke schon immer war, „denn jeder macht bei uns etwas für das Weihnachtsfest.“ Felix backt gerne Pfefferkuchen oder Lebkuchen, die mag er am liebsten. Man könnte meinen, dass das zu den Königsdisziplinen in der Weihnachtsbäckerei gehört. Aber Felix schmunzelt: „Okay, es muss schon irgendwas sein, was man möglichst im Thermomix machen kann.“

„Was willst du einmal machen!?“

Dieser Advent im Jahr 2015 ist aber anders. Felix geht nicht mehr zu Schule. Ganz selbstbewusst erzählt er von seinem Schulabbruch. „Im Sommer war Schluss, ich hatte keinen Bock mehr mich von einer miserablen Klausur zur nächsten zu hangeln.“ Ja, er sei da konsequenter als manch anderer, er wollte wenigstens einen halbwegs glanzvollen Abschluss und den Stress des verhassten G8 hinter sich lassen. „Und ich glaube auch nicht, dass das ein Umweg ist“, erklärt Felix, denn mit dem BFD im Vinzenz-Krankenhaus sei erst die Frage nach dem „Was willst du einmal machen!?“ wirklich aufgebrochen.

Felix Lieneke

Berufsfeuerwehrmann? Ja, das war einmal, damals hat er dafür gebrannt, jetzt ist er sich nicht mehr so sicher. „Ich möchte etwas mit Menschen machen, vielleicht sogar in der Kirchengemeinde“, erklärt Felix. Für ihn kommen da Gemeindereferent oder Priester in Frage, aber das müsse er sich noch genau überlegen. Also schaut er sich das Wochenende „Priester gesucht“ an, obwohl er schon jetzt sagt, dass er ein Familienmensch ist. „Und darüber möchte ich mich beraten, mit Freunden, mit der Familie, im Gebet, jetzt im Advent.“

Dass mit der Kirche sei ihm früher nicht so leicht gefallen. Ministrant sei aber die Einstiegsdroge gewesen, die er über seine Brüder kennengelernt habe. „Da erlebt man einen Gottesdienst ganz anders.“ Aber als Jugendlicher habe er schon Schwierigkeiten gehabt, dazu zu stehen. Ausreden gegenüber Freunden waren dann manchmal an der Tagesordnung, warum er abends nicht könne, wenn er in die Messe ging. Mittlerweile stehe er aber selbstbewusst dazu, die Firmung habe ihn gestärkt. „Das war schon ein besonderer Moment für mich.“

„Warum geht das nicht auch bei uns?“

Trotzdem kennt er auch ein persönliches Kreuz mit der Kirche. „Ich finde, die Katholische Kirche ist ein eingefahrener Verein und man könnte sich vieles einfacher machen“, sagt Felix. „Junge Menschen werden zu wenig gefragt, warum sie nichts mehr mit der Kirche zu tun haben.“ Er schätze es, ins Gespräch zu kommen, zu diskutieren und die Meinung auszutauschen. Letztens sei er beim YOUNG MISSION-Weekend in Hardehausen gewesen und wie selbstverständlich hätten sich die jungen Teilnehmer nach der Katechese über das Gehörte ausgetauscht und diskutiert. „Warum geht das nicht auch bei uns?“ habe er sich gefragt. Im Gottesdienst im Jugendhaus Hardehausen sei schließlich eine ganz besondere Atmosphäre, eine Freude und Begeisterung spürbar geworden. „Da war Feuer.“

Aber nach dem Feuer freue er sich jetzt auf Ruhe, Frieden und Besinnung. „Nach einem Arbeitstag im Krankenhaus geht bei mir nicht mehr viel“, erklärt Felix. In „kleinen Schritten“ könne es jetzt durch den Advent gehen. Und hin zu einer Entscheidung, wie es für ihn weiter geht. Auf jeden Fall als Ministrant in der Gemeinde und mit dem Wechsel von der Jugendfeuerwehr zur „richtigen“ Freiwilligen Feuerwehr. Endlich Feuer löschen und Menschen helfen.

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