Veränderung
16.11.2018
Perspektive

Schulabschluss - und dann?

Freiwilligendienste: Was gibt es noch neben Au Pair, Work and Travel oder Jobben?

Von Juliane Fröhling

Mit der Schule fertig und noch keine Idee, wie es danach weitergehen soll? Das geht vielen so und es muss nicht immer der klassische Weg über Ausbildung oder Studium in das Berufsleben sein. Doch was gibt es noch neben Au Pair, Work and Travel oder Jobben?

Das FSJ und der BFD

Eine immer beliebtere Form eines Gap-Years ist das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) oder der Bundesfreiwilligendienst (BFD). Beim FSJ ist der Name Programm: ein Jahr Arbeit im sozialen Bereich. Außerdem besucht man begleitende Seminare, die sich mit unterschiedlichen Themen im sozialen, politischen oder gesellschaftlichen Bereich beschäftigen. Unabhängig von Herkunft und Religionszugehörigkeit kann sich jeder bewerben. Beim BFD sind die Einsatzmöglichkeiten etwas breiter gefächert: ob sozial, ökologisch, kulturell, sportlich oder im Zivil- und Katastrophenschutz – den Freiwilligen steht (fast) alles offen. Auch hier wird man in Seminaren pädagogisch begleitet. Die Freiwilligendienste werden vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.

Wohin nach dem Schulabschluss?

Sophie und Simone wollten raus in die Welt

Sophie Kiko (18) hatte nach dem Abitur überhaupt keinen Plan von der Zukunft und hat zunächst ein FSJ im Jugendhaus Hardehausen gemacht. Aktuell befindet sie sich mit dem Weltwärts-Programm mundus Eine Welt e.V. in Sambia: „Wann, wenn nicht jetzt, soll ich ins Ausland gehen? Außerdem erhoffe ich mir, dass die Erfahrungen in Sambia mich weiterbringen und ich mir danach sicherer bin, wo es hingehen soll.“ Simone Lücke (20) aus Delbrück hat bereits als Freiwillige ein Jahr in Bolivien gelebt und viele Erfahrungen und schöne Begegnungen sammeln können: „Ich musste am Anfang lernen, mich auf eine andere Kultur, andere Menschen und andere Ansichten, einzulassen. Dadurch habe ich gelernt, wie wichtig es ist, auf Augenhöhe zu sprechen, die deutsche Kultur und Gesellschaft teilweise zu hinterfragen und gleichzeitig auch die Art und Weise, wie ich aufgewachsen bin, neu schätzen zu lernen.“

Christian, Ann-Kathrin und Thomas haben im Erzbistum Joberfahrung gesammelt

Auch Christian Klatecki (23) hat positive Erinnerungen an sein FSJ im Heilpädagogischen Therapie- und Förderzentrum St. Laurentius Warburg: „Ein FSJ ist ein guter Einblick in ein Arbeitsleben im sozialen Bereichen, bei der man nicht nur Berufserfahrung sammelt, sondern auch Menschen kennen und schätzen lernt.“ Die 22-jährige Ann-Kathrin Beck ergänzt: „Das Jahr in zwei Schulen in Elsen war auch Spaß und Freude an der Arbeit, das Hineinwachsen in ein Team.“ Der angehende Grundschullehrer Thomas Koeper (23) berichtet über sein FSJ an einer Grundschule: „Ich habe mich selbst nochmal neu und anders kennengelernt. Ich habe eine tolle Gemeinschaft erlebt und die Unterstützung von anderen Menschen war für mich eine wichtige Erfahrung.“

Es gibt viele Möglichkeiten, doch wer die Wahl hat, hat oft die Qual. Aktuell starten die Bewerbungsphasen und YOUPAX hat einige Angebote aus dem Erzbistum Paderborn herausgepickt.


