Hans Rosling hat die Welt unter die Lupe genommen und schreibt: "Es wird immer besser."
Hans Rosling hat die Welt unter die Lupe genommen und schreibt: "Es wird immer besser."
26.04.2018
Miteinander

Frohe Botschaft: "Die Welt wird besser"

Warum wir uns von Hans Rosling inspirieren lassen sollten

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von Tobias Schulte

Er sei kein Optimist, sagt Hans Rosling (†2017) über sich. Keiner, der naiv die Dinge schönreden will. „Ich bin ein sehr ernsthafter Possibilist“, schreibt der schwedische Professor für Internationale Gesundheit über sich. Ein Mensch, der weder unbegründet stark hofft noch unbegründet sich beängstigen lässt. Einer, der sagt: „Die Welt wird immer besser.“

Hans Rosling ist 2017 gestorben und hat als sein Vermächtnis das Buch „Factfulness: Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist"  hinterlassen, das Anfang April erschien.  Darin führt er 32 Statistiken auf, die belegen, dass die Welt immer besser wird.  Wir haben euch zehn der 32 Statistiken rausgeschrieben (siehe gelbe Infobox).

Was sich verbessert hat
Hunger (Unterernährte Menschen):
1970: 28% -> 2015: 11%

Kindersterblichkeit:
1800: 44% -> 2016 4%

Alphabetisierungsrate:
1800: 10% -> 2016: 86%

Schulbildung der Mädchen:
1970: 65% -> 2015: 90%

Menschen in Demokratien:
1816: 1% -> 2015: 56%

Erdoberfläche, die Naturschutzgebiet ist:
1900: 0,03% -> 2016: 14,7%

HIV-Infektionen je 1 Mio. Menschen:
1996: 549 -> 2016: 241

Stromversorgung:
1991: 72% -> 2014: 85%

Musikveröffentlichung pro Jahr:
1860: 1 -> 2015: 6.210.002

Feinstaub (SO₂-Partikel emittiert pro Person):
1970: 38 kg -> 2010: 14 kg

(Quellen: Gapminder, Spotify, Wikipedia, GTF)

Die frohen Botschaften

Immer weniger Menschen hungern, immer mehr Menschen können lesen und schreiben, immer mehr Menschen können Strom nutzen - selbst die Feinstaubbelastung pro Person sinkt.

Natürlich hat nicht jede Entwicklung einen direkten Einfluss auf unser Leben. Aber es sind "grundlegende Verbesserungen, die zu einer Veränderung der Welt führen, die aber zu langsam, zu fragmentiert oder für sich genommen zu wenig bedeutsam sind, um als berichtenswert eingestuft zu werden“, schreibt Rosling selbst in einem Gastbeitrag auf FAZ.net.

»Ich sehe keinen Widerspruch darin, wenn man diese Erfolge feiert und zugleich um weitere Verbesserungen kämpft.«

Hans Rosling (†)
Professor für Internationale Medizin

Die Statistiken sind überzeugend. Die Haltung, mit der Rosling sie präsentiert, noch überzeugender. Anhand des Fortschritts lädt er ein: „Wir sollten eine Feier planen! Eine große Feier! Und wenn ich sage „wir“, dann meine ich die Menschheit insgesamt!“

Gerade wir Christen sollten da mitfeiern - wir glauben ja an das Evangelium, die Frohe Botschaft Jesu Christi, und sollten daher auch nie die frohen Botschaften um uns herum ausblenden. Lasst uns denken, wie Hans Rosling gedacht hat.

Denn der Schwede ist wie erwähnt kein naiver Optimist. Er weiß, dass nicht alles auf der Welt gut ist. Menschen sterben bei Flugzeugabstürzen oder im Krieg, der Meeresspiegel steigt und in der Natur sind Arten bedroht. Doch anstatt Angst zu haben, sieht er den Fortschritt, lobt ihn und hofft deswegen auf weitere Verbesserung.

Beim Bewerbungstraining der Kolpingjugend lernen Jugendliche, sich gut zu verkaufen.

