Jan-Niklas Kleinschmidt
Jan-Niklas Kleinschmidt
18.05.2020
Body + Soul

Gottes Feuer weitergeben 

Gemeindeassistent Jan-Niklas über seine Arbeit als Gemeindeassistenz

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Von Laura Grotenrath

Wenn Jan-Niklas Kleinschmidt über seinen Glauben spricht, geht es um mehr als Gebete und die eigene Gottesbeziehung. Dem Gemeindeassistenten aus Lippstadt liegt der Dialog am Herzen – mit Kirchgängern und auch mit denen, die an der Kirche zweifeln.

Die Bibel lag auf dem Bett
Die Bibel lag auf dem Bett

"Dieser fremde Mensch wurde einer meiner besten Freunde. Er hat Gottes Feuer an mich weitergegeben und das möchte ich auch tun."

Jan-Niklas Kleinschmidt
über eine Begegnung, die sein Leben veränderte.

Die Bibel und den Religionsunterricht fand er schon immer interessant, berichtet er, „geglaubt habe ich aber als Kind und Jugendlicher nicht.“ Die Begegnung mit einem damaligen Mitschüler änderte das: „Wir kamen während der Stufenfahrt nach Rom durch Zufall auf ein Zimmer und er hatte eine Bibel auf dem Bett liegen. Da habe ich gelernt, dass man auch als junger Mensch den Glauben leben kann“, erinnert sich Jan-Niklas. Die beiden kommen ins Gespräch – und sein mittlerweile guter Freund erzählt im von seiner Gottesbeziehung. „Durch ihn habe ich meine Berufung gefunden“, sagt der 23-Jährige sichtlich gerührt: „Ich habe mich dann mit ihm gemeinsam gefragt, wie ich den Glauben auch für mich leben und spüren kann.“

Jene Gespräche vor gut fünf Jahren sind immer noch immens wichtig für Jan-Niklas Kleinschmidt. „Dieser fremde Mensch wurde einer meiner besten Freunde. Er hat Gottes Feuer an mich weitergegeben und das möchte ich auch tun“, sagt Jan-Niklas. Nach dem Abitur bewirbt er sich darum auf einen Studienplatz an der Katholischen Hochschule in Paderborn, wird aber zunächst abgelehnt. „Ich hatte schließlich vorher nicht viel mit Kirche zu tun“, erklärt er den Grund dafür.

"Ich muss die Bibel als Buch und den Gottesdienstablauf verstehen, um mich emotional berühren lassen zu können."

Um praktische Erfahrung zu sammeln, macht er im Rahmen eines Freiweilligen Sozialen Jahrs ein Gemeindepraktikum in Hövelhof. Ein Jahr später darf er das Studium beginnen. „Nach den drei Jahren an der Uni bin ich dann wieder in meiner Heimat Lippstadt gelandet“, erzählt er weiter. Und dann? „Aktuell bin ich im ersten Jahr meiner Zeit als Gemeindeassistent. Nach drei Jahren in dieser Position wird man vom Bischof zum Gemeindereferenten ernannt.“

Die Zeit als Gemeindeassistent besteht zur Hälfte aus Arbeit an der Schule für die Lehrerlaubnis und zur Hälfte aus Gemeindearbeit. Jan-Niklas macht aus der Corona-Pandemie das Beste: „Da Schule gerade nicht stattfindet, habe ich mehr Zeit für die Gemeindearbeit. Ich habe ein Projekt ans Laufen gebracht – das erste, für das ich ganz allein verantwortlich bin“, berichtet er. Der Stolz und die Vorfreude in seiner Stimme sind klar zu hören.

Youtube-Videos und gemalte Bilder

Sein Projekt, das ist „Pics for Kids“, eine Malaktion für Kinder bis zum und Grundschulalter: „In Videos auf der Gemeindewebsite stelle ich jede Woche eine Frage mit theologischen Hintergrund, die in den Alltag der Kinder passt, zum Beispiel: Woran hattest du in den letzten Wochen Spaß? Oder auch: Male deine Lieblings-Bibelgeschichte. Die Kinder sollen damit abgelenkt werden und die Möglichkeit, zu verarbeiten, was sie in den letzten Wochen zuhause so erleben.“ Die Ankündigung ist vergangene Woche online gegangen, am Freitag startet die Malaktion und dauert sechs Wochen bis zu den Ferien.

Jan-Niklas ist, das wird im Gespräch schnell deutlich, ist sehr motiviert, seine Berufung auch im Beruf zu leben: „Als jüngerer Kollege schaue ich auch: Wie können wir junge Menschen über soziale Medien erreichen?“ Aus diesem Grund hat er jüngst nicht nur besagtes Projekt für die Kinder im pastoralen Raum Lippstadt entwickelt, sondern ist auch Teil des Instagram-Accounts 60sekundenkirche. Abwechselnd mit sieben weiteren Gemeindeassistenten aus ganz Deutschland und einem Priesterseminaristen aus Hildesheim erklärt er seit Ende März auf Instagram in kurzen, knappen Formaten – der Account-Name verrät es – die Kirche. Was sind Sakramente? Warum singen wir aus dem Gotteslob? Oder: Wer ist der Heilige Geist? Das sind einige der Fragen, die auf dem Account in einer Minute langen Instagram-Stories beantwortet werden.

„Sich im Alltag 60 Sekunden Zeit für Kirche zu nehmen ist für viele was Neues“, meint Jan-Niklas. Die Rückmeldungen auf die Inhalte seien sehr positiv. Gar Menschen, die er privat kenne und sonst gar nicht mit Kirche in Verbindung bringe, fänden die Inhalte interessant. Dadurch sei das Projekt auch missionarisch.

Kirche im Alltag greifbar machen

„Wir wollen Kirche im Alltag greifbar machen“, erklärt Jan-Niklas die Idee hinter dem Instagram-Projekt, und weiter: „Meine These ist folgende: Die Angebote der Kirche, die Emotionen auslösen, sind wichtig. Gleichzeitig ist es Menschen aber auch wichtig zu verstehen, was da überhaupt passiert.“ Der junge Gemeindeassistent erklärt das so: „Ich muss die Bibel als Buch und den Gottesdienstablauf verstehen, um mich emotional berühren lassen zu können.“ Spirituelle und inspirierende Kirchen-Accounts gebe es bereits viele – und auch das sei gut so, meint er. Denn beides – der kognitive wie der emotionale Aspekt – seien wichtig, um missionarisch tätig zu sein.

Bei all dem, was er tut, treibt Jan-Niklas, den 23-Jährigen Gemeindeassistenten aus Lippstadt, seine persönliche Berufung an: „Durch das Feuer, das meine Freund an mich weitergegeben hat, hat sich mein Leben verändert. Die Begegnung mit nur einer Person war für mich so kraftvoll, dass ich auch anderen Menschen von Jesus erzählen möchte. Ich bin so dankbar dafür.“

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