"Frei denken und zukunftsweisende Empfehlungen entwickeln"
29.06.2013

"Frei denken und zukunftsweisende Empfehlungen entwickeln"

Das Bild hat zwar symbolischen Charakter, doch die Aussage ist inhaltsschwer. Erzbischof Hans-Josef Becker zieht eine bunte Schraube mit einem großen Schraubenschlüssel auf der Bistumskarte fest. Das Erzbistum Paderborn soll sich verändern und daran wird gearbeitet. Dazu haben 430 Männer und Frauen drei Tage lang in Paderborn über die Zukunft der Seelsorge in Süd- und Ostwestfalen und im östlichen Ruhrgebiet diskutiert. In einer Diözesanen Pastoralwerkstatt wurden Empfehlungen entwickelt, wie die Berufung jedes getauften Christen zur Geltung kommen kann. Diese werden in den nächsten Monaten weiter beraten und in einem Konzept zusammengeschrieben. Erzbischof Hans-Josef Becker zeigte sich zum Abschluss dankbar: „Da kommt ein mächtiger Auftrag auf uns zu“, stellte er fest. „Doch ich stehe dazu, dass es richtig war, diesen Weg zu gehen.“

Auch Jugendliche und junge Erwachsene mischten sich während der Pastoralwerkstatt in die Beratungen ein, um ihre Wünsche und Anliegen zu formulieren. So standen zum Abschluss konkrete Empfehlungen fest, die direkt junge Menschen betreffen oder ihre Wünsche aufgreifen. Eine Forderung sieht das aktive Wahlrecht ab 14 Jahren beispielsweise für Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat vor. Zudem sollen Jugendvertreter feste Plätze in den Entscheidungsgremien der Pastoralen Räume haben. Eine andere Empfehlung zielt darauf ab, übergemeindliche Glaubenszentren für junge Menschen einzurichten. Zudem wurde gefordert, dass Mitarbeiter aus den Pastoralteams regelmäßig Jugendtreffs besuchen. Andere Empfehlungen drehten sich um Themen wie den Wunsch nach einer Glaubens-App für das Erzbistum oder den kritischen Konsum.

Die jugendlichen Teilnehmer und die Vertreter der verschiedenen Felder der katholischen Jugendarbeit zogen zum Abschluss eine positive Bilanz. Jan-Philipp Krawinkel von den Pfadfindern fand es spannend, dass es seiner Meinung nach während der Beratungen um drei Themenfelder ging: „Partizipation vor Ort, Wahlen und Gremien sowie die ethische Frage, die sich um Menschen mit Brüchen im Leben dreht, spielten eine große Rolle.“ Jonas Heinisch von der Jungen Kirche „Dicker Fisch“ ist sehr zufrieden damit, dass eine Empfehlung das Wahlalter ab 14 Jahren vorsieht. Sein Eindruck von der Pastoralwerkstatt: „Zwischendurch war ich enttäuscht, es wurde zu stur auf einer alten Struktur beharrt, aber am Ende konnte wir doch innovativ etwas entwickeln.“

Hendrik Hillebrand lobte, dass konstruktiv gearbeitet wurde. „Ein großes Ziel war der Wunsch nach Wertschätzung und Förderung von Ehrenamt“, so der im Bund der St. Sebastianus Schützenjugend engagierte Ehrenamtliche. Seine Absicht war es, den jungen Menschen eine Stimme zu geben. „Ich habe überall versucht, die Ideen und Empfehlungen zu beeinflussen, Jugendliche sind die Modernisierer in der Kirche.“ Manuel Troike aus der Landjugend lobte die „spannende und offene Atmosphäre“. „Wir konnten frei denken und zukunftsweisende Empfehlungen entwickeln.“

„Unsere Jugend war in den Beratungen immer wieder Thema, das finde ich sehr ermutigend“, erklärte Diözesanjugendpfarrer Stephan Schröder nach Abschluss der Pastoralwerkstatt. Die Stimmung während der Tagung sei sehr offen gewesen. „Alle Teilnehmer waren motiviert und wollten etwas bewegen“, sagte er. „Und es war der deutliche Wunsch unseres Erzbischofs zu spüren, dass er etwas Neues ermöglichen möchte und offen ist für neue Ideen.“ Darüber freute sich auch Kathrin Jäger vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). „Es ist uns gelungen, miteinander die Zukunft von Kirche zu gestalten.“ Bei ihr klinge noch die Liedzeile des Nachtgebetes nach, die Sinnbild für die Atmosphäre der Tage sein kann: „Denn der Herr tut heute noch Wunder, Stunde um Stunde, Tag für Tag.“

Erzbischof Becker: „Doch ich stehe dazu, dass es richtig war, diesen Weg zu gehen.“
Jan-Philipp Krawinkel von den Pfadfindern war mit den Beratungen zufrieden.
Manuel Troike erlebte eine „spannende und offene Atmosphäre“.
Diözesanjugendpfarrer Stephan Schröder freute sich, dass die Jugend immer wieder Thema während der Beratungen war.

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