Wer die Welt verbessert

Auch in der Kirche läuft manches vielleicht nicht optimal. Manch einer hat die Kirche satt, kann nichts mit ihr anfangen. Doch auch in der Kirche bewegt sich viel. Gruppen, Verbände und einzelne Christen setzen sich für ihre Mitmenschen, die Natur und damit für eine bessere Welt ein.

youngcaritas

2015 ist die Initiative youngcaritas im Erzbistum Paderborn entstanden. Jugendliche setzen sich dort ohne Mitgliedschaft und feste Termine für typische Caritas-Themen ein. Sie sammeln Pfandflaschen und Spenden den Erlös an Schulen. Beim Upcycling wandeln sie scheinbar abfallreife Dinge in neue Produkte um – aus 2 Trinkdosen und Teelichtern wird eine kleine Popcornmaschine (siehe Video). Sie gehen ins Altenheim und setzen sich für Benachteiligte ein. Die Aktion „Den Durchblick behalten“, dessen Ziel ist, dass sich auch Menschen mit wenig Geld eine Brille leisten können, haben sie sogar schon in Berlin vorgestellt
Website und Kontakt der youngcaritas

Pfadfinder

„Verlasse die Welt ein Stückchen besser, als du sie vorgefunden hast.“ – Das Motto von Robert Baden-Powell, dem Gründer der Pfadfinderbewegung, treibt auch heute noch Kinder, Jugendliche und Erwachsene der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) an. Gemeinsam schaffen die Pfadfinder auch die größten Projekte – das haben sie zum Beispiel mit dem Bau ihrer eigenen Kapelle in Rüthen bewiesen. In ihren Gruppen und bei Zeltlagern fördern die Pfadfinder Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung. Pfadfinder sind eng mit der Natur verbunden – und versuchen sie zu schützen. Darum fördert der Diözesanverband Sommerlager, bei denen wenig Müll erzeugt wird, die Teilnehmer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen und Nahrungsmittel von lokalen Erzeugern gegessen werden.
Website und Kontakt des Diözesanverbands der Pfadfinder

Kolpingjugend

Ganz im Sinne Adolph Kolpings setzt sich die Kolpingjugend im Erzbistum Paderobrn für die Themen „Jugend und Arbeitswelt“ ein. Bei Bewerbungstrainings werden Jugendliche in die Lage eines Bewerbungsgesprächs versetzt und lernen, was alles zu einer vollständigen Bewerbung gehört. 850 Schülern hat die Kolpingjugend so in den vergangenen drei Jahren beim Einstieg ins Berufsleben geholfen.
Fairer und nachhaltiger Konsum –  auch dafür setzt sich die Kolpingjugend seit Jahren ein. Die Mitglieder im Diözesanverband und in den Gruppen vor Ort trinken Kaffee und essen Schokolade aus der Region und nutzen im Bürobedarf möglichst viel recycelbare Produkte. Dafür wurde der Diözesanverband sogar vom Projekt Faire Gemeinde ausgezeichnet.
Website und Konktakt der Kolpingjugend im Erzbistum Paderborn

Früher war alles besser?

„Früher war alles besser“, oder „es wird immer schlimmer“ – bei diesen Sätzen würden sich bei Rosling sicher die Nackenhaare hochstellen. Er attestiert uns Menschen eine „Unfähigkeit, uns an die Vergangenheit zu erinnern; wir sehen die Vergangenheit durch eine rosarote Brille“. Denn „die meisten Dinge waren früher schlechter, nicht besser.“

Diese Haltung ist gerade für uns Christen immens wichtig. Schließlich feiern wir in jeder Messe „Wandlung“ und glauben, dass sich durch die Eucharistie wirklich alles ins positive wandeln kann.

Natürlich ist auch klar: Früher gingen mehr Menschen in die Kirche, früher gab es mehr Berufungen, früher konnten sich mehr Menschen mit der Kirche indentifizieren. War früher alles besser? Nein. Aus meinen Erfahrungen in der Heimatgemeinde, bei Young Mission und auf dem Weltjugendtag kenne ich viele coole und talentierte Jugendliche, die sich für die Kirche einsetzen. Die die Gemeinschaft, die Ruhe, die Kraft der Eucharistie genießen. Die Power haben und etwas bewegen, wandeln, wollen. 

Wer heute als junger Mensch in die Kirche geht, tut das aus Überzeugung und hinterfragt auch vieles. Anders, als das vielleicht noch bei der Generation unserer Großeltern und Eltern war. Da hat einen die Familie mitgenommen, weil man das damals so gemacht hat. Als meine fromme Oma mich Heiligabend frage, warum Juden nicht Weihnachen feiern, wurde mir klar: Früher war garantiert nicht alles besser.

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