Nikolaus von der Flüe - ein Freund des Friedens
01.10.2021
Holy Heroes 2021

Freund des Friedens

Nikolaus von der Flüe

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von Miriam Pawlak

Nennt mich einfach Bruder Klaus. Ich bin in einfachen Verhältnissen aufgewachsen. Es war ganz selbstverständlich, dass ich auf dem Bauernhof meiner Eltern gearbeitet habe. Täglich die Tiere füttern, die Äcker bestellen, Wiesen mähen – das habe ich alles ganz gern getan. Die Weite der Felder, der frische Wind um mich herum – ich muss sagen, ich mochte die Einsamkeit.

Trotzdem habe ich geheiratet. Mit meiner schönen und bescheidenen Frau haben wir gemeinsam zehn Kinder großgezogen. Das war auch ganz schön. Wir sind regelmäßig in die Kirche gegangen, ich habe mehrere Ämter besetzt und Aufgaben in der Gemeinde wahrgenommen. Alles erfüllte ich pflichtbewusst und gern.

Recht und Gerechtigkeit sind schon immer meine obersten Maximen gewesen. Ich konnte es nicht mit ansehen, wenn man sich total daneben benahm, andere ausbeutete und zudem krumme Geschäfte machte, um aus diesem ganzen Fake-Leben das Beste für sich zu ziehen. Dennoch habe ich eines nie vergessen: Einen Satz, den ich Jesus auch zu mir sprechen höre: „Liebt eure Feinde“ (Mt 5,44; Lk 6,27). Ganz ehrlich: Ich bin schon so der peacekeeper bei uns im Dorf gewesen. Ich kann keinen Streit und schon gar keinen Krieg dulden. Ich bin ein Freund des Friedens.

Vom Drang wegzugehen

Nikolaus von der Flüe

Leider war ich selber innerlich nicht immer im Reinen mit mir selbst. Irgendwann kam ein Punkt in meinem Leben, da nahm die innere Unruhe in mir die Oberhand. Die Arbeit häufte sich, erfüllte mich aber nicht mehr. Der Drang wegzugehen und ganz neu zu starten, nahm zu. Kennst du das Gefühl? Mir wurde irgendwie alles zu viel. Ich wollte wissen, was dieser Gott, den ich die ganze Zeit hinter dieser Unruhe vermutete, von mir wollte. Ich spürte, dass ich gehen musste.

Nachdem ich mehrmals mit Dorothea, meiner Frau, darüber sprach, gab sie irgendwann nach. Sie war völlig fertig mit den Nerven. Ich habe ihr mit meiner Entscheidung, zu gehen und nicht mehr wiederzukehren, das Herz gebrochen, das weiß ich. Ich war schon 50 als ich meine Familie verließ. Aber die Berufung war stärker. Die Berufung hat mich angetrieben.

Die Tür hinter mir zuschließen

Die Berufung, das ist der Ruf Gottes, der mir geholfen hat diese Trennung durchzustehen. Um mich zu finden und ihm dienen zu können. Nur, weil ich gemerkt habe, dass ich Gott mehr liebe als meine Familie war ich fähig, die Tür hinter mir zu schließen, sie weinend hinter mich zu lassen und fortzugehen – in die Einsamkeit.

In Wirklichkeit war ich als Eremit gar nicht einsam. Gott war immer bei mir. Tag und Nacht. Nicht einmal mehr Hunger habe ich verspürt, denn Gott gab mir Nahrung für meinen Geist, mein Herz und meine Seele. Das klingt vielleicht kitschig, aber so war ich bei mir angekommen.

Die meisten Leute aus dem Dorf waren wütend auf mich, fanden meine Entscheidung brutal. Sie haben mich einfach nicht verstanden. Doch mir wurde da erst so richtig klar: Die Wege Gottes sind wirklich unbegreiflich. Auch für mich. Ich weiß nur, dass ich es nie bereut habe. Manchmal kann Frieden eben auch erst aus der inneren Unruhe entstehen. Wenn du der inneren Stimme folgst, die dir keine Ruhe lässt, wirst du sehen, dass Gott weiß, was gut für dich ist. Dafür ist es nie zu spät.

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