Geldanlage ist längst mehr als Sparen mit Sparschwein.
Geldanlage ist längst mehr als Sparen mit Sparschwein.
23.07.2020
Perspektive

Geldanlage endlich verstehen

Du überlegst, Geld anzulegen? Diese Faustregeln helfen dir

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von Tobias Schulte

Die Coronakrise hat es gezeigt: Die Weltwirtschaft, unsere deutsche Konjunktur, die Arbeitsplätze und damit jeder und jede Einzelne sind verletzlich. Auch, wenn in dieser Zeit manche Menschen existentielle Sorgen haben, kannst du dir trotzdem darum Gedanken machen, ob du Geld anlegen solltest. Die Kohle, die du heute nicht brauchst, kann morgen Gewinne erzielen. Oder sagen wir lieber: morgen in ein paar Jahren.

Niemand weiß, was morgen kommt. Doch wenn du deine Ausbildung angefangen oder vielleicht den ersten festen Job in der Tasche hast, verdienst du Geld. Vielleicht nicht so viel wie andere, aber immerhin. Was machst du mit diesem Geld? Ausziehen und damit Miete bezahlen, in den Urlaub fahren oder ein Auto kaufen? Eine weitere Antwort könnte heißen: das Geld anlegen. Doch wie kann das gehen?

Sparbuch und Girokonto bringen auf den ersten Blick keinen Gewinn mehr. Auf vielen Sparbüchern tendieren die Zinsen gegen null, mein persönliches Sparbuch ist mittlerweile bei 0 Prozent Zinsen angekommen. Glückwunsch.

Die Inflation frisst Geld auf

Markus Böddeker
Markus Böddeker

Warum sollte man das Geld also dort liegen lassen? Denn realistisch betrachtet wird das Geld dort sogar weniger wert. Die Inflation frisst jedes Jahr einen Teil der Kaufkraft des Geldes weg. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat das Ziel, die jährliche Inflationsrate im Euroraum bei ca. zwei Prozent zu halten, erklärt Markus Böddeker, Vermögensberater bei der Bank für Kirche und Caritas (BKC) in Paderborn. Dadurch sind die 5.000 EURO, die du vielleicht heute auf dem Konto hast, zwar in fünf Jahren noch der gleiche Betrag. Du kannst aber weniger dafür kaufen.

Alternativen zum Sparbuch gibt es jede Menge. Du kannst Aktien kaufen, in Immobilien investieren, Schweizer Franken als Anlage anschaffen. Und da wäre auch noch Gold. All das geht, all das hat Vor- und Nachteile. Böddeker hat einen anderen Vorschlag: Fonds. Im Gespräch erklärt er alles rund um das Thema.

„Fonds muss man sich als Sammelstelle für Geld vorstellen, in die Tausende Anleger reinzahlen“, sagt Böddeker. Sogenannte Fondsmanager suchen den ganzen Tag nach Möglichkeiten, das Geld sinnvoll anzulegen, tun dies dann, und checken ständig, ob die Auswahl noch passt.

Fonds gibt es wie Sand am Meer. Sie investieren mal mehr in Tagesgelder (die heute fast keine Zinsen mehr erwirtschaften), Renten (festverzinsliche Wertpapiere), Immobilien, Gold, Aktien und so weiter. Es gibt auch Fonds, sogenannte ETFs, die Indizes wie den Deutschen Aktien Index (DAX) oder den amerikanischen Dow Jones abbilden. Als Faustregel kann man sagen: Je höher der Anteil an Aktien ist (bis zu 100 Prozent), desto höher ist gleichzeitig die potenzielle Rendite und damit auch das Risiko. Deshalb folgt gleich eine zweite Faustregel: Je höher das Risiko, desto länger sollte die Laufzeit des Investments sein.

Fonds werden von Fondsmanagern gesteuert.
Fonds werden von Fondsmanagern gesteuert.