Leistungen: diverse Versicherungen (Auslandskrankenversicherung, Rücktransportversicherung, Unfallversicherung, Haftpflichtversicherung), Taschengeld, das von der jeweiligen Organisation festgelegt wird, Flug, Verpflegung, Unterkunft, Mentor/in vor Ort

Voraussetzungen: jeder, der Interesse hat, kann sich bewerben, erfüllte Vollzeitschulpflicht (9-10 Jahre, je nach Bundesland), Alter: 18 bis 28 Jahre, Interesse an anderen Kulturen, entwicklungspolitisches Engagement (zum Beispiel durch das Sammeln von Spenden für das eigene Projekt oder die Präsentierung in der Öffentlichkeit)

Bewerbung: Bewerbung an die ausgewählte Entsende- oder Partnerorganisation ab etwa einem Jahr vor der gewünschten Ausreise mit Lebenslauf, Motivationsschreiben, Empfehlungsschreiben über das bisher geleistete Engagement, teils Zeugnisse

Weitere Infos: Bevor man mit weltwärts starten kann, erfolgt die Auswahl und Zuteilung zu einem Projekt der jeweiligen Entsendeorganisation. Im Anschluss finden Vorbereitungsseminare statt, um auf die unterschiedlichen Länder und Kulturen vorbereitet zu werden. Außerdem sollte jeder ein Visum beantragen, die Impfungen überprüfen und die Fremdsprachkenntnisse auffrischen. Für die eigene Unterstützung und das Projekt können Spenden gesammelt werden. In regelmäßigen Projektberichten werden Familie, Freunde und Spender auf den neuesten Stand gebracht. Wer andere Kulturen kennenlernen und sich gleichzeitig sozial engagieren möchte, ist bei weltwärts genau richtig. Man muss gleichzeitig bereit sein, sich mit den vorherrschenden Gegebenheiten zu arrangieren.

Das "weltwärts"-Programm des mundus Eine Welt e.V.


weltwärts steht für ab ins Ausland. Bei unterschiedlichsten Entsende- und Partnerorganisationen gibt es vielfältige Projekte, auf die Interessierte sich bewerben können.


Entsende- und Partnerorganisationen (Auswahl):

Aktion Lichtblicke Ghana e.V. Paderborn (Bewerbung bis 18.11.18); Neuapostolische Kirche karitativ e.V. Dortmund (Bewerbung bis 30.11.18), Kolping Jugendgemeinschaftsdienste (Bewerbung bis 31.01.19)

Über die Einsatzplatzbörse kannst du per Landkarte  mögliche Projekte finden oder in den zahlreichen Datenbankeinträgen nach Entsende- und Partnerorganisationen suchen.

Mögliche Einsatzorte:

Entwicklungs- und Schwellenländer (Asien, Afrika, Lateinamerika, Ozeanien, Osteuropa), ausgenommen sind Länder, für die eine Reisewarnung vorliegt

weltwärts gehen! Flyer
Crossroads

Missionar/in auf Zeit (MaZ)


Man kann auch als Missionar/in auf Zeit (MaZ) ins Ausland gehen. Das Erzbistum Paderborn unterstützt im Referat für WeltMission-Entwicklung-Frieden bei allen Fragen und der Vermittlung von Kontakten. Das Programm wird auch über weltwärts gefördert, sodass auch deren Projekte für eine Bewerbung ausgesucht werden können. Sollte man ein anderes Projekt finden, was nicht in der weltwärts-Auswahl ist, wird es nach Absprache gefördert. Du bewirbst Dich als Missionar/in auf Zeit direkt bei dem Orden, der Dich entsendet. Im Erzbistum Paderborn sind das z.B. die Franziskanerinnen in Salzkotten.

Mögliche Einsatzorte:

Afrika, Asien, Lateinamerika, Osteuropa

Einsatzbereiche:

Straßenkinderprojekte, Gesundheitsstationen, Kinderheime, Hospiz, Schule

Leistungen: Finanzierung des Einsatzes (Flug und Visum), Versicherungen, medizinische Vorsorge, Sprach- und Vorbereitungskurse, Infotreffen, bei dem Rückkehrer von ihren Erfahrungen berichten

Voraussetzungen: Volljährigkeit, Abgeschlossene Schul- oder Berufsausbildung, Bereitschaft, sich im kirchlichen und kulturellen Kreis zu engagieren, körperliche und geistige Gesundheit, Belastbarkeit

Bewerbung: Motivationsschreiben, Lebenslauf, Zeugnisse. Der Bewerbungsschluss ist von Orden zu Orden unterschiedlich, liegt aber meist zwischen Oktober und Februar.

