Die Heilige Pforte. Sie ist nur alle 25 Jahre geöffnet. Nur im Heiligen Jahr. Heute gehen wir durch. Am Petersdom in Rom.
Doch: Was macht diese Pforte heilig oder zu einem heiligen Ort? Was ist so besonders daran, durch diese Tür zu gehen? Wie kann mich das näher zu Gott bringen?
Der Vorteil ist, dass ich das nicht allein entdecken muss. Das finde ich heute zusammen mit den 50 Pilgerinnen und Pilgern aus dem Erzbistum Paderborn heraus, die zum Jubiläum der Jugend beim Heiligen Jahr in Rom sind.
Die Engelsburg im Rücken, den Petersdom fest im Blick. Wir stehen am Ende der Via della Conciliazione. Hier starten wir unseren Pilgerweg durch die Heilige Pforte.
Pastor Stefan Kendzorra erklärt, dass die Heilige Pforte ein äußeres Zeichen für etwas Inneres ist.
Wie wir durch die Tür von außen in die Kirche hineingehen, soll es auch uns gelingen, vom Außen zum Innen zu kommen. Er sagt:
»Es geht darum, vom Beschäftigtsein, Gestresstsein und der Ablenkung zur Innerlichkeit zu kommen. Zur inneren Mitte. Und da, in dieser Mitte meiner Person, kann ich in die Gottesbeziehung kommen. Gott in mir entdecken. Die tiefe Verbindung zu Christus spüren.«
Pastor Stefan Kendzorra
Vom Außen zum Innen kommen. Alles klar. Oder? Ich nutze unseren Pilgerweg, um darüber nachzudenken, was das ist. Außen. Innen.
Ich merke, dass ich das nicht genau sagen kann. Aber ich habe dazu mehrere Assoziationen.
Ich denke an Situationen, in denen ich meiner Chefin zustimme, egal, was sie sagt, um ihr zu gefallen. Wo ich immer Ja sage, um keine Schwäche zu zeigen. Da bin ich im Außen, oder?
Ich denke daran, wenn ich meine Mitspieler beim Fußball danach bewerte, wie gut sie sind und das Gefühl habe, dass diejenigen, die viel können, irgendwie wertvoller sind. Mit denen möchte ich mich unterhalten, die möchte ich zum Lachen bringen, von denen möchte ich respektiert werden.
Mir kommen Gedanken in den Sinn wie: „Wer mehr Geld verdient, ist mehr wert.”
Mir fällt auf, wie wichtig mir optische Schönheit ist. Wer attraktiv ist, ist spannend.
Und so weiter.
Und im Innen? Was ist dieser Heilige Raum? Wie komme ich dahin? Und was schenkt mir die Begegnung mit Gott in mir?
Das ist noch schwieriger zu sagen. Aber ich habe das Gefühl, dass dort zum Beispiel die innere Gewissheit liegt, dass jeder Mensch gut, wertvoll, spannend, liebenswert ist.
Dass ich sein darf.
Dass ich vertrauen kann: Gott, mir, den Leuten.
Dass ich leben statt grübeln kann.
Wahrnehmen statt bewerten.
Ich denke an den Satz: „Don‘t try to make it happen, let it happen.“
Die Heilige Pforte kommt immer näher. Ich bin Teil des Pilgerstroms, der durch diese Tür geschleust wird. Ich berühre die Tür, mache das Kreuzzeichen, gehe in den Petersdom hinein.
Ich filme oder fotografiere den Moment, in dem ich durch die Heilige Pforte gehe, bewusst nicht. Anders als die meisten um mich herum. Und ich habe das Gefühl, dass das für mich ein Weg nach innen ist.
Irgendwie merke ich: Weil ich nichts fotografiere oder filme, gehört dieser Moment ganz mir. Was ich erlebe, ist innerlich. Dass ich den Drang habe, das zu fotografieren zeigt mir: Was ich erlebe, ist etwas Besonderes. Ich würde es gern festhalten, anderen zeigen oder mir selbst später noch anschauen. Aber irgendwie denke ich auch: Würde ich jetzt ein Foto machen, wäre die ganze Magie kaputt.
Gerade, weil ich nichts fotografiere, ist der Moment so intensiv. Ich weiß: Für diesen Augenblick, für diesen Blick mit meinen Augen, gibt es keine zweite Chance. Und so gehe ich auch weiter durch den Petersdom. Staunen statt Fotos schießen.
Das Jetzt – ein Weg in die Innerlichkeit?!
Was kann mir noch helfen, diesen kostbaren Heiligen Raum in mir zu finden? Wo ist die Heilige Pforte im Alltag?
Bestimmt gilt da: Viele Wege führen nach Rom. Stefan Kendzorra hat einen besonderen Tipp für mich: das kontemplative Gebet.
Das ist eine meditative Form des Gebets, das die Christen in der Urkirche stark genutzt haben. Es geht darum, bei sich selbst anzukommen. Im eigenen Körper. In der eigenen Atmung. Und dadurch: im Hier und Jetzt. Bei Gott.
Das kontemplative Gebet hilft, vom Denken zum Wahrnehmen zu kommen. Zu sein statt zu tun. Mich geliebt zu fühlen, um zu lieben.
Es ist ein Schlüssel zu dem inneren Raum, in dem ich wahrnehmen kann, wie eng ich mit Gott verbunden bin.
Klingt nach einer Herausforderung. Aber auch nach einem Plan.