Schon ab 25 EURO monatlich lohnt es sich

Es ergibt nur wenig Sinn, heute Geld anzulegen, mit dem du für das kommende Weihnachtsfest die Geschenke kaufen willst. Die Kurse an den Börsen schwanken – doch je länger Aktienfonds laufen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie einen Ertrag erwirtschaften. Schau dir mal den Verlauf des DAX an. Je nachdem, welchen Zeitraum du betrachtest, fällt oder steigt der Kurs unterschiedlich stark. Doch je größer die Zeitspanne wird, die du betrachtest, desto gewisser ist, dass der DAX im plus liegt. Es lohnt sich also, Talfahrten an den Börsen (wie in der Coronakrise) auszusitzen. Bei reinen Aktienfonds, rät Böddeker, sollte das Geld schon mindestens fünf Jahre auf dem Depot liegen. Je länger, desto besser.

Das mag zwar gut und schön klingen, aber ab wann ist es sinnvoll, Geld anzulegen? Reicht dafür zum Beispiel schon eine Ausbildungsvergütung als Einkommen aus? Die Antwort lautet: Kommt drauf an. Böddeker sagt, dass Fonds schon mit 25 Euro monatlich bespart werden können. „Besparen“ heißt in diesem Fall, dass ein Plan angelegt wird, durch den automatisch zum Anfang des Monats 25 Euro von deinem Konto abgebucht werden und in den Fonds deiner Wahl investiert werden. Dabei fließen meistens jedoch nicht die kompletten 25 Euro in den Fonds, denn die Fondsmanager, die den ganzen Tag an der Zusammenstellung des Fonds arbeiten, wollen ja auch bezahlt werden. Zum Beispiel, indem die Banken Depotgebühren oder einen Aufschlag auf jede Zahlung anrechnen. Außerdem musst du jährlich auf Gewinne aus Kapitalanlagen Steuern an den Staat bezahlen, jedoch erst ab einem Gewinn von über 801 EURO.

Mit Fonds für eine bessere Welt einsetzen
Auch wenn du bei der Geldanlage vielleicht als erstes an dich und deine Zukunft denkst – du kannst damit auch einen Beitrag zu einer besseren Welt leisten. „Wo Geld hinfließt, da passiert auch etwas“, sagt Vermögensberater Böddeker. Dementsprechend kannst du bei der Auswahl des Fonds darauf achten, dass der Fonds in nachhaltige Zweige und beispielsweise nicht in Rüstungskonzerne, Unternehmen, die die Natur ausbeuten oder in denen Kinder arbeiten, investiert.

Wie viel Geld ist über?

Trotzdem lässt sich damit noch Gewinn erzielen. Eine Beispielrechnung mit einem Rechner der FAZ zeigt: Wenn du monatlich 25 Euro in Fonds investierst und die jährliche Wertentwicklung des Kurses bei sechs Prozent liegt, dann hast du nach fünf Jahren fast 225 Euro Gewinn (vor Steuern und mit fünf Prozent Ausgabeaufschlag) erzielt. Nach zehn Jahren wären das schon 980 Euro Gewinn. Deshalb wieder eine Faustregel: Je früher du Geld anlegst, desto besser. Das setzt natürlich voraus, dass du regelmäßig Geld zur Seite legen kannst, ohne dich damit Monat für Monat an den Rand des Ruins zu bringen.

Wie du vielleicht schon bemerkt hast, helfen Faustregeln, um sich in der Welt der Geldanlage einen Überblick zu verschaffen. Eine weitere lautet: Nicht nur auf ein Pferd setzen. Je mehr Geld du auf eine Art und Weise anlegst, desto höher ist das Risiko. Wenn du mehr Geld anlegen willst, empfiehlt es sich, Geld in unterschiedlichen Fonds anzulegen, die wiederum in unterschiedlichen Bereichen investieren.