Bei den Franziskanerinnen in Salzkotten kannst du dich noch bis zum 30.11.18 bewerben!

Weitere Infos: Das Jahr dauert 12 bis 36 Monate. Im Januar finden diözesane Vorbereitungs- und Auswahlwochenenden statt. Das Erzbistum unterhält verschiedene Kooperationen mit Ordensgemeinschaften und anderen kirchlichen Institutionen und Einrichtungen, um Projekte zu unterhalten. Für jeden soll nach Möglichkeit ein passendes Projekt im gewünschten Land gefunden werden.

Leistungen: Freiwilligenausweis, mit dem Ermäßigungen z.B. an der Kinokasse gewährt werden, kostenlose Seminare mit anderen BFDlern zu verschiedenen Themen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sozialem, ein Taschengeld bis zu 381,00 Euro, Sozial-, Renten-, Unfall-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung, qualifiziertes Zeugnis

Voraussetzungen: Freude an der Arbeit mit Menschen, Identifikation mit dem Glauben

Bewerbung: Motivationsschreiben, Lebenslauf, Zeugnisse

Weitere Infos: Im Gegensatz zum FSJ kann ein BFDler auch älter als 27 Jahre sein. Dann ist nach Absprache auch ein Teilzeit-Dienst möglich, sodass ein weiterer Job gemacht werden kann oder die Erziehung von Kindern ermöglicht werden kann. Im Normalfall beträgt die Dauer eines BFD ein Jahr.

Möglichkeiten im Erzbistum


Auch das Erzbistum Paderborn bietet verschiedene Möglichkeiten, um sich ein Jahr zu engagieren. Dazu zählen u.a. BFD-Stellen.

Mögliche Einsatzorte im Bistum:

Jugendhaus Hardehausen, Kath. Landvolkshochschule in Hardehausen, Kath. Akademie Schwerte, Die Katholischen Hochschulgemeinden (KHG) in Paderborn und Bielefeld, Liborianum in Paderborn, Bildungsstätte St. Bonifatius in Elkeringhausen

Mögliche Aufgaben:

Mitarbeit in der Haustechnik, Veranstaltungsplanung und -durchführung, Pflege des Internetauftritts, Gartenarbeit, pflegerische und betreuerische Dienste

IN VIA Diözesanverband Paderborn


Der IN VIA Diözesanverband Paderborn für Mädchen- und Frauensozialarbeit e.V. hat mehrere Beratungsstellen, eine Jugendberufshilfe und ein Bildungswerk. Dabei wird mit dem Caritas-Verband zusammengearbeitet.

Mögliche Einsatzorte:

Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime, Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, z.B. Kindergärten, Werkstätten oder Wohnheime, und Einrichtungen für Kinder und Jugendliche, u.a. Jugendbildungsstätten oder Offene Ganztagsschulen.

Leistungen: 400,00 Euro monatlich, ca. 30 Tage Urlaub, Sozialversicherung, verschiedene Vergünstigungen, z.B. Fortzahlung des Kindergelds, 25 Seminartage, qualifiziertes Zeugnis

Voraussetzungen: erfüllte Vollzeitschulpflicht, das 27. Lebensjahr noch nicht vollendet, Interesse, sich sozial für kleines Geld zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen

Bewerbung: Motivationsschreiben, tabellarischer Lebenslauf, Passbild, Kopie des letzten Schulzeugnisses

Weitere Infos: Start des FSJ ist der 1. August oder 1. September. Bei einem ersten Treffen wird über die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten und in Einzelgesprächen über das FSJ informiert. Nach der Bewerbung erfolgt die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch. Ist das gut gelaufen, kann man an einem Probetag in seine Wunsch-Einrichtung schnuppern, bevor die endgültige Entscheidung fällt. Während des Jahres finden mehrere FSJ-Seminare statt, bei denen du andere Freiwillige kennenlernst und neuen Input für deine Arbeit bekommst.

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