13 Flüchtlinge bekommen neues Zuhause
21.09.2015

13 Flüchtlinge bekommen neues Zuhause

13 jugendliche Flüchtlinge werden im Erzbischöflichen Internat in Attendorn leben

 Der Bann ist schnell gebrochen. Ein herzlicher Empfang macht es den 13 jugendlichen Flüchtlingen leicht, sich im Collegium Bernardinum, dem vom Erzbistum Paderborn getragenen Internat für Jungen in Attendorn wohl zu fühlen. Freundliches Lächeln bestimmt das Kennenlernen, zufriedenes Nicken signalisiert bei der Zimmerbesichtigung: „We are happy.“ Eine Momentaufnahme der gelungenen Erstbegegnung.

Seit Sonntag ist gewiss, woran die Leitung des Collegium Bernardinum gemeinsam mit dem Erzbischöflichen Generalvikariat Paderborn in den letzten Tagen intensiv gearbeitet hat. Das Erzbischöfliche Internat für Jungen Collegium Bernardinum in Attendorn öffnet seine Tore und nimmt ab sofort 13 Jugendliche zwischen 9 und 17 Jahren aus dem Notaufnahmelager Bielefeld auf. Die Flüchtlinge, die ohne Eltern nach Deutschland gekommen sind, kommen aus Syrien, Marokko, Algerien, Pakistan und Russland.

„In enger Zusammenarbeit mit dem Erzbistum Paderborn haben wir das Angebot vorbereitet. Die Notunterkunft Bielefeld hat sich als erste Stelle gemeldet“, erläutert Michael Lütkevedder, Präses des Collegium Bernardinum in Attendorn. Am Sonntag war es dann soweit. Heinz Kunisch, dienstältester Erzieher im Internat, und Nathalie Schulte, sprachbegabte Mutter eines Tagesschülers, begleiteten die neuen Gäste auf ihrer Fahrt von Bielefeld ins Sauerland.

Währenddessen liefen die Vorbereitungen im Internatsgebäude auf Hochtouren. Annette Hermes (stellv. Leiterin), Renate Glazer (Gruppenleiterin) und Jasmin Rameil (Erzieherin) bereiteten sich auf die Ankunft der Jugendlichen vor und sprachen erste Schritte mit den Dolmetschern ab. Der Lennestädter Hayg Artin, dessen Eltern aus Syrien stammen, brachte gleich zwei syrische Freunde, Garam Razek und Sayes Geuge, mit. Abdulhamid Alalawe, der seit ein paar Monaten in Deutschland ist und in seiner Heimat als Mathematik-Lehrer tätig war, zieht sogar ins Internat ein, um Sprachbarrieren zu überwinden.

„Ich bin mit acht Jahren mit meiner Familie nach Deutschland gekommen, und will jetzt gern helfen“, war Jaroslawna Wetrau sofort bereit in russischer Sprache weiterzuhelfen. Damit gibt sie dem Collegium Bernardinum „ein Stück zurück“, da sie als Tagesschülerin hier selbst lange vom Angebot profitiert hat und das Abitur angehen konnte.

„Das Erzbistum Paderborn hat uns ebenfalls hervorragend unterstützt und gleich eine neue Hunderprozent-Kraft eingestellt“, konnte Präses Lütkevedder Jasmin Rameil als neue Erzieherin im Team begrüßen.

Dann endlich der Moment der ersten Begegnung. Dass die jugendlichen Flüchtlinge hier im Internat herzlich willkommen sind, spürten sie schnell. Strahlende Augen und freundlich, herzliches Lächeln begleiteten die Begrüßung. Durch die Dolmetscher wuchs das Vertrauen schnell und nach der Zimmerbesichtigung waren die Neuen im Internat zufrieden angekommen.
„Der Internat-Alltag wird natürlich erhalten bleiben“, betonte Annette Hermes, stellvertretende Leiterin, und schaute gespannt auf die ersten Kontakte am Abend, wenn die bisherigen rund 30 Internatsschüler nach ihrem Wochenend-Heimatbesuch wieder nach Attendorn zurückkamen. „Unsere Schüler sind neugierig und gespannt“, so die Erzieherin weiter. Bereits am Mittwoch waren sie alle von der Flüchtlingsaufnahme informiert worden.

Bei den Eltern der bisherigen Schüler war die Resonanz ebenfalls sehr gut und positiv gestimmt. Eine Mutter, so Annette Hermes, habe bereits jetzt angeboten, dass ihr Sohn auch mal einen der „Neuen“ am Wochenende mit nach Hause bringen dürfte.

Vorerst gilt es aber den Internatsalltag mit den Jugendlichen aus Syrien, Marokko, Algerien, Pakistan und Russland zu organisieren. „Wir werden da ganz eng mit dem Jugendamt zusammenarbeiten und alle erforderlichen Maßnahmen vornehmen“, bestätigt Präses Michael Lütkevedder. Denn bisher waren die Jugendlichen noch nicht im Asyl- und Clearingverfahren.
Erst ist das Internat die neue Heimat, in der es am Sonntag auch eine erste Grundausstattung gab: Oberbetten, Handtücher, Pflege-Utensilien.

Nach den Herbstferien werden die 13 Jugendlichen dann auch zur Schule gehen und erstmal in einer Aufbauklasse in Deutsch und Englisch unterrichtet. Das St. Ursula-Gymnasium in Attendorn übernimmt diesen Bereich in enger Abstimmung mit dem Collegium Bernardinum.
Durch die Aufnahme der Flüchtlinge wird ab sofort das Haus auch am Wochenende geöffnet bleiben. Dann haben auch die bisherigen Schüler die Möglichkeit, das erweiterte Angebot zu nutzen. Dabei setzt das Team um Präses Michael Lütkevedder auf Integration: „Wir können nur voneinander lernen, deshalb werden die Neuen auch in die bestehenden drei Gruppen integriert.“

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