„Glaube war in meiner Jugendzeit eher ein Accessoire“
16.04.2013

„Glaube war in meiner Jugendzeit eher ein Accessoire“

Tobias Hundt macht sich gerade eine Namen als erfolgreicher Musiker. Mit seiner Band spielt er seit Dezember 2008 Konzerte in ganz Deutschland. Dabei verarbeitet er in seinen Songs vor allem seine Gedanken und Gefühle zu Gott.

Tobias, was bedeutet Glaube für dich? Glaube heißt für mich „Vertrauen“ und „in Anspruch nehmen“. Das Vertrauen auf eine Wahrheit, die man nur erkennt, wenn man sich auf sie einlässt. Ihr eben vertraut. Diese Wahrheit ist Jesus selbst. Er sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben (...)“. Es heißt aber auch, die Zusagen der Bibel, die Zusagen Jesu, in Anspruch zu nehmen. Ich darf zum Beispiel in Anspruch nehmen, dass ich ein Sohn Gottes bin. Das fühle ich oft gar nicht, aber darum geht es auch in erster Linie nicht. Es geht darum diese Privilegien, diesen Zuspruch der Nähe für mich in Anspruch zu nehmen.

Gott spielt also eine wichtige Rolle für dich? Die Bibel sagt, dass Gott überhaupt erst der ist, der Glauben schenkt. Sein Heiliger Geist, der in jedem lebt, der zu ihm gehört, öffnet uns die Augen des Herzens und schenkt uns das Vertrauen auf einen unsichtbaren Gott, der erst in und durch unsere Leben sichtbar wird.

Was hat dich zu so einem starken Glauben gebracht? Ich bin in einer christlichen Familien aufgewachsen und habe als Kind meine Entscheidung für den Glauben an Jesus und die Bibel getroffen. Dies würde ich definitiv heute noch als meinen „Startschuss“ bezeichnen. Als Kind versteht man jedoch viele tiefere Zusammenhänge noch nicht, sondern fühlt und antizipiert viel mehr. Ich wusste lange Zeit nicht, was dieser Glaube jetzt eigentlich konkret mit mir zu tun hat und es wurde für mich in meiner Jugendzeit eher zu einem Accessoire. Etwas Besonderes, was man an- und ablegen kann. Ein Kumpel hat mich in einer entscheidenden Phase meines Leben mitgenommen zu einem Treffen von Christen, die mich so begeistert haben, dass ich gesagt habe: „Entweder wie diese Leute, oder gar nicht mehr!“

Aber gab es auch mal eine Zeit, in der du gezweifelt hast?Wenn ich ehrlich bin, bin ich ständig am Zweifeln. Das liegt daran, das ich zweifeln suuuper wichtig finde. Zweifeln ist ja zunächst einfach eine Unentschiedenheit. In Zweifel steckt das Wort Zwei-doppelt-zweifach. Das setzt voraus, dass sich jemand Gedanken macht, sich hinterfragt, seinen Glauben hinterfragt und noch keine absolute Meinung für sich gefunden hat. Zweifeln gehört für mich zu den wichtigsten Prozessen im Leben. Wer Angst vor Zweifeln hat, wird sich nicht weiterentwickeln. Wer immer nur das gleiche denkt und glaubt, wird auch bis zum Tod nur die gleichen Ergebnisse erhalten. Nur wer neues zu Denken wagt, der wird sich weiterentwickeln. Also noch mal für mich und alle, die das hier lesen: Erlaube dir zu Zweifeln! Verurteile dich nicht dafür, lass deine Zweifel zu und suche geduldig nach der Antwort!

Warum stellst du den Glauben in den Mittelpunkt deiner Musik? Ich glaube, es liegt daran, dass ich mir viele Lebensfragen stelle, diese in meiner Musik verarbeite und mich letzten Endes, beziehungsweise in letzter Konsequenz alles zu Gott führt. Gott ist die Quelle von allem Guten, Gott ist die Quelle in der Kunst und Musik entspringt und zu Gott fließt alles wieder hin! Er ist für mich der Dreh und Angelpunkt dieser Welt. Und dennoch versuche ich ihn nicht zwanghaft, oder schemenhaft in meine Songs zu pressen. Ich bin Künstler und hab auch das Anliegen Kunst zunächst einfach mal Kunst sein zulassen und sie für sich sprechen zu lassen.

Allerdings ist vielen jungen Menschen heute Glaube fremd. Meine persönliche Erfahrung ist dazu folgende: Umso fremder mir Gott ist, das heißt umso weniger ich mit ihm anfangen kann, desto fremder ist es mir darüber zu sprechen und es zu zeigen.

Warum können denn viele heute mit Religion und Glaube nichts mehr anfangen? Oder stimmt das gar nicht? Ich würde die Frage indirekt beantworten: Ich glaube, dass viele Menschen einen Gott verwerfen, den es gar nicht gibt. Ich glaube, dass sich Leute Atheisten nennen, weil sie einen Gott vermittelt bekommen haben, den es gar nicht gibt. Gott sprengt unsere evangelischen und katholischen Schubladen. Ich glaube, wenn wir uns fragen, warum viele Menschen mit Glauben nichts mehr anfangen können, dann müssen wir uns Fragen, was wir den Menschen für einen Gott vermitteln! Ich glaube, dass Gottes Anliegen und Gottes Wesen genauso aktuell und relevant sind wie vor 1000 oder 2000 Jahren. Die Frage ist, ob unsere Gemeinden das auch sind.

Glaubensserie: Gerade für junge Menschen ist es heute schwierig, einen Zugang zum Glauben zu finden und ihre Überzeugung im Alltag zu leben. Gläubig zu sein, ist heute einfach nicht „hip“ genug. Und trotzdem sind für viele Gott und christliche Werte in ihrem Leben sehr wichtig. Wir haben mit verschiedenen jungen Leuten gesprochen, was für sie „Glaube“ ist.

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