In diesen Wochen ist unser neuer Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz im Erzbistum unterwegs, um Land und Leute kennenzulernen. Am vergangenen Samstag besuchte er den Abend der Barmherzigkeit im Rahmen des Festes der Jugend in Paderborn-Elsen. Hier begegnete er vielen Jugendlichen und ihrer Sehnsucht nach Gott. YOUPAX hat Erzbischof Bentz in Elsen begleitet. Was hat er dort erlebt?
Als Erzbischof Bentz die St. Dionysius Kirche betritt, ist diese schon bis auf den letzten Platz gefüllt. Rund 300 Menschen sind gekommen – Kinder, Jugendliche, Familien, Senioren. Einige von ihnen besuchen das ganze Pfingstfest, manche nur den Gottesdienst. Erzbischof Bentz ist da, um ihnen zu begegnen. Und: Er hat eine Botschaft für sie dabei.
An diesem Abend dreht sich alles um die Barmherzigkeit Gottes zu den Menschen. Aber was heißt Barmherzigkeit? Bentz erläutert es am Beispiel des Petrus: In der Nacht als Jesus verraten wurde, saß Petrus am Kohlefeuer und hat dreimal geleugnet, Jesus zu kennen. Als Petrus nach dem Tod Jesu am See von Tiberias wieder an einem Kohlfeuer sitzt, kommt der auferstandene Jesus dazu und fragt ihn dreimal: Liebst du mich?
Da spürt Petrus, was in ihm ist: dieser Abgrund und diese Liebe. Bentz sagt: „Das ist Gottes Barmherzigkeit: Unsere Abgründe, unser Versagen, unsere Schuld, unsere Grenzen – Gott spricht uns darauf an. Er bagatellisiert sie nicht, aber er nagelt uns nicht darauf fest. Sondern er fragt uns einfach nur: Liebst du mich?“ Dass diese Barmherzigkeit Gottes spürbar wird, vor allem im Sakrament der Versöhnung, ist der Wunsch von Erzbischof Bentz für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Abend der Barmherzigkeit.
»Das ist Gottes Barmherzigkeit: unsere Abgründe, unser Versagen, unsere Schuld, unsere Grenzen – Gott spricht uns darauf an. Er bagatellisiert sie nicht, aber er nagelt uns nicht darauf fest. Sondern er fragt uns einfach nur: Liebst du mich?«
Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz
über die Barmherzigkeit Gottes
Als der Erzbischof seinen Impuls beendet, gehen die Scheinwerfer an. Die Zeit der Anbetung beginnt. Eine Zeit, in der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Gottes Nähe auf verschiedene Weise erleben können. Ein Priester setzt das Allerheiligste aus – Gott selbst ist gegenwärtig in Form der kleinen Hostie in der Monstranz. Weihrauchduft erfüllt den Raum. Im Gebet kann jede und jeder mit Gott sprechen – über die eigenen Wünsche, Hoffnungen, Sehnsüchte. Auf den Altarstufen können die Besucherinnen und Besucher Teelichter anzünden – sie stehen für die ganz individuellen Gebetsanliegen. Getragen wird dieses Gebet durch die Lobpreismusik der Band.
Ganz nah ist Gott auch im Sakrament der Versöhnung. An den Seiten der Kirche sitzen dafür Priester bereit. Sie sind durchgängig gefragt. Auch Erzbischof Bentz ist unter ihnen. Hier dürfen die eigenen Abgründe zur Sprache kommen und Heilung finden. Tränen fließen, Lasten fallen von den Schultern, Hoffnung kommt auf.
Emotional ist es auch an den sogenannten „Prayer Stations“. Hier stehen Helferinnen und Helfer aus dem Orgateam bereit, um mit den Menschen, die zu ihnen kommen, gemeinsam zu beten – in den ganz individuellen Anliegen. In den Mitmenschen ist Gott auch hier ganz nah.
Nach etwa einer Stunde gibt es einen besonderen Segen. Ein Priester zieht mit der Monstranz durch die Kirche und segnet die Anwesenden einzeln. Am Ende des Abends erteilt auch Erzbischof Bentz den Gläubigen den Segen mit der Monstranz. So endet der Abend der Barmherzigkeit und damit ein Abend voller Emotionen.
Nach 120 Minuten ist der Abend der Barmherzigkeit vorbei. Aber was bleibt? Mit welchem Eindruck fährt Erzbischof Bentz wieder nach Paderborn zurück? „Ich bin dankbar, am Vorabend von Pfingsten zu spüren, dass Gottes Geist wirkt und lebendig ist. In den Gesprächen und der Atmosphäre habe ich eine Sehnsucht nach Heilung, nach Lebendigkeit im Glauben gespürt. Danach, dass Gott mich in meinem Alltag trägt. Dafür bin ich dankbar.“
Der Glaube an Gott und seine Nähe in unserem Leben ist jedoch nicht nur einmaliges Event, sondern ein lebenslanger Weg. Erzbischof Bentz ist überzeugt: „Es braucht solch besondere Augenblicke, die einem Kraft geben, sehr bodenständig den Weg im Alltag zu gehen.“
Aber wie kann diese Brücke in den Alltag gelingen? Dafür hat Erzbischof Bentz einen Tipp: „Ich glaube, dass es wichtig ist, sich im Alltag kleine Inseln zu schaffen. An diesen kleinen Inseln kann ich, natürlich in anderer Weise, aber innerlich von dem, was ich jetzt erlebt habe, etwas weiterführen. Und diese kleinen Inseln sind Stille, die Ausrichtung auf Gott und dem Herzen Raum zu geben.“
Und noch etwas ist für Bentz wichtig: „Unser Glaube braucht diese Momente des geisterfüllten Lobens und Preisens, um dann aber auch im Alltag ganz konkret dem Nächsten zu dienen, zu lieben und etwas zu tun, um diese Welt zu verändern. Das eine lebt vom anderen.“
Beim Abend der Barmherzigkeit hat Erzbischof Bentz viele Jugendliche und ihre Form des Glaubens kennengelernt. Sie sind eine Gruppe von vielen im Erzbistum Paderborn, die ihren Glauben leben. Bentz betont, dass jeder Mensch durch seinen individuellen Charakter seine eigenen Formen und Ausdrucksweisen habe, den Glauben zu leben.
„Es darf diese Freiheit auch geben. Ich darf eine Form wahrnehmen und mich fragen: Ist das stimmig für mich oder nicht? Es hat auch die Freiheit zu sagen: Und für mich ist es nicht stimmig. Diese Freiheit gehört zum Glauben dazu.“
Mit dieser Haltung wird Erzbischof Bentz in den kommenden Wochen und Monaten viele weitere Menschen und ihre Glaubensformen im Erzbistum kennenlernen. Sie alle verbindet dabei eins: die Freude am Glauben.
Noch mehr Tipps von Erzbischof Bentz für den Glauben im Alltag gibt es hier.