Emiliy Klingspor arbeitet als Kinderkrankenschwester. Krankheiten und herausfordernde Situationen sind ihr Alltag. Sie sagt: „Ich erlebe oft Situationen, in denen ich denke, dass für ein Kind mehr gebetet werden sollte.“ Wenn das der Fall ist, schreibt sie ihre Leute von Tabor an und bittet sie, für eine Patientin oder einen Patienten zu beten. Egal, wo ein Kind aufgewachsen ist oder welcher Religion es angehört.
Doch das ist nicht überall selbstverständlich.
Als Teil des Gebetsnetzwerks des Papstes beten Emily Klingspor und Tim Lennemann von Tabor deshalb für gegenseitige Toleranz zwischen Menschen unterschiedlicher Religionen.
Emily und Tim sind beide seit vier Jahren aktiv in der Tabor-Gemeinschaft. Ihren Stützpunkt hat Tabor in Lennestadt. Von dort aus wirkt es seit 2019 als spirituelles Netzwerk. Junge Menschen aus verschiedenen Gemeinden bilden hier eine dynamische Gemeinschaft, in der jede und jeder auf unterschiedliche Weise ehrenamtlich mitwirkt.
So richtig aktiv wurde Emily nach dem Weltjugendtag 2023 in Lissabon. Die kulturelle Vielfalt und die Begegnungen mit rund 600.000 Teilnehmenden faszinierten und motivierten sie, diesen Geist auch in die Tabor-Gemeinschaft hineinzutragen. Heute engagiert sie sich besonders bei son light, der monatlichen Jugendmesse von Tabor sowie bei der Nacht der Lichter, einem Gebetsabend in ruhiger, meditativer Atmosphäre. Obwohl Emily mittlerweile mehr als 130 Kilometer vom Stützpunkt entfernt wohnt, zieht es sie immer wieder zurück nach Tabor.
„Tabor ist für mich Familie, wo ich sein darf wie ich bin, egal ob ich mich gerade gut oder schlecht fühle.“
Emily Klingspor
Tim ist Mitglied der Band und drückt am liebsten durch seine Leidenschaft für die Musik seine Verbindung zu Gott aus. Auch Tim fühlt sich bei Tabor aufgenommen. Geborgen. Er sagt: „Besonders berührt mich, wie offen und herzlich neue Menschen aufgenommen werden“.
„Man macht viel für andere, aber gleichzeitig hat man die Freiheit zu sagen, dass man gerade mal nicht kann.“
Tim Lennemann
Gerade diese Atmosphäre macht für beide den Geist von Tabor aus. Eine Offenheit, die Vertrauen schafft.
Durch die unterschiedlichen Veranstaltungsformate ergeben sich bei Tabor viele Möglichkeiten, ins Gebet zu kommen. Jede und jeder darf dabei auf seine eigene Art und Weise beten. Manche schließen die Augen und schweigen, andere singen laut oder beten gemeinsam im Kreis.
Emily betet am liebsten in Gemeinschaft und mit vorgegebenen Worten. „Ich bin schlecht darin, im Gebet eigene Worte zu finden“, sagt sie. „Worship-Texte geben mir dabei Orientierung.“ Besonders wichtig und wertvoll ist es ihr, füreinander zu beten.
„Als Kinderkrankenschwester erlebe ich oft Situationen, in denen ich denke, dass für ein Kind mehr gebetet werden sollte. Dann kann ich einfach jemanden aus der Tabor-Gemeinschaft anschreiben und bitten, für die Patientinnen und Patienten zu beten.“
Eine besondere Gebetserfahrung bei Tabor war für beide bei einer Kanufahrt auf dem Biggesee. Auf drei Kanubooten verteilt, sammeln sich die Teilnehmenden unter einer Brücke mitten auf dem See. Gemeinsam beten sie und sagen nacheinander, wofür sie dankbar sind. Und auch der Zusammenhalt der Gemeinschaft wird dabei sichtbar: Als Emily und ihre Gruppe Schwierigkeiten haben, ihr Boot zu steuern, nehmen die anderen sie in die Mitte und unterstützen sie. Das Gefühl, immer und überall beten zu können – auch mitten auf dem Wasser – vermittelt ihnen ein besonderes Gefühl von Freiheit. Für Tim ist das inzwischen selbstverständlich geworden. Beim Gebetsanliegen im Oktober denkt er daher besonders an die Menschen, die diese Freiheit nicht haben und in ihrem Glauben eingeschränkt werden.
Gerade sie wollen Emily und Tim mit ihrem Gebet begleiten – Menschen, die wegen ihres Glaubens verfolgt, bedroht oder ausgegrenzt werden. Ihr Anliegen ist es, dass religiöse Vielfalt als Bereicherung wahrgenommen wird und gegenseitiger Respekt wächst. Dort, wo Freiheit im Glauben gelebt wird, kann Frieden entstehen.