Der cost-average-effect

Nicht nur auf ein Pferd setzen – das gilt auch für den Zeitpunkt der Investition, erklärt Böddeker. Wer kann schon wissen, ob der Fonds, die Unze Gold oder die Aktie heute teurer oder günstiger als in einem Monat sind? Daher sei es sinnvoll, Geld monatlich zu einem bestimmten Datum anzulegen. Dann kauft man mal recht günstig und mal recht teuer ein. Doch im Durchschnitt ist der Preis dann oft besser, als wenn ich einmalig eine hohe Summe investiere. Das ist der „cost-average-effect“. Also: Die Investition monatlich stückeln statt einmalig eine hohe Summe anzulegen.

Dass Fonds eine gute Möglichkeit sein können, um Geld mittelfristig anzulegen, sollte klar sein. Das heißt nicht, dass es keine Alternativen gibt. Altersvorsorge steht sowieso noch auf einem anderen Blatt Papier. Von deinen Eltern oder Großeltern hast du vielleicht schon mal das Stichwort Bausparvertrag gehört. Der lohnt sich, wenn du später ein Haus oder eine Wohnung bauen, renovieren oder kaufen möchtest und dir Sicherheit sehr wichtig ist.

Was steckt dahinter? Bei einem Bausparvertrag, so erklärt es Böddeker, musst du zunächst ein Ziel abstecken, wann und wie viel Geld du brauchst. Zum Beispiel 20.000 Euro in zehn Jahren, um mit der Finanzierung des eigenen Hauses zu starten. Die Hälfte des Geldes (also 10.000 Euro) zahlst du dabei innerhalb der zehn Jahre selbst ein, wobei du Prämien vom Staat kassieren kannst. Zum Beispiel maximal 70 Euro jährlich Wohnungsbauprämie oder zusätzlich noch die Arbeitnehmersparzulage.

Die anderen 10.000 Euro erhältst du nach den 10 Jahren als Darlehen von der Bausparkasse, als Kredit, den du dann nach und nach abbezahlst. Der Vorteil des Bausparvertrags liegt nun darin, dass die Höhe des Kredits und auch der Zinssatz von vornherein fest zugesichert ist. Du kannst dir also sicher sein, die 10.000 zu einem niedrigen Zinssatz zu bekommen.

Vermögenswirksame Leistungen?!
Azubis und Angestellte aufgepasst: manche Arbeitgeber zahlen monatlich bis zu 40 Euro sogenannte vermögenswirksame Leistungen. Das ist Geld, das ihr zusätzlich zum Gehalt bekommt, aber nicht auf euer normales Konto wandert, sondern zum Beispiel in Bausparverträgen oder Fonds angelegt werden muss. Auf dieses Geld zahlt der Staat je nach Form der Anlage (bei Fonds 20 Prozent) noch zusätzliche Prämien. Es kann sich also lohnen, beim Bewerbungsgespräch oder euren Vorgesetzten nach vermögenswirksamen Leistungen zu fragen.

Deine Prioritäten und Ziele geben den Weg vor

Doch diese Logik greift heutzutage nicht mehr so stark wie noch vor 15 Jahren, als der Zinssatz noch bei fünf oder sechs Prozent lag und nicht bei fast null. Wenn der Zinssatz in zehn Jahren immer noch so gering wie heute ist, dann ist der große Vorteil des Bausparvertrags verpufft. Markus Böddeker sagt, dass es momentan zwar nicht danach aussähe, dass die Zinsen steil nach oben gehen werden. Aber mit Sicherheit und auf lange Sicht könne das niemand voraussehen. Niedrige Zinsen sollen die Wirtschaft ankurbeln – und gerade durch die Coronakrise wird mit Konjunkturpaket und Co. viel neues Geld gedruckt.

Ob, wie und wo du Geld anlegst, hängt immer von dir persönlich ab. Von deinen Zielen, Träumen und deiner Risikobereitschaft. Zu jeder Priorität gibt es ein anderes Produkt. Deshalb kann sich ein vielleicht ungewohnter Schritt lohnen: in eine Bank, zu einem Berater wie Markus Böddeker